Als sich im vergangenen Sommer langsam abzeichnete, wie dieses neue Manchester United aussehen würde, als ein Transfer nach dem anderen offiziell wurde: der große Jose Mourinho, 105-Millionen-Mann Paul Pogba, Henrikh Mkhitaryan und Zlatan Ibrahimovic - da war schnell klar, dass es den Roten Teufeln in dieser Saison um Silberware geht. Und um nichts anderes.
Am 7. August 2016 ging alles los, beim Community Shield gegen Meister Leicester. Mourinho stand zum ersten Mal für die Devils an der Seitenlinie, Ibrahimovic schoss sein erstes Tor, und obwohl Pogba, der teuerste Spieler der Welt, noch gar nicht im Kader stand, lautete die Bilanz an diesem Sonntagabend für dieses neue Manchester United: ein Spiel, ein Titel.
Ein halbes Jahr später ist die Situation bei Manchester immer noch so, wie die freudetrunkenen Fans sich das im Sommer ausgemalt hatten: In vier Wettbewerben sind die Red Devils noch dabei, in allen vier Wettbewerben haben sie noch die Chance auf den Titel. Theoretisch.
Denn das, was sich im ersten Moment noch wie eine neue Supermacht anfühlte, lieferte dann weitestgehend doch eher Mittelmaß. In der Liga stehen da ein sechster Platz und zwölf Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Chelsea, in Runde sechs des FA Cups warten eben jene Blues an der Stamford Bridge auf United. Am ehesten können die Engländer in Sachen Pokale wohl auf die Europa League spekulieren, da wartet im Achtelfinale der FK Rostow.
"Wir sehen eine große Chance"
Doch da gibt es ja noch den League Cup. Für The Special One und seine Mannen der kürzeste Weg zum ersten "echten" Titel der Spielzeit. Im Finale wartet der FC Southampton - Tabellen-Elfter der Premier League - auf ein United, das in den letzten 25 Spielen genau einmal verloren hat.
In Southampton muss man nicht stundenlang im Saisonverlauf stöbern, um verlorene Spiele zu finden. Sechsmal in den vergangenen acht Ligapartien verließen die Saints das Feld als Verlierer. Doch im League Cup, da lieferten die Südengländer. Und das so beeindruckend, dass Klub-Boss Ralph Krueger im Interview mit SPOX sagte: "Wir sehen eine große Chance, mit dem Cup nach Hause zu fahren."
Während United mit der Ausnahme des Derbysieges gegen die Citizens relativ unspektakulär ins Endspiel trabte - problemlos gegen Viertligist Northampton Town, ein 4:1 über West Ham, gegen Abstiegskandidat Hull City wurde es im Halbfinale sogar eng -, meisterten die Saints ein beinahe unverschämtes Programm. Crystal Palace, Sunderland, Arsenal, Liverpool: Southampton hatte es ausschließlich mit Erstligisten zu tun. Und kassierte dabei nicht ein einziges Gegentor.
"Wir hatten einen schwierigen Weg ins Finale, der uns auch viel Kraft gekostet hat", sagt Krueger, "aber letztlich gibt uns das Mut fürs Finale gegen United". Ein Sieg im wichtigsten Spiel der letzten zehn Jahre, wie der Saints-Chef anmerkt, wäre der ersehnte Höhepunkt der positiven Entwicklung der letzten Jahre, in der es "nie einen Tag gab, an dem wir richtig jubeln konnten. Es gab nicht diesen Tag, an dem man sich als Sieger feiern konnte. Wir betreiben den Sport, um zu gewinnen. Auch mal eine Trophäe in die Luft zu stemmen, bringt einem Verein viel mehr als eine Platzierung".
Mkhitaryan fällt aus
Viel Respekt, aber auch "nichts zu fürchten" verkündete Saints-Schlussmann Fraser Forster jüngst. Zumal es trotz der schmerzlichen Ausfälle von Kapitän Virgil van Dijk, Charlie Austin und Sofian Boufal zuletzt endlich wieder einen Sieg gab. 4:0 gegen Sunderland, 17-Millionen-Winterneuzugang Manolo Gabbiadini traf doppelt, in seinen zwei Spielen für Southampton jetzt drei Mal. Die Hoffnung lebt im Süden des Königreichs.
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Oder wiederholt doch Mourinho das, was er schon beim FC Chelsea schaffte: Dort gewann er in seiner ersten Saison auf Anhieb den League-Cup. Bei den Buchmachern gelten die Red Devils, Southamptons Übersaison im Pokal hin oder her, ohnehin als klarer Favorit.
Wenn auch der gerade so überragende Mkhitaryan nach seiner Blessur in der Europa League "nicht spielen kann", wie Mourinho auf der Pressekonferenz am Freitag bestätigte, haben sie ja schließlich noch The Special One. Und Pogba. Und Ibrahimovic. Und vor allem: Titel im Visier.
Manchester United - Southampton: Alle Infos zum Spiel