Ein Zeichen an die Konkurrenz

Von Daniel Börlein
Fernando Torres (l.) und John Terry spielen künftig gemeinsam für den FC Chelsea
© Getty

Kurz vor Transferschluss hat der FC Chelsea nochmal richtig zugeschlagen und insgesamt knapp 85 Millionen Euro ausgegeben. Mit Fernando Torres kam vom FC Liverpool ein echter Hochkaräter. Die große Frage allerdings: Wie lässt Coach Carlo Ancelotti jetzt spielen? Der eigentliche Schlüsseltransfer ist ohnehin ein Abwehrspieler.

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Fernando Torres war gerade mal ein paar Wochen auf der Insel, da machte er sich schon bei den Chelsea-Fans unbeliebt. Im Sommer 2007 war der Spanier von Atletico Madrid zum FC Liverpool gewechselt. Im ersten Heimspiel der neuen Saison empfingen die Reds den FC Chelsea. Nach fünf Minuten brachte Torres Liverpool mit seinem ersten Tor in Führung. Die Anfield Road bebte. Die Blues-Fans dagegen waren ernüchtert.

Mittlerweile hat sich das Blatt komplett gewendet. Zujubeln mag Torres in Liverpool niemand mehr. Die Euphorie um den 26-Jährigen ist an der Anfield Road längst dahin. Stattdessen wurden vor dem Klubgelände der Reds am Montagabend reihenweise Trikots mit der Nummer 9 verbrannt.

200.000 Euro pro Woche

In London sieht das ganz anders aus. Chelseas Fans lieben Torres ab sofort. Die Blues verpflichteten den spanischen Welt- und Europameister kurz vor Ende der Wechselperiode für 59 Millionen Euro und brachten damit den teuersten Transfer der Premier-League-Geschichte unter Dach und Fach.

Bei Chelsea unterschrieb Torres einen Vertrag für die nächsten fünfeinhalb Jahre und wird dafür mit 200.000 Euro pro Woche entlohnt. "Das ist ein großer Schritt für mich", sagte der Angreifer bei seiner Vorstellung. "Genau das wollte ich: Für eines der besten Teams in Europa auflaufen, das um jeden Titel mitspielen kann. Mit diesem Wechsel habe ich das erreicht. Mehr geht nicht."

Ein Zeichen an die Konkurrenz

In den letzten Tagen hatte Chelsea intensiv um Torres geworben. Die Chance, einen der begehrtesten Angreifer in Europa zu verpflichten schien, günstig wie nie. So überzeugten die Blues-Verantwortlichen auch Klub-Eigentümer Roman Abramowitsch, obwohl kurz zuvor bekannt geworden war, dass Chelsea die vergangene Saison mit einem Verlust von 80 Millionen Euro abschloss.

"Das ist ein sehr wichtiger Tag für Chelsea. Wir haben einen der besten Stürmer der Welt verpflichtet, der in England schon lange seine Qualität nachweist. Seine Verpflichtung ist auch ein Signal für unsere nach wie vor großen Ambitionen", sagte Blues-Vorstand Bruce Buck.

Ganz klar: Chelsea will die Torres-Verpflichtung auch als Zeichen an die Konkurrenz verstanden wissen. In der Liga sind die Blues hinter Manchester United, Arsenal und Manchester City momentan nur noch die Nummer vier, in der Champions League zählt man das Team von Carlo Ancelotti in dieser Saison nicht zu den absoluten Top-Favoriten.

Drogba und Torres - klappt das?

Daran musste Chelsea etwas ändern. Und wer würde da mehr Aussicht auf Besserung versprechen, als der beste Premier-League-Torjäger der letzten Jahre. 65 Treffer erzielte Torres in den letzten dreieinhalb Jahren in 102 Spielen. Da kann nicht mal Didier Drogba mithalten. Der Ivorer traf im gleichen Zeitraum in 97 Partien 52 Mal.

Dennoch ist Drogba für Torres "der beste Stürmer der Welt. Es ist eine tolle Herausforderung, mit ihm zusammenzuspielen". Das allerdings ist auch die große Frage: Können Drogba und Torres überhaupt zusammen spielen?

Zuletzt setzte Coach Ancelotti fast ausschließlich auf ein 4-2-3-1-System mit Drogba als einziger Spitze. Weil allerdings weder Drogba noch Torres für den Flügel geeignet sind, müsste der Italiener seine Taktik auf zwei Stürmer umstellen. Dazu hat Ancelotti allerdings nicht unbedingt das Personal, zumal zumindest fraglich scheint, ob ein Sturmduo Drogba/Torres überhaupt funktioniert.

Durchaus möglich deshalb, dass Chelsea Torres schon mit Blick auf die kommende Saison verpflichtet hat. Drogba wird im März 33 Jahre alt und hat in der Vergangenheit immer wieder mit einem Wechsel kokettiert. Im Sommer hätten die Blues letztmals die Chance, für Drogba (Vertrag läuft 2012 aus) Ablöse zu kassieren.

Luiz als Schlüsseltransfer

Während noch offen scheint, wie Star-Neuzugang Torres bei Blues integriert werden kann, ist die Verpflichtung von David Luiz im Torres-Hype fast ein wenig untergegangen. Der brasilianische Innenverteidiger kommt für 25 Millionen Euro von Benfica Lissabon und ist Chelseas eigentlicher Schlüsseltransfer in der Winterpause.

In der Viererkette musste Ancelotti zuletzt einige Mal improvisieren. Luiz hat in Lissabon bereits sein Potenzial nachgewiesen und mit 23 Jahren seine besten Jahre noch vor sich.

"David Luiz ist einer der vielversprechendsten Abwehrspieler im Welt-Fußball und schon brasilianischer Nationalspieler. Ich bin mir sicher, dass er eine wertvolle Verstärkung für unseren Kader ist", sagte Chelsea-Geschäftsführer Ron Gourlay.

Ab Sommer Financial Fair Play

Mit Luiz und Torres will Chelsea nun nochmal angreifen, mindestens ein Titel soll in dieser Saison noch her. Knapp 85 Millionen Euro machten die Blues dafür locker, womöglich auch, weil der Gürtel ab kommender Saison deutlich enger geschnallt werden muss.

Dann nämlich startet die UEFA ihr Financial Fair Play, durch das den Vereinen der Ausschluss aus den europäischen Wettbewerben droht, wenn gewisse wirtschaftliche Auflagen wie eine deutliche Reduzierung der Neu-Verschuldung nicht erfüllt werden. Chelsea gilt dabei als gefährdeter Klub. Ein Mann wie Torres war deshalb vielleicht nur noch jetzt zu bekommen.

Der letzte Tag: Chronologie des Transfer-Wahnsinns

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