"Entschuldigung, dass ich einen deutschen Pass habe": Thomas Tuchel als England-Trainer vorgestellt

SID
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Thomas Tuchel wird neuer Trainer der englischen Nationalmannschaft. Der Druck ist groß, die Erwartungshaltung riesig - der Beistand königlich.

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Bei seinem Gang ins legendäre Wembley-Stadion stach Thomas Tuchel sofort ein Spruch von Ikone Pele ins Auge.

"Pele hat gesagt, dass Wembley das Herz, der Mittelpunkt und die Kathedrale des Fußballs ist. Er hat vollkommen recht", sagte der 51-Jährige bei seiner Vorstellung zum neuen Heilsbringer des englischen Fußballs mit einiger Ehrfurcht.

Die Erwartungen auf der Insel sind riesig, Tuchel soll bei der WM 2026 dann "60 Jahre des Schmerzes" auslöschen.

Selbst ihre königlichen Hoheiten rollten dem großen Hoffnungsträger am Mittwoch den roten Teppich aus.

"Thomas, wir wünschen dir viel Glück. Wir stehen alle hinter dir", schrieben Prinzessin Kate und Prinz William aus dem Kensington Palast. Es würden "aufregende Zeiten vor England stehen, mit einer Generation hochbegabter Spieler und einem neuen Manager".

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Tuchel: "Es ist einer der größten Jobs im Fußball"

Dass ausgerechnet ein Deutscher das Trauma beenden soll, spielte für Tuchel dabei keine Rolle. "Entschuldigung, dass ich einen deutschen Pass habe", sagte er mit einem Lächeln und fügte mit Nachdruck an: "Ich liebe es, hier zu leben und zu arbeiten. Ich liebe den englischen Fußball. Und ich hoffe, dass ich allen zeigen kann, dass ich stolz auf diesen Job bin. Es ist einer der größten Jobs im Fußball. Ich hoffe, dass ich dem gerecht werden kann."

Beim FC Bayern vor kurzem noch vom Hof gejagt, will Tuchel England 2026 "über die Ziellinie schieben und den zweiten Stern aufs Trikot bringen. Ich bin sehr aufgeregt und geehrt, den Traum wahr werden zu lassen", sagte er und schwärmte im dunklen Anzug von einem "großen Privileg".

Tuchels Vertrag mit der FA beginnt am 1. Januar und gilt für 18 Monate bis einschließlich der WM 2026. Wie in München wird der Engländer Anthony Barry sein Assistent sein.

Verbandspräsident Mark Bullingham zeigte sich "begeistert". Kapitän Harry Kane freute sich "sehr", er könne es "kaum erwarten", wieder mit Tuchel zu arbeiten.

Beim Kandidaten-Casting nach dem Rücktritt von Gareth Southgate habe Tuchel "sehr beeindruckt. Er stach mit seiner großen Erfahrung und seinem Elan hervor", betonte Bullingham.

Tuchel habe "eine klare Vision, wie er das Beste aus den Spielern herausholt, um den WM-Titel zu gewinnen." Dass Tuchel Deutscher ist? Kein Problem für Bullingham: "Wir wollten den besten Trainer. Und er ist einer der besten Trainer der Welt."

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Tuchels Vertrag beim FC Bayern aufgelöst

Tuchels bis 2025 laufender Vertrag beim FC Bayern war vorzeitig aufgelöst worden, er verließ die Münchner im Sommer nach einer Saison ohne Titel im Unfrieden.

Ehrenpräsident Uli Hoeneß soll laut Sport Bild bei einer Mitarbeiterversammlung des deutschen Rekordmeisters nun sogar noch einmal nachgetreten und Tuchels Zeit im Verein als "Katastrophe" bezeichnet haben.

Auf der Insel genießt Tuchel seit seiner Tätigkeit beim FC Chelsea dagegen weitgehend einen guten Ruf: "Fußball kommt nach Hause", titelte die Sun sogar in Deutsch.

Tuchel ist der erste deutsche Teammanager der Three Lions und der dritte Ausländer auf dem Posten nach dem kürzlich verstorbenen Sven-Göran Eriksson (Schweden/2001 bis 2006) und Fabio Capello (Italien/2007 bis 2012).

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Alan Shearer: "Wir brauchen einen Titel - so einfach ist das"

Der englische Verband (FA) suchte seit dem Aus von Southgate nach der EM-Finalniederlage im Juli gegen Spanien einen neuen Cheftrainer. Zuletzt betreute U21-Coach Lee Carsley interimsmäßig das Team um Torjäger Kane. Crasley wird auch noch bei den Nations-League-Spielen im November in Griechenland und gegen Irland die Verantwortung tragen, dann übernimmt Tuchel.

Beim FC Chelsea war der frühere Trainer von Mainz 05 von Januar 2021 bis September 2022 Teammanager gewesen, 2021 gewann Tuchel mit den Blues überraschend die Champions League. Nun soll es eben der WM-Triumph sein.

"Wir brauchen einen Titel - so einfach ist das", sagte Englands Ikone Alan Shearer deutlich: "Dafür wurde er verpflichtet."

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