Weiße Strände, rote Wüsten und das größte Riff der Welt: Für die Schönheiten Neukaledoniens hat der französische Fünftligist US Thionville am Wochenende keine Zeit.
Für den ehemaligen Klub von Fritz Walter steht schließlich eines der kuriosesten Pflichtspiele der Fußball-Welt an: In der siebten Pokal-Runde tritt Thionville in Hienghene an - schlappe 16.315 Kilometer von der Heimat entfernt.
"Das wird kein Urlaub - wir wollen in die nächste Runde", sagt Trainer Julien Francois. Schon am Montag ging die Reise los, Neukaledonien liegt schließlich 1300 Kilometer östlich von Australien in der Nähe von Vanuatu.
Mit dem TGV fuhren 16 Feldspieler und zwei Torhüter nach Paris, von dort ging es mit dem Flugzeug nach Singapur und weiter nach Noumea, der Hauptstadt Neukaledoniens.
Französischer Verband übernimmt die Kosten
"Zum Glück haben alle Arbeitgeber mitgespielt und den Spielern frei gegeben", sagte Klubchef Francois Ventrici der Zeitung Le Republicain Lorrain.
Mammut-Reisen wie die von Thionville kommen immer wieder mal vor, denn auch in Frankreich hat der Pokal seine eigenen Gesetze: Seit 1961 dürfen die Übersee-Departements, die "Territoires d'outre-mer", am Coup de France teilnehmen.
Thionville macht den 32.630-Kilometer-Trip freiwillig: 15 Vereine erklärten sich vor der Auslosung zu einer möglichen Weltreise bereit, der nahe dem Saarland beheimatete Klub wurde gezogen.
Damit der 1905 als FC Diedenhofen gegründete Verein, für den 1943 auch der spätere Weltmeister Fritz Walter auflief, nicht pleitegeht, übernimmt der Verband die Kosten.
FC Trelissac hält den Weltrekord
Begrüßt wurde die Reisegruppe nach 25 Flugstunden von sommerlichen 30 Grad, bis zum Spiel am Samstag muss sich das Team schnell akklimatisieren. Theoretisch wären auch Reisen nach Guadeloupe, Französisch-Guayana, Martinique oder Tahiti möglich gewesen.
Der FC Trelissac trat 2014 ebenfalls in Neukaledonien an, 17.142 Kilometer vom eigenen Stadion entfernt - Weltrekord für ein nationales Pflichtspiel.
Favorit ist Thionville am Samstag (15.00 Uhr Ortszeit, 5.00 Uhr auf dem Festland) nur bedingt: Hienghene gewann 2019 die ozeanische Champions League und nahm an der FIFA Klub WM teil. "Die Tatsache, hier in Neukaledonien zu spielen, ist für uns bereits ein Sieg", sagt Präsident Karl Fisdiepas.
Zeit für Sightseeing bleibt Thionville auch nach der Partie nicht, am folgenden Mittwoch will das Team wieder daheim sein. Schließlich wartet vier Tage später das Auswärtsspiel bei der zweiten Mannschaft von ES Troyes AC, schlappe 250 Kilometer entfernt. Quasi ein Katzensprung.