Von Hornissen, Taktikern und Unverstandenen

Sanchez, Kane, Ibrahimovic, Costa, Firmino und de Bruyne sind mit die prägendsten Spieler dieser PL-Saison
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Die teamgewordene Eingespieltheit

Da wären die Tottenham Hotspur (Platz 3, 42 Punkte). "The game is about glory", ruft es einem an der White Hart Lane von einer Tribünen-Balustrade entgegen, aber eigentlich geht es bei den Spurs derzeit nicht um Ruhm, sondern um Eingespieltheit. Tottenham ist das philosophische Gegenstück zu Manchester United. Oder auch: Das Manchester United vergangener Tage.

Viele aktuelle Schlüsselspieler wurden von den Spurs selbst ausgebildet oder entscheidend und über lange Zeit geformt. Viele stehen schon seit zwei Jahren unter Vertrag, die meisten sogar länger. Das fällt auf, wenn sie zusammen spielen und es fällt auch auf, dass ihnen das Zusammenspielen Spaß macht.

Das Motiv des glücklich grinsenden Trainers Mauricio Pochettino mit seiner linken Hand auf einem Schreibtisch und seiner rechten auf der Schulter eines neben ihm sitzenden Leistungsträgers, einen Kugelschreiber in seiner Hand und ein unterschriebenes Vertragswerk vor ihm, ist bei den Spurs mittlerweile das, was bei Paul Pogba ein Foto in extravaganter Kleidung ist. Taucht alle paar Wochen in den sozialen Medien auf.

Hugo Lloris, Christian Eriksen, Eric Dier, Harry Kane, Dele Alli - sie alle haben vor kurzem langfristig verlängert. Langfristig werden sie also wohl auch gemeinsam ihren begeisternden Fußball, den ihnen der herrlich unaufgeregte Pochettino beibrachte und beibringt, spielen. Bis zu einer möglichen Krönung dieser Generation wird es aber noch dauern - für Highlights wie die beiden 2:0-Siege gegen Manchester City und jüngst gegen Chelsea sind sie aber auch jetzt schon zu haben.

Der Haufen wilder Hornissen

Da wäre der FC Liverpool (Platz 2, 44 Punkte) mit seinem Trainer Jürgen Klopp, der in England so verstanden ist, wie Guardiola unverstanden. "Wir müssen von Zweiflern zu Glaubenden werden", sagte Klopp bei seiner Ankunft im Oktober 2015 und hat dieses Unterfangen mittlerweile realisiert. Das Umfeld in Liverpool ist emotionalisiert und siegessicher wie lange nicht mehr.

Klopp lässt seine Spieler wie wilde Hornissen über den Platz schwirren. Werden sie mal aufgescheucht, sind sie meist nicht mehr einzufangen. Das Tempo Sadio Manes, die Kreativität Roberto Firminos und Philippe Coutinhos sowie die raumgreifende Übersicht Adam Lallanas und die aggressive Arbeit aller Spieler gegen den Ball - all das sucht in der Liga seinesgleichen. Manchmal, geht es gegen vermeintlich einfache Opfer wie Bournemouth oder Burnley, vergessen die roten Hornissen aber noch entscheidend zuzustechen.

Dass sie überhaupt so ausdauernd schwirren können, liegt auch daran, dass sie unter den Wochen nicht nach Europa fliegen müssen, sondern sich ganz auf die heimischen Rasenfelder konzentrieren können.

Die blaue Taktik-Maschine

Da wäre der FC Chelsea (Platz 1, 49 Punkte), der ebenfalls von den fehlenden Flügen über den Ärmelkanal profitiert. Am meisten profitieren die Blues aber vom taktischen Geistesblitz ihres Trainers Antonio Conte, der ihm irgendwann Ende September kam: Dreierkette! Genial!

"Die Umstellung ließ uns die Offensivkraft nicht verlieren und verschaffte uns gleichzeitig mehr defensive Stabilität", sagte Verteidiger David Luiz dazu. In anderen Worten: Eine Win-Win-Situation. Conte kreierte ein taktisches System, das perfekt auf seine Spieler abgestimmt ist.

Die besungenen Helden sind der ewig schuftende, foulende, provozierende und treffende Torjäger Diego Costa und der von Conte wiederbelebte Eden Hazard, den der italienische Trainer "meinen Referenzpunkt" nennt. Mindestens so wichtig - aber nicht annähernd so besungen - sind die beiden Spieler, die sich um die für dieses System so neuralgischen und laufintensiven Berufsposten auf den Außenbahnen kümmern: Victor Moses und Marcos Alonso.

Fünf Punkte beträgt nach 20 Spieltagen Chelseas Vorsprung auf den ersten Verfolger Liverpool, 28 auf den Klub, der noch auf dem Thron thront: Leicester City. Am kommenden Spieltag treffen die Blues zum zweiten Mal in dieser Saison auf die Foxes. Es wird wohl die Zusammenkunft des märchenhaften Meisters der Vergangenheit mit dem Meister der Zukunft.

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