Die Sache mit dem guten Wein

Von Sebastian Schuch
Zlatan Ibrahimovic erzielte den Siegtreffer gegen den FC Southampton
© getty

Mit zwei Toren schoss Zlatan Ibrahimovic Manchester United zum Sieg im Finale des League Cup gegen den FC Southampton. Der Schwede lässt auf seine großen Worte erneut Taten folgen und ist in Manchester mittlerweile unersetzlich.

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Es gibt Szenen, da fragt man sich, ob die Akteure auf dem Platz ihr Geld wirklich mit Fußballspielen verdienen. Wenn Arjen Robben auf rechts den Lauf an die Grundlinie antäuscht und dann doch in die Mitte zieht, um mit links abzuschließen, wäre eine solche Szene.

Wie Zlatan Ibrahimovic mit 1,95 Metern Körpergröße in der 87. Minute am Fünfmeterraum völlig frei zum Kopfball kommen kann, auch das wäre ein treffendes Beispiel.

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Genau das ereignete sich im Finale des League Cup gegen den FC Southampton. Mit seinem zweiten Treffer an diesem Abend köpfte Ibrahimovic Manchester Untied zum zweiten Titel der Saison, nachdem zu Saisonbeginn bereits das Community Shield, die englische Version des Supercups, gewonnen wurde.

Wie schon in den vergangenen Jahren bei Paris St.-Germain nimmt der Schwede auch in Manchester die Rolle des offensiven Schlüsselspielers ein. Das stellte er in einem denkwürdigen Finale erneut unter Beweis.

In einer Minute zum Matchwinner

"Je älter ich werde, umso besser werde ich auch. Ich mag roten Wein, mögen sie Rotwein? Ich bin ein perfektes Beispiel dafür", sagte Ibrahimovic in einer Presserunde Ende des Jahres 2016.

Kein Spiel in der bisherigen Saison traf den Nagel dabei so sehr auf den Kopf wie das am Sonntag in Wembley. Innerhalb von einer Minute entschied der 35-Jährige die Partie: Erst klärte er für den bereits geschlagenen de Gea per Kopf, im Gegenzug wuchtete er eine Herrera-Flanke aus fünf Metern über den chancenlosen Frasier Forster zum Siegtreffer. Das Beste kommt eben zum Schluss.

"Man schätzt Titel mehr"

Deshalb will Ibrahimovic noch weitere Titel mit United sammeln: "Von den Teams, die noch vor uns stehen, kann nur eines Meister werden, die anderen werden am Ende mit leeren Händen dastehen. Wir hingegen stehen im Finale des EFL Cup, sind noch in der Europa League und dem FA Cup vertreten. Wenn wir also nicht die Premier League gewinnen, können wir wenigstens zwei oder drei andere Titel gewinnen." Zwei sind es bereits, vier können es aktuell noch werden. Die Meisterschaft scheint bei 15 Punkten Rückstand unrealistisch.

Nach dem Finale gab Ibra gar zu, dass ihm die Titel heute mehr bedeuten als zu Anfang seiner Karriere: "Man schätzt die Titel mehr, wenn man älter wird. Am Anfang ist es vor allem Spaß, man realisiert noch nicht, was ein Titel wert ist. Mit dem Alter ändert sich das." Bei 31 Vereinstiteln sowie 16 individuellen Auszeichnungen weiß er, wovon er spricht.

Der Beste seit van Persie

In seinem ersten Jahr in der Premier League schnappte Ibrahimovic sich direkt einen Rekord: Ibrakadabra ist der älteste Spieler, dem mindestens 15 Treffer in einer Saison gelangen.

Mit wettbewerbsübergreifend 26 Toren ist Ibrahimovic bereits der beste United-Schütze der vergangenen vier Jahre. Wayne Rooney (2013/14) und Anthony Martial (2015/16) waren in diesem Zeitraum mit je 19 Buden am besten - am Ende der Saison wohlgemerkt.

In der Saison 2012/13 knackte zuletzt Robin van Persie für die Red Devils die 30-Tore-Marke. Diese dürfte Ibra wohl ebenso egalisieren wie die 34 von Rooney (2009/10 und 2011/12). Mit solchen Zahlen wird sich Ibrahimovic aber nicht beschäftigen. Der All-Time-Vereinsrekord von Dennis Law, dem 46 Tore in der Saison 1963/64 gelangen, sollte es dann schon sein.

Unmöglich erscheint das bei seiner aktuellen Form nicht. In der letzten Saison traf er für PSG sogar 50 Mal. Überhaupt blüht der 35-Jährige seit seinem 30. Geburtstag auf. 217 Tore erzielte er seitdem, in keiner Saison waren es weniger als 35.

Wer, wenn nicht Ibra?

Seine persönliche Mindestmarke wird auch in dieser Spielzeit mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit fallen, auch dank zweier Tore gegen Southampton.

Dabei zeigte er die ganze Palette seines Könnens und, dass er der Mann für die wichtigen Tore ist. Das 1:0 per Freistoß war der erste Gegentreffer für Southampton im Wettbewerb. Im Finale, nachdem zuvor unter anderem Arsenal und Liverpool ausgeschaltet wurden.

Die Partie war also wie gemacht für den selbsternannten "Gott von Manchester". Wer, wenn nicht er hätte das erste Tor der Partie erzielen sollen?

"Einfach herausragend"

"Ibrahimovic hat das Spiel für uns gewonnen, weil er einfach herausragend war", lobte Jose Mourinho. Er wusste genau, dass er seinem Stürmer für dessen Kaltschnäuzigkeit zu danken hatte.

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In den 90 Minuten zuvor war Southampton die überlegene Mannschaft und hätte laut Mourinho "zumindest die Verlängerung verdient" gehabt. United war wie so oft in dieser Saison ein Schatten vergangener Tage.

Nur ein Stern glänzte für die Red Devils über dem Wembley-Himmel: Zlatan Ibrahimovic. "In einem Match, in dem der Gegner lange Zeit besser war als wir, hat er den Unterschied gemacht und uns zum Pokalsieg geschossen", führte The Special One aus.

"Auch mit 50 noch spielen"

Der Vertrag von Ibrahimovic in Manchester läuft zum Ende der Saison aus. Über eine Klausel für ein zweites Jahr wird schon lange spekuliert, gesicherte Informationen gibt es allerdings keine.

Mourinho, die Fans, die Mitspieler und die Vereinsverantwortlichen wissen um die Rolle des Schweden in der Mannschaft. Ein Verbleib dürfte oberste Priorität haben.

Mourinho hat zumindest einen ausgefallenen Plan, wie man Ibrahimovic überzeugen könnte: "Ich bin niemand, der die Spieler zum Verbleib zwingt. Sollte es nötig sein, denke ich, die Fans sollten vor seinem Haus campen. Sollte es nötig sein, werden sie das bestimmt machen."

Die Konkurrenz, ob in England oder woanders, sollte sich in Acht nehmen. Ibra hat noch lange nicht fertig. "Ich denke, ich könnte auch mit 50 Jahren noch spielen", führte er den Rotwein-Vergleich fort. Nicht auszudenken, mit welchen Statistiken er dann aufwartet.

Zlatan Ibrahimovic im Steckbrief