"Vor zwei Wochen war ich schon im Urlaub. Ich habe nicht mehr daran geglaubt zu spielen. Ich habe keinen Druck gespürt nach einem Jahr an der Seitenlinie. Aber ich habe es noch drauf", sagte Weltmeister Mertesacker nach dem 2:1 (1:0)-Finalsieg gegen den Stadtrivalen und Meister FC Chelsea. Und das zeigte der 32-Jährige. Neben den Torschützen Alexis Sanchez (4.) und Aaron Ramsey (79.) war der gebürtige Hannoveraner der X-Faktor im Spiel der Gunners. Auch Mittelfeldstar Mesut Özil spielte auffällig, vergab allerdings in der Schlussphase die Chance zum 3:1, als er nur den Pfosten traf (87.).
Mit seiner Erfahrung und dem fehlerlosen Stellungsspiel trieb derweil Mertesacker die Angreifer der Blues zur Verzweiflung und verzückte die Kritiker. Daran änderte auch der zwischenzeitliche Ausgleich von Chelseas Diego Costa (77.) nichts; Mertesacker fälschte den Schuss unglücklich ab. "Ich will jede Woche auf diesem Niveau spielen. Keine Ahnung, ob ich das noch kann. Aber je öfter mich die Leute abschreiben, desto stärker werde ich", sagte der Ex-Nationalspieler. Den Ex-Bremer und -Hannoveraner abzuschreiben, fiel den englischen Medien nicht schwer.
Comeback zur richtigen Zeit
Ein Knorpelschaden im Knie war es, der ihn fast die gesamte Saison zum Zuschauen verdammt hatte. Erst im letzten Premier-League-Spiel gegen den FC Everton (3:1) absolvierte er nach Einwechslung seinen ersten Pflichtspieleinsatz, im Pokalfinale folgte nach 392 Tagen der Sprung ins kalte Wasser beim Startelf-Comeback. Der etatmäßige Kapitän Laurent Koscielny (gesperrt) hatte Wenger in der Innenverteidigung genauso wenig zur Verfügung gestanden wie aus Verletzungsgründen Weltmeister Shkodran Mustafi (Oberschenkel) and Gabriel (Knie).
Das Experiment gelang und Wenger sparte nicht mit Lob für seinen Fels in der Brandung: "Er ist ein fantastisches Vorbild für jeden jungen Fußballer. Was er heute geleistet hat, ist die Folge seiner unglaublichen Arbeitseinstellung, die er jeden Tag beweist, auch wenn er bis zum Everton-Spiel nicht berücksichtigt worden war." Diese Wertschätzung erwiderte Mertesacker nicht nur auf dem Platz.
Mertesacker stolz
Nach dem Finale machte er sich für den in der Öffentlichkeit angezählten Wenger stark. "Wir haben ihn stark unterstützt und er uns auch, indem er uns vertraut. Diese Leistung war ein Statement", sagte Mertesacker. Nach Platz fünf in der Liga hatte Arsenal zum ersten Mal in 20 Jahren unter Wenger die Champions League verpasst. Die Rufe nach einem Trainerwechsel wurden laut. Ob sie durch den Pokalsieg verstummen, bleibt offen. Wenger gab sich diplomatisch.
"Diese Frage kann ich gerade nicht beantworten", sagte Wenger der BBC: "Es gibt einen positiven Trend, aber es wäre albern zu glauben, dass 20 Jahre oder die Zukunft eines Vereins von einem Spiel abhängen." Am Dienstag werde es nach Angaben des Elsässers ein Vorstandsmeeting geben, eine Entscheidung könnte demnach Mittwoch oder Donnerstag folgen.
An Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten mangelt es Wenger nicht. "Du kannst nicht 35 Jahre auf Spitzenniveau durchhalten, wenn du nicht der Meinung bist, der richtige Mann für den Job zu sein." Eine Meinung, die jedoch auch der Vorstand teilen muss.
Per Mertesacker im Steckbrief