SPOX: Als Vorstand muss man sich in England doch aktuell wie im Paradies vorkommen. Schließlich badet man nach Abschluss des neuen TV-Vertrages im Geld. Wo fließt das Geld hin?
Krueger: Dieser TV-Vertrag ist ein riesiger Schritt nach vorne. Aber wir müssen sehr verantwortlich mit diesen Summen umgehen. Es wird auch noch etwas Zeit brauchen, bis wir wissen, wie wir das Geld auch innerhalb des Vereins einsetzen.
SPOX: Verschafft dieses Geld der Premier League einen riesigen Vorteil?
Krueger: Ich bin davon überzeugt, dass die Premier League in der Tiefe die stärkste Liga der Welt ist. Und das wollen wir weiter ausbauen. Wir wollen uns weltweit noch stärker positionieren. Es geht nicht um die Konkurrenz zu den anderen Ligen. Diesen wünschen wir ebenfalls Erfolg. Die deutsche Liga und deren Entwicklung ist beispielsweise sensationell. Aber die Sportwelt ist so. Man muss in seinen Garten schauen. Und das macht die Premier League eben enorm gut.
SPOX: Anders als in Spanien entsteht kein Konflikt bei der Verteilung der Gelder. Woran liegt das?
Krueger: Letztlich kann man sagen, dass trotz der riesigen Unterschiede alle Teams an einem Strang ziehen. Wir teilen das Fernsehgeld sehr, sehr fair miteinander. Sowohl der Erste als auch der Letzte kommen gut dabei weg. Die Premier League ist ein Team, das auch wirtschaftlich zusammenarbeitet.
SPOX: Aber wird dadurch nicht der Transferirrsinn angetrieben? In Deutschland wären Summen wie die 40 Millionen Euro für einen Spieler wie Andy Caroll beispielsweise nicht denkbar.
Krueger: Es gibt natürlich die großen sechs Klubs, die in ihrer eigenen Welt leben. Sie spielen mit anderen Regeln. In Southampton zahlen wir zum Beispiel nur ein Drittel der Gehälter der Topvereine. Letztlich ist es unsere Aufgabe, ihnen sportlich in die Augen zu schauen und sie zu ärgern. Wir sind kein Klub, der 40 Millionen für einen Spieler ausgibt. Wir sind aber nicht in irgendeiner Form eifersüchtig. Vielmehr helfen die Teams uns auch, uns global stärker zu positionieren.
SPOX: In die Augen zu schauen? Jetzt untertreiben Sie aber. Auch in der aktuellen Saison lagen die Saints in der Tabelle lange vor Liverpool, obwohl diese im Sommer drei Ihrer Stars abwarben. Verspürt man da Genugtuung?
Krueger: Wir hatten im Sommer eine Win-Win-Situation. Liverpool hat einen sehr fairen Preis für unsere Spieler bezahlt. Das hat es uns ermöglicht, uns in der Tiefe besser zu besetzen und unser Jugendkonzept gut umzusetzen. Es ist ein freier Markt, das muss man akzeptieren. Ich hab das nie als eine negative Sache gesehen. Ich schaue mir an, wie das Geschäft funktioniert und akzeptiere dann die Regeln. Wir lassen uns von Erwartungen oder vom Tabellenplatz nicht verrückt machen. Wir haben es jetzt auch wieder geschafft, einige junge Spieler ins Team zu integrieren.
SPOX: Sie sprachen einmal vom "großen, ungenutzten Potenzial" von Southampton. Wann wird das genutzt?
Krueger: Wirtschaftlich waren die Strukturen in den letzten Jahren sehr ungesund. Es war kein Marketing und keine Verkaufsbasis da, auch das Sponsoring war schwach. Da liegt einiges im Argen. Und das bauen wir nun Schritt für Schritt auf. Für den Außenstehenden ist das natürlich nicht wirklich attraktiv. Aber langfristig sind diese Prozesse für den Verein eminent wichtig. Wenn wir das geschafft haben, können wir auch sportlich den nächsten Schritt machen.
SPOX: Wie geht es mit Ihnen persönlich weiter? Bleiben Sie dem Fußball erhalten oder geht's noch mal zurück zum Eishockey?
Krueger: Ich werde das Eishockey weiterhin lieben. Falls ich irgendwann das Gefühl habe, dass ich zu weit weg vom eigentlichen Sport bin, kann es sein, dass ich noch mal zurückwechsle. Im letzten Sommer kamen ein paar NHL-Mannschaften und haben angeklopft. Da war ich sehr glücklich über die Anfragen. Aber ich war nicht bereit dafür.
SPOX: Das hört sich nach einem Verbleib im Fußball an.
Krueger: Ich habe keinen Druck, persönlich langfristige Entscheidungen zu treffen. Ich werde diese Saison zu Ende machen und mich dann in Ruhe mit meiner Familie zusammensetzen. Erst dann entscheide ich, ob ich diese Rolle über einen längeren Zeitraum ausüben kann oder nicht.
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