Dass man sich in einer sportlichen Krise befand, daraus machte man an der Stamford Bridge zuletzt keinen Hehl. Wie auch? Fünf Spiele ohne Sieg, das ist für Chelsea-Verhältnisse eine beinahe epochale Durststrecke.
Doch das war vor dem Montagabend-Kracher im Emirates Stadium beim FC Arsenal. Und die 1:3-Pleite bei den Gunners hat die Serie der Misserfolge nicht einfach nur um ein weiteres Match verlängert, sondern ihr eine neue Dimension gegeben. Denn: Damit haben die Blues nicht in ihren schlimmsten Albträumen gerechnet.
"Damit habe ich nicht gerechnet", sagte Carlo Ancelotti. Enttäuscht, ja konsterniert und beinahe geschockt reagierte der italienische Coach auf die Leistung seiner Mannen, die gegen einen spielfreudigen FC Arsenal nicht den Hauch einer Chance hatten und leicht höher hätten verlieren können.
"Ich war von dieser Vorstellung überrascht, denn ich habe in dieser Woche einige sehr gute Trainingsleistungen gesehen. Wir müssen endlich aufwachen", sagte Ancelotti noch und dann sehr nachdenklich: "Vielleicht bin ich der erste, der aufwachen muss."
11 Tore in 13 Spielen
Nach dem furiosen Saisonstart mit fünf Siegen und 21:1 Toren ist Chelsea in einen merkwürdigen Trott verfallen. Die Bilanz in den 13 Spielen seitdem: 4 Siege, 4 Unentschieden, 5 Niederlagen, 11:14 Tore.
Mit dem Comeback des lange verletzten Frank Lampard vor zwei Wochen beim 1:1 bei den Tottenham Hotspur wähnte man sich am Ende der Misere. Jetzt zweifelt Ancelotti - 20 Spiele vor Saisonende - schon an der Chance auf die Titelverteidigung.
"Natürlich mache ich mir Sorgen. Die Mannschaft spielt nicht so, wie wir uns das vorstellen. Man sieht, dass uns das Selbstvertrauen fehlt, um unseren Stil zu spielen. Aber wenn man schläft, dann ist wichtig, schnellstmöglich aufzuwachen", erklärte Ancelotti. Es sei schwierig, in dieser Situation von der Meisterschaft zu sprechen: "Wir haben viele Punkte und unseren Tabellenplatz eingebüßt, aber ich bin noch zuversichtlich."Das Ende von Scolari
Luiz Felipe Scolari war in einer ähnlichen Situation im Februar 2009. Da fiel Chelsea am 25. Spieltag durch ein grottiges 0:0 gegen Hull City auf den vierten Platz zurück, der Rückstand auf Spitzenreiter Manchester United betrug zehn Punkte und mit Arsenal im Rücken wackelte sogar die Qualifikation für die Champions League.
Klub-Besitzer Roman Abramowitsch feuerte Scolari damals nach nur sieben Monaten und installierte Guus Hiddink, der die Blues wieder auf Kurs brachte.
Ancelotti: "Stehe zu meiner Verantwortung"
Jetzt ist die Situation vergleichbar. Arsenal und Manchester City haben Chelsea (31 Punkte) schon vier Punkte abgenommen und Spitzenreiter United hat bei einem Spiel weniger sechs Zähler Vorsprung. Tottenham (30) pocht mit Macht ans Tor zu den ersten vier Plätzen.
Wie lange sich Abramowitsch noch in Geduld üben werde, wurde Ancelotti am Montagabend zwangsläufig auch noch gefragt. "Das weiß ich nicht, aber vermutlich ist er im Moment nicht zufrieden", gab der 51-Jährige zurück. "Ich stehe zu meiner Verantwortung, aber da müssen Sie schon ihn fragen."
Arsenal: Das große Aufatmen
So niederschmetternd das Ergebnis des Derbys im Emirates für Ancelotti und Chelsea war, so befreiend war es für den FC Arsenal.
Zwölf Spiele in Folge hatten die Gunners gegen die großen Zwei, ManUnited und eben Chelsea, nicht mehr gewonnen und sich die immer gleichen Schmähungen anhören müssen.
"Man hat uns infrage gestellt. Es hieß, wir können keine großen Spiele gewinnen", sagte Arsenal-Coach Arsene Wenger. "Dieser Sieg könnte richtungsweisenden Charakter haben. Cesc Fabregas hat gesagt, dass wir Angst davor hätten zu gewinnen. Das war vielleicht etwas krass ausgedrückt, aber von Angst war heute nichts zu sehen."
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