Es handle sich um eine Entscheidung im Interesse des Klubs, der Fans, der Angestellten und der Sponsoren und Partner, erklärte Abramovich in seinem Statement. "Es ging mir niemals ums Geschäft oder ums Geld, sondern um die Leidenschaft für den Sport und den Verein. Außerdem habe ich mein Team angewiesen, eine Stiftung zu gründen, an die der Nettoerlös aus dem Verkauf gespendet wird."
Die Stiftung werde den Opfern des Krieges in der Ukraine zugutekommen: "Das schließt Gelder für die dringenden und sofortigen Bedürfnisse der Opfer und den langfristigen Wiederaufbau ein."
Abramovich erklärte weiterhin, dass es sich um eine "unglaublich schwere Entscheidung" gehandelt habe: "Es tut weh, mich auf diese Art und Weise vom Klub zu trennen. Aber ich glaube, dass es im besten Interesse des Vereins liegt."
Er wolle sich an der Stamford Bridge noch einmal von den Chelsea-Fans verabschieden, betonte Abramovich: "Ich hoffe, dass ich die Stamford Bridge noch ein letztes Mal besuchen und mich persönlich von euch allen verabschieden kann. Es war das Privileg meines Lebens, Teil des FC Chelsea zu sein. Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben."
FC Chelsea: Kaufpreis von vier Milliarden Euro?
Der Telegraph hatte zuerst vermeldet, dass Abramovich gesprächsbereit sei. Mindestens drei Parteien würden noch in dieser Woche Angebote hinterlegen.
Ein Interessent ist der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss. "Wir kennen Stand heute noch nicht den genauen Verkaufspreis. Ich kann mir den Einstieg bei Chelsea mit Partnern gut vorstellen. Aber die Rahmenbedingungen muss ich jetzt zuerst genau prüfen", sagte der 86-Jährige aus Bern im Interview mit dem Blick. Wyss habe am Dienstag mit drei weiteren Personen ein Angebot erhalten, um Chelsea vom russischen Oligarchen zu kaufen, berichtete er. Abramovich wolle Chelsea "schnell loswerden": "Wie alle anderen Oligarchen ist er in Panik."
Ob Wyss, der als einer der reichsten und einflussreichsten Schweizer gilt, einen Kauf vorantreibt, werde sich in "vier bis fünf" Tagen zeigen, sagte er und führte aus: "Abramovich fordert derzeit viel zu viel. Wissen Sie: Chelsea steht bei ihm mit zwei Milliarden Pfund in der Kreide. Aber Chelsea hat kein Geld. Bedeutet: Diejenigen, die Chelsea kaufen, sollen Abramovich entschädigen." In seinem Statement erklärte Abramovich am Mittwoch allerdings, auf eine Rückzahlung seiner Darlehen zu verzichten.
Klar sei, ergänzte Wyss, dass er eine Übernahme "ganz sicher nicht alleine" vollführe: "Wenn ich Chelsea kaufe, dann mit einem Konsortium bestehend aus sechs bis sieben Kapitalgebern." Laut Telegraph fordert Abramovich aber vier Milliarden Euro.
Abramovich will Chelsea an Treuhänder übergeben
Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte Abramovich angekündigt, die Führung des Klubs an Treuhänder der gemeinnützigen Chelsea-Stiftung zu übertragen. Von einem möglichen Verkauf war zunächst nicht die Rede. Die Treuhänder zeigen sich aber noch zurückhaltend und haben dem Schritt noch nicht zugestimmt.
Nach Informationen von SPOX und GOAL haben die Treuhänder den Eindruck, dass rechtliche und regulatorische Fragen erst geklärt werden müssen. Außerdem gibt es ethische Vorbehalte, denn Abramovichs Entscheidung wird in England als Schritt gesehen, um möglichen Sanktionen wegen seiner angeblichen Verbindungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin zu entgehen. Vor der Bekanntgabe am Samstag gab es kein Gespräch zwischen Abramovich und den Treuhändern.
Abramovich wird eine Nähe zu Putin nachgesagt. Zuletzt hatte ihn die Ukraine bei der Suche nach einer friedlichen Lösung des Ukraine-Konflikts um Hilfe gebeten. "Ich kann bestätigen, dass Roman Abramovich von der ukrainischen Seite um Unterstützung bei der Erzielung einer friedlichen Lösung gebeten wurde, und dass er seitdem versucht, zu helfen", hieß es in einem Statement seines Sprechers.
Mit einem vom Wirtschaftsmagazin Forbes auf 14,5 Milliarden Dollar geschätzten Nettovermögen (rund 12,9 Milliarden Euro) ist er einer der reichsten Menschen der Welt. Den FC Chelsea hatte er 2003 für 210 Millionen Euro gekauft.