Verneigung vor Manchesters Titelmonster

Von Florian Bogner
Die lebende Legende verneigt sich: Alex Ferguson steht dicht vor seiner 12. Meisterschaft mit ManUtd
© Getty

Nach dem 2:1-Sieg über den FC Chelsea trennt Manchester United noch ein läppisches Pünktchen vom 19. Meistertitel und damit der Wachablösung in Sachen Rekordmeister. Coach Sir Alex Ferguson hätte damit endgültig sein Lebenswerk vollendet - denkt aber immer noch nicht ans Aufhören. Sein Lob bekommt Stürmer Javier Hernandez ab.

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Als Schiedsrichter Howard Webb zum Schlusspfiff blies, vergaß Sir Alex Ferguson für einen Moment lang, dass er schon 69 Jahre alt ist.

Wie ein wild gewordener Gummiball hüpfte der ManUtd-Teammanager nach dem 2:1-Sieg über den FC Chelsea auf und ab und umarmte jeden in seinem Umkreis, den er in die Pranken bekommen konnte.

Ferguson: "Wir werden es nicht mehr verhunzen"

Mit dem Erfolg über die Blues steht der 19. Meistertitel von United quasi fest - sechs Punkte Vorsprung auf Chelsea wird sich Manchester bei zwei noch ausstehenden Spielen gegen die Blackburn Rovers (A) und den FC Blackpool (H) nicht mehr nehmen lassen.

Dementsprechend euphorisch äußerte sich Ferguson nach dem Spiel. "Wir haben uns den Titel redlich verdient", meinte Fergie und legte alle Zurückhaltung ab: "Ich kenne meine Spieler, sie werden es nicht mehr verhunzen. Sie werden den einen Punkt einfahren, daran gibt es keinen Zweifel."

Für den Trainer selbst wäre es die vorzeitige Krönung einer jetzt schon einzigartigen Karriere. Als ein gewisser Alexander Chapman Ferguson am 6. November 1986 von Schottland nach Manchester übersiedelte und United übernahm, stand es in Sachen Meistertiteln noch 16:7 für die Konkurrenz vom FC Liverpool.

19:18 für Manchester United

2002 hatte der mittlerweile von der Queen zum Ritter geschlagene Sir Alex nach bereits sieben Meisterschaften mit den Red Devils behauptet: "Meine größte Herausforderung ist es, Liverpool von ihrem verdammten Thron zu stoßen." Am Saisonende steht es in der Rechnung aller Voraussicht nach 19:18 für ManUtd, Ferguson hat sein Ziel erreicht.

"Ich hätte nie gedacht, dass das möglich wäre", sagte Ferguson am Sonntag. "Aber nachdem wir 1992/93 den ersten Titel eingefahren hatten, hat sich was bewegt. Danach wurden wir besser und besser, der Klub ist regelrecht abgehoben." Seine Gemütslage: "Es fühlt sich fantastisch an, das erfolgreichste Team des Landes zu sein."

Wer daraus nun aber schließt, der Schotte könnte nach so vielen Titeln amtsmüde werden, der irrt gewaltig. "Ich werde auch nächstes Jahr hier sein", wird der 69-Jährige am Montag in britischen Medien zitiert.

Am 28. Mai hat Ferguson gegen den FC Barcelona noch die Chance, als erster Coach dreimal die Champions League zu gewinnen. Danach vielleicht noch den vierten. Und die 20. Meisterschaft für United, seine dreizehnte.

Opa Ferguson "wie ein kleiner Junge"

In Ferguson brennt immer noch ein einzigartiges Feuer, das merken auch die Kollegen. Roberto Mancini, Trainer vom Stadtrivalen Manchester City, meinte kürzlich: "Obwohl er schon 69 Jahre alt ist, feiert er jedes Tor wie ein kleiner Junge. Das nötigt mir einen Heidenrespekt ab."

Gegen Chelsea musste Ferguson jedoch lange um den Sieg zittern. Nach einer 2:0-Führung und zahlreichen vergebenen Chancen brachte ManUtd am Ende nur ein knappes 2:1 über die Zeit.

Analyse: Ji-Sung Park treibt United zum Sieg

"Das gehört zur Natur von Manchester United", meinte der Coach. "Das ist jedes Mal ein Drahtseilakt. Wir sorgen bei den armen Seelen auf der Tribüne für Herzanfälle. Sie sitzen auf der Vorderkante ihrer Sitze und beißen sich die Nägel ab. Ich weiß das - ich war diesmal einer von ihnen."

Scholes' guter Riecher mit Hernandez

Allein Wayne Rooney habe laut Ferguson sechs Tore erzielen können. So blieb es aber bei den Treffern von Javier Hernandez (1.) und Nemanja Vidic (36.). Frank Lampard erzielte nur den Ehrentreffer (69.). Hinterher wurde vor allem der Mexikaner Hernandez von Ferguson mit Lob überschüttet.

"Er hat alle Erwartungen übertroffen. Er ist eine echte Waffe. Der Junge ist unglaublich lernwillig und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Als er kam, wollten wir ihm eigentlich ein Jahr Eingewöhnungszeit zugestehen, aber er hat seine Chance sofort ergriffen", sagte Ferguson über den 22-Jährigen und wartete mit einer Anekdote auf: "Ich erinnere mich daran, was Paul Scholes sagte, als er ihn das erste Mal im Training gesehen hatte. Er sagte: Der Junge wird für uns locker 25 Tore machen - als Joker."

In der Premier League sind es bis dato 13 Treffer in 26 Spielen, 12-mal wurde er dabei eingewechselt. Hinzu kommen vier Tore in der Champions League und je ein Treffer in FA Cup, League Cup und im Community Shield - und das in seiner ersten Saison.

Bloß nicht an Devon Loch denken

Und vielleicht schießt Hernandez United nun gegen Blackburn endgültig zum Titel. Was soll ManUtd noch aufhalten? Vielleicht ja die Erinnerung an einen Klassiker des englischen Sports.

Pferdefreund Sir Alex Ferguson wurde auf der Pressekonferenz nach dem Chelsea-Spiel jedenfalls an das Pferd Devon Loch erinnert, das 1956 das Grand National spektakulär in den Sand setzte, weil es, scheinbar uneinholbar in Führung liegend, plötzlich einen Bauchklatscher hinlegte.

Ferguson reagierte jedoch nur amüsiert: "Erinnern sie mich nicht daran - mein Vater hatte damals Geld auf Devon Loch gesetzt!" Sir Alex hat eben auf alles eine Antwort.

Manchester United - FC Chelsea: Daten zum Spiel

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