Manchester United: Der Inbegriff der Konzeptlosigkeit

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Manchester United ist in der Premier League Letzter und lässt sich von Mannschaften vorführen, die nicht mal ein Bruchteil von dem Wert sind, was die United-Truppe darstellt. Dass es auch unter Erik ten Hag offenbar keine positive Entwicklung gibt, ist nicht die alleinige Schuld des Niederländers. Aber er hat seinen Anteil. Genauso wie Cristiano Ronaldo.

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Es gibt da einen türkischen Film mit dem Titel "Alles wird gut". Die Handlung: Das Schlitzohr Altan trifft nach langer Zeit seinen Bruder Nuri wieder. Altan bearbeitet seinen Bruder, dass sie wieder so gut werden wie früher und kämpft um dessen Gunst. Altan hat es auf das Apotheken-Lager abgesehen, in dem Nuri arbeitet. Mit den Produkten lässt sich Geld machen.

Um seinen Bruder zu überzeugen, spielt er die Familienkarte aus: "Komm heute Abend zu uns nach Hause. Ayla hat so viel Essen gemacht. Sie wäre traurig, wenn du nicht kommst."

In der nächsten Szene sitzt Nuri an einem spärlich gedeckten Tisch in einer trostlosen Küche. Essen gibt es keines - nur ein paar kleingeschnittene Tomaten in einer Schale. Altan kommt in die Küche und sagt: "Hey Bruder, nimm eine Tomate, du magst Tomaten."

Es sollte ein Festessen werden, am Ende gab es Tomaten. Die Fans von Manchester United sind Nuri. Als Erik ten Hag zu Saisonbeginn kam, sprach man von großen Zielen. Von Darwin Nunez, von Frenkie de Jong, von einer funktionierenden Mannschaft, die der neue Trainer mit einem fetten Budget zusammenstellen soll.

Erik ten Hag setzte sich gegen Pochettino und Co. durch

Darwin Nunez beglückt inzwischen die Fans des FC Liverpool, Frenkie de Jong klagt lieber den FC Barcelona an, als zu United zu wechseln und die Mannschaft, die gut funktionieren sollte, verlor die ersten beiden Saisonspiele gegen Brighton & Hove Albion mit 1:2 und am vergangenen Wochenende gegen den FC Brentford mit 0:4.

Es ist nichts, aber auch gar nichts eingetreten, was man sich bei Manchester United vom Trainer- und Spurwechsel erhofft hatte. Klar ist es noch früh in der Saison und man kann zwei Niederlagen und den letzten Tabellenplatz als Betriebsunfälle verharmlosen, aber allein das 0:4 gegen den FC Brentford zeigt, auf welchem Niveau sich das Desaster bewegt.

Nach dem Saisonauftakt gegen Brighton sprach ten Hag noch von einem "verdammt harten Job", den er als United-Trainer zu meistern habe. Es ist weit mehr als das. Manchester United in der Saison 2022/23 ist der Inbegriff der Konzeptlosigkeit. Das Elend begann nicht mit ten Hag, aber - wie es scheint - wird es mit ihm auch nicht enden.

Man kann ten Hag bemitleiden, dass er die meisten Spieler, die er haben wollte, (bisher) nicht bekommen hat, um sein Spiel aufzuziehen. Ein Spiel, das er bei Ajax so gut beherrschte, dass er sich beim monatelangen Trainerscouting zum Spitzenkandidaten aufschwang, sich in der Gunst der Bosse gegen Mauricio Pochettino und Luis Enrique durchsetzen konnte. Damals beobachtete Manchester United auch Julian Nagelsmann, obwohl sie wussten, dass er nicht zu bekommen ist.

Ratlosigkeit in Grün: Cristiano Ronaldo, Christian Eriksen und Co.
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Ratlosigkeit in Grün: Cristiano Ronaldo, Christian Eriksen und Co.

Manchester United hat ein Torwart-Problem

Aber ten Hag war und ist eine gute Idee. Er ist ein Trainer, der Spiel und Spieler nachweislich entwickeln kann, der ein klares Konzept verfolgt. Aber dass er dieses Konzept durchzieht, obwohl er die Spieler dazu nicht hat, ist ein Vorwurf, den er annehmen muss. Das geht schon beim Torwart David de Gea los, der vieles kann, aber nicht Fußball spielen. Er hat einen der schlechtesten Werte, was den Erfolg von angekommenen Pässen angeht. Dass er seit Oktober 2020 keine Einladung mehr für die Nationalmannschaft Spaniens bekam, ist bezeichnend.

Für den Fußball, den ten Hag spielen lässt, ist de Gea, der in Brentford auch noch zwei Mal bitter patzte, im Grunde unbrauchbar. In den vergangenen Wochen sickerte durch, dass United auf der Suche nach einem Ersatztorwart ist. Es ist aber klar, dass der mögliche neue Mann zum Trainer passen soll und perspektivisch de Gea ablösen könnte.

Ten Hag soll schon bei seiner Ankunft über einen Wechsel im Tor nachgedacht haben - wie Pep Guardiola, der beim Lokalrivalen Manchester City als Erstes den langjährigen Torhüter Joe Hart rasierte, aber offenbar fehlten bei United die Mittel und die Idee, wer das sein könnte.

