Der diabolische Engel

Von Florian Regelmann
Joey Barton, Newcastle United
© Getty

Es ist nur einige Wochen her, dass Joey Barton Besserung gelobte. In einem Interview mit "BBC1" hatte Barton nun gestanden, dass es ihn "umbringen" würde, immer wieder seiner im Krankenhaus liegenden Oma die eigens verschuldeten Negativ-Schlagzeilen erklären zu müssen.

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Seiner geliebten Großmutter wegen. Bei ihr war er nach der Trennung seiner Eltern aufgewachsen.

"Sie mag es nicht, solche Geschichten über mich zu lesen. In ihren Augen werde ich immer ein Engel sein", so Barton.

Erneute Verhaftung

Nun hat Enkelsohn Joey erneut dafür gesorgt, dass sich der Gesundheitszustand seiner Großmutter kaum verbessern wird.

Der Newcastle-United-Star wurde gemeinsam mit einem Familienmitglied und einer Freundin am Donnerstagmorgen um 5:30 Uhr in der Innenstadt von Liverpool festgenommen.

Barton wird der Körperverletzung an zwei Männern beschuldigt und wird am Freitag dem Untersuchungsrichter vorgeführt.

Der 25-Jährige hatte am zweiten Weihnachtsfeiertag das Spiel seiner Magpies gegen Wigan wegen einer Knöchelverletzung verpasst und die Zeit zu einer Sauftour durch seine Heimatstadt Liverpool genutzt.

Das Gefängnis droht

Es ist das aktuell letzte Kapitel der unendlichen Joey-Barton-Saga. Der Mittelfeldspieler befindet sich wegen einer mutmaßlichen Körperverletzung an seinem früheren Mitspieler bei Manchester City, Ousmane Dabo, ohnehin nur auf Kaution auf freiem Fuß.

Im Juni 2008 muss sich Barton vor Gericht verantworten. Es droht eine Haftstrafe. Angst vor dem Gefängnis hat er aber nicht: "Wenn man dafür, dass man sich verteidigt, in den Knast kommt, dann ist es wohl so. Ich habe nichts Falsches getan. Ich kann gut schlafen."

Barton weiter: "Wenn ich kein Fußballer wäre, wären all diese Vorfälle, in die ich involviert war, gar nicht erwähnt worden. Es interessiert ja sowieso niemanden, ob ich schuldig bin oder nicht."

Ein Auszug aus der Liste der angesprochenen "Vorfälle":

2004: Bei einem Freundschaftsspiel zettelt er eine Schlägerei an. Zehn Spieler sind beteiligt.

2004: Bei der Weihnachtsfeier von Manchester City drückt er eine Zigarette im Auge eines Nachwuchsspielers aus. Dieser hatte versucht, Bartons T-Shirt anzuzünden.

2005: Bei einem Vorbereitungsturnier in Thailand greift er einen 15-jährigen Everton-Fan an und wird vom Klub nach Hause geschickt. Im Anschluss unterzieht er sich einer Therapie in Aggressionsbewältigung.

2005: Er bricht einem 35-jährigen Fußgänger das Bein, als er mit seinem Auto um 2 Uhr morgens durch Liverpool fährt.

2006: Er entblößt seinen Hintern, als ManCity in der Nachspielzeit in Everton noch den Ausgleich schafft.

2006: Barton kritisiert die Veröffentlichung einiger Autobiographien englischer Nationalspieler nach der Weltmeisterschaft in Deutschland: "Wir sind im Viertelfinale rausgeflogen. Ich habe scheiße gespielt. Hier ist mein Buch. Wer will das lesen?" 

März 2007: Eine weitere Anzeige wegen Körperverletzung folgt im März 2007, als er eine Auseinandersetzung mit einem Taxi-Fahrer gehabt haben soll.

Anfang Dezember: Er legt sich mit den Newcastle-Fans an, kritisiert ihre mangelnde Unterstützung und bezeichnet sie als "bösartig".

Nur eine Randnotiz: Schon hinter Gittern befindet sich Joeys Halbbruder Michael Barton, der wegen seiner Verwicklung in den rassistisch motivierten Mord an dem Studenten Anthony Walker eine Gefängnisstrafe von 17 Jahren erhielt.

Auch wenn es seine Großmutter verständlicherweise nicht einsehen will und kann, eines scheint offensichtlich: Wenn in England die Engel wie Joey Barton aussehen, dann kann man nach dem Tod wohl gleich freiwillig den Gang in die Hölle vorziehen. 

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