Sarri nimmt Jorginho und seine begeiternde Philosophie zu Chelsea mit
Rund sieben Millionen Euro Ablöse überwies Chelsea gleichzeitig für Sarri an Napoli. Und dann 57 Millionen für dessen ehemaligen und neuen Mittelfeldspieler Jorginho hinterher. Nach Jorginhos Abschied verfügt Napoli noch über 30 Kaderspieler, die Sarri natürlich auch gerne mitgenommen hätte. "Er wollte diese Mannschaft demontieren und alle mit nach England nehmen", empörte sich bei ESPN Napoli-Präsident Aurelio De Laurentiis, der das naturgemäß nicht wollte.
Was Sarri neben Jorginho aber zu Chelsea mitbringt, ist seine begeisternde Philosophie: viele Pässe, viele Angriffe, viele Tore. Und sein bewährtes System: 4-3-3 statt Contes 3-5-2 oder 3-4-3. Direkt beim ersten Testspiel gegen Perth Glory richtete Sarri seine Elf in dieser Formation aus. "Wir brauchen Zeit, um uns wieder an die Viererkette zu gewöhnen", sagte Cesc Fabregas. "Er will, dass wir hoch pressen und die Kontrolle über den Ball und somit das Spiel haben", ergänzte sein Kollege Marcos Alonso. "Ich glaube, er hat eine großartige Philosophie."
Die Revolutionäre huldigen Sarri
Um zu zeigen, dass das nicht nur die sagen, die das auch sagen müssen, weil sie beim gleichen Arbeitgeber unter Vertrag stehen, veröffentlichte Chelsea einen Artikel, in dem sich vereinsfremde Fußballgrößen über Sarri äußern.
Da wäre etwa sein ehemaliger Spieler bei Napoli, Dries Mertens. Er erklärt, Sarri hätte ihm "den Fußball beigebracht". Da kam auch Fabio Capello zu Wort, der Sarri in eine Reihe mit den revolutionärsten Fußballtrainern aller Zeiten und ihren Ideen setzte: Rinus Michels' Ajax Amsterdam der 70er Jahre, Arrigo Sacchis AC Milan der frühen 90er und Pep Guardiolas FC Barcelona.
Und dann äußerten sich sogar noch zwei dieser Revolutionäre höchstpersönlich. Sacchi bezeichnete Sarri als "Genie" und Guardiola huldigte Sarris Fußball wahlweise als "spektakulär" oder "von einem anderen Planeten" und erklärte: "Seine Philosophie ist so gut wie ein Drink in der Sonne."
Sarris Desinteresse am Transfermarkt
Offen ist aber nicht nur, ob Sarris Philosophie im regnerischen London so gut funktioniert wie im sonnigen Neapel, sondern auch, welche Cocktail-Mixer er zur Verfügung haben wird. Die beiden talentierten Vertreter Thibaut Courtois und Eden Hazard werden schließlich vom Sterne-Arbeitgeber Real Madrid umworben und sind einem Wechsel eigenen Aussagen zufolge auch nicht allzu abgeneigt. Gehen sie noch? Und kommen nach Jorginho noch andere?
Sarri selbst scheint das nicht allzu sehr zu kümmern. Vielmehr legt er Wert auf eine Zigarette und dazu einen Espresso. "Ich bin einer der wenigen Trainer, die der Transfermarkt langweilt. Ich will nicht darüber sprechen, weil es mich nicht interessiert", sagte er bei seiner Antrittspressekonferenz. Auch mit dieser Ansicht unterscheidet er sich von seinem Vorgänger Conte.