Der PL-Titelkampf im Frühjahr 2014: When Steve slipped on his f***ing Arse

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© getty

Vor gar nicht allzu langer Zeit war der FC Liverpool Manchester City schon einmal an der Tabellenspitze der Premier League enteilt. Doch die Saison 2013/14 bot ein herzzerreißendes Ende für die Reds und ganz besonders deren Kapitän Steven Gerrard. Eine Geschichte von Erinnerungen, Warnschildern, Rutschern, Tränen und Gesängen. Am Sonntag trifft Titelverteidiger City auf Spitzenreiter Liverpool.

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Es war, als die Spieler des FC Liverpool auf fremden Plätzen noch in Norweger-Pullovern aufliefen und als das Wappen von Manchester City noch nicht rund, sondern adlerförmig war, dass Steven Gerrard einen Chant geschenkt bekam. Und das, obwohl zuvor eigentlich alles darauf hingedeutet hatte, dass er statt eines Chants die Vervollständigung seiner Karriere bekäme.

Gerrard hat in seiner Laufbahn bis dahin zwar ziemlich viel gewonnen und das meist in spektakulärster Manier - etwa den UEFA Cup (2001, mit 5:4 nach Verlängerung gegen Alaves) oder die Champions League (2005, im Elfmeterschießen nach zwischenzeitlichem 0:3-Rückstand gegen Milan) - aber der nationale Meistertitel fehlte ihm noch. Im Frühjahr 2014 stand Gerrard so knapp vor seiner abschließenden Krönung, wie nie zuvor oder danach in seiner Karriere.

Letztlich wurde es aber nichts mit dem Meistertitel und stattdessen gab es eben einen Chant: "Steve Gerrard, Gerrard. He slipped on his f***ing Arse. He gave it to Demba Ba. Steve Gerrard, Gerrard." Seitdem gesungen von gegnerischen Fans mit lediglich einer Intention: Schadenfreude. Es ist die gesangliche Untermalung eines der aufregendsten Titelkämpfe der jüngeren Premier-League-Geschichte. Für Manchester City wunderschön, für Liverpool herzzerreißend - und für Gerrard ganz besonders herzzerreißend.

Anfields Preise

Begonnen hat dieser Titelkampf zumindest aus Sicht der Anhänger beider Vereine aber weder wunderschön, noch herzzerreißend, sondern vor allem kostspielig. Knapp 2.500 Pfund wurden auf dem Schwarzmarkt für die erste Vorstellung dieses Meisterschaftsendspurts erbeten. Ein stolzer Preis für einen netten Nachmittag an der Anfield Road.

Es handelte sich aber natürlich nicht um irgendeinen netten Nachmittag, sondern einen, an dem "das bedeutendste Ligaspiel in diesem Stadion seit einem Vierteljahrhundert" ausgetragen wurde, wie der ehemalige Reds-Stürmer John Aldridge im Liverpool Echo vermerkte. Die Reds empfingen am fünftletzten Spieltag Manchester City. Mit einem Sieg könnte Liverpool an der Tabellenspitze auf sieben Punkte davonziehen und hätte trotz zwei mehr ausgetragenen Spielen die Titelentscheidung in der eigenen Hand.

Bereits in Liverpools Händen war zu diesem Zeitpunkt der Saison das Momentum. Neun Siege in Folge hatten die Reds zuvor eingefahren und das durchwegs spektakulär: 5:1 gegen Arsenal, 3:0 bei Manchester United, 4:0 gegen Tottenham. Die beiden Stürmer Luis Suarez und Daniel Sturridge hatten beide bereits über 20 Treffer erzielt, zusammengerechnet gar 49. "Wir haben Klasse, Können und Kraft, um den Titel zu holen", sagte Gerrard, "aber man wird sich nur an uns erinnern, wenn wir ihn auch tatsächlich gewinnen."

Gerrards Emotionen

Und dann kam am 13. April eben der Titelrivale Manchester City an die Anfield Road. Zwei Tage vor dem 25-jährigen Jubiläum des gleichermaßen traurigsten wie verbindendsten Tages der Liverpool Vereinsgeschichte: Hillsborough. 96 Menschen starben damals und eine große 96 prangte nun während der Schweigeminute vor dem Spiel gegen City auf dem Kop, der Fantribüne der Reds. Ein Verein stand zusammen und trauerte, unter anderem um den Cousin des Kapitäns Gerrard. Er war einer der 96.

Knapp 90 Minuten und eine eingeschobene Halbzeitpause später war Gerrard von seinen Emotionen übermannt. Den Tränen nahe stand er auf dem Platz, nachdem er sein Team zu einem 3:2-Sieg gegen den ärgsten Rivalen geführt hatte. "Emotional, sehr emotional", stotterte Gerrard und sprach von den "längsten 90 Minuten, die ich je gespielt habe".

Für die Fans im Stadion, die um dabei sein zu können teilweise ihren Wohlstand aufgaben, waren es dagegen durchaus kurzweilige 90 Minuten, denn sie hatten inhaltlich einiges zu bieten. Liverpool führte dank Treffer von Raheem Sterling und Martin Skrtel früh mit 2:0 und City-Trainer Manuel Pellegrini musste seinen Schlüsselspieler Yaya Toure verletzungsbedingt auswechseln. Getuschelt wurde gar über ein vorzeitiges Saisonende des Ivorers.

City kam aber in der zweiten Halbzeit zurück. David Silva und ein Eigentor von Glen Johnson sorgten für den Ausgleich und nun verlor auch Liverpool-Trainer Brendan Rodgers mit Sturridge einen wichtigen Spieler verletzungsbedingt. Philippe Coutinho brachte die Reds aber erneut in Führung, ehe Schiedsrichter Mark Clattenburg in den Blickpunkt rückte: Erst verweigerte er City einen Handelfmeter, dann zeigte er Liverpools Jordan Henderson die Rote Karte.

Pellegrinis Prognosen

An Liverpools 3:2-Sieg änderte all das nichts mehr, an Citys Selbstvertrauen jedoch ebenso wenig. "Keiner von uns verließ das Stadion und dachte, Liverpool wäre bereits Meister", sagte Verteidiger Martin Demichelis. Lange konnten sich Citys Spieler ohnehin nicht in Selbstmitleid suhlen, denn bereits drei Tage später stand ein Nachholspiel gegen Sunderland auf dem Programm. Das Ergebnis führte jedoch zu neuen Gründen für potenzielle Suhlungen in Selbstmitleid: 2:2 gegen den Tabellenletzten.

"Ich beurteile die Saison erst, wenn sie vorbei ist", sagte Pellegrini trotzig und wagte eine kühne Prognose: "Ich bin mir sicher, dass die anderen Teams ebenfalls noch patzen werden." Zu "den anderen Teams" zählte neben Liverpool auch Chelsea. Jose Mourinhos Blues hatten noch theoretische Chancen auf den Titel, die sich aber bald marginalisierten sollten: Auch Chelsea konnte gegen Sunderland nicht gewinnen.

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