Ein Problem, das sich fast auf allen Positionen durchzieht. Sicher ist nicht jedes Gerücht richtig, aber es ist schon sehr auffällig, dass die meisten gehandelten Spieler Uniteds frühere Spieler von ten Hag waren. Das gilt sogar für Marko Arnautovic, der einst unter Steve McClaren bei Twente spielte. Ten Hag war McClarens Co-Trainer. Heute ist McClaren ten Hags Co-Trainer bei Manchester United.

Manchester United hat ein Ronaldo-Problem

Aber schon bevor die Fans auf die Barrikaden gingen, weil ihr Klub einen 33 Jahre alten Stürmer eines Mittelklassevereins aus Italien holen will, sagte der FC Bologna strikt ab, den Österreicher zu verkaufen. Selbst einen Spieler, der sicherlich eine gute Alternative darstellen könnte, aber kein Nummer-eins-Stürmer ist, bekam United nicht.

Ein neuer Stürmer wäre für das System ten Hags auch nötig. Der Niederländer wehrte sich vehement gegen einen Verkauf von Cristiano Ronaldo, doch der 38 Jahre alte Weltstar stellt ein großes Problem für ihn dar. Nicht nur, dass Ronaldo seine Lustlosigkeit jeden Tag noch etwas mehr zur Schau stellt und die ohnehin schwierige Atmosphäre in einer verunsicherten Mannschaft noch mehr vergiftet, ist er auch in seiner Spielanlage kein Ten-Hag-Stürmer.

Ronaldo hat den Anspruch - und das aufgrund seiner Vita vielleicht sogar berechtigt - jeden Ball zu bekommen, im Zentrum des Spiels zu stehen. Seine Trefferquote der vergangenen Saison gibt ihm recht, aber das Spiel mit Ronaldo ist nur ein Kompromiss. Seit Beginn des Sommers bietet Berater Jorge Mendes seinen Schützling bei jedem Champions-League-Klub mit Niveau an und kassiert überall Absagen. Im Fall von Real Madrid sogar Häme.

Das schlägt bei Ronaldo aufs Gemüt. Ten Hag muss ihn aber spielen lassen, solange er da ist. Sitzt er auf der Bank - wie gegen Brighton - wird gezündelt und es droht eine Explosion.

Die Transfers von Manchester United im Überblock

ZugängeAbgänge
Lisandro Martinez (Ajax Amsterdam)Andreas Pereira (FC Fulham)
Tyrell Malacia (Feyenoord)Edinson Cavani (vereinslos)
Christian Eriksen (FC Brentford)Paul Pogba ((Juventus
Nemanja Matic (AS Rom)
Jesse Lingard (Nottingham Forest)
Alex Telles (FC Sevilla)
Juan Mata (vereinslos)

Ist Sasa Kalajdzic eine Lösung für die Probleme?

Die United-Bosse haben im Sommer mit den Abgängen Paul Pogba, Nemanja Matic, Edinson Cavani und Co. einen kleinen Umbruch gestartet. Aber sie haben die Spieler nicht ersetzt, sodass die Mannschaft aktuell nicht fertig aussieht. So wurde Christian Eriksen geholt (auch ein ehemaliger Ten-Hag-Spieler), der gegen Brighton im Sturm spielte, in Brentford als tiefer Achter. In Kombination mit dem ebenfalls überforderten Fred eine krasse Fehlbesetzung.

Bis zum Ende der Transferperiode will Manchester United noch investieren und korrigieren, aber welche Spieler sind noch auf dem Markt, die wirklich weiterhelfen können?

Beispiel: Adrien Rabiot von Juventus ist nur eine Kompromisslösung, weil der de Jong-Deal nicht klappt. Benjamin Sesko, der für den Sturm vorgesehen war, geht 2023 lieber zu RB Leipzig. Über Darwin Nunez ist alles gesagt worden. Bleibt Sasa Kalajdzic vom VfB Stuttgart, aus dem man zumindest einen ManUnited-Spieler formen könnte.

Doch hat ten Hag überhaupt die Zeit? Nach dem katastrophalen Start und der siebten Auswärtsniederlage in Folge mit 2:21-Toren schossen sich sämtliche Medien und Experten auf United und ten Hag ein. "Es braucht nicht viel, um diese United-Mannschaft zu demontieren. Man braucht nur Organisation und Kampf und sie brechen zusammen. Die Mannschaft ist unglaublich schlaff. Sie sind wie Gelee", schimpfte Chef-Kritiker Gary Neville und bezeichnete die Truppe, die gegen Brentford verlor, als eine "U9-Truppe".

Das wird ten Hag ungern hören, aber Neville hat recht. Für ihn ist es ein Unding, dass man bekannte Probleme nicht früher lösen konnte, obwohl ten Hags Verpflichtung schon seit April feststeht. "Ralf Rangnick nannte es eine Operation am offenen Herzen", so Neville über den Deutschen, der letztes Jahr schon alle Schwachstellen offen ansprach und dafür nicht nur Sympathien sammelte: "Dass ten Hag nicht frühzeitig die Spieler geholt hat, die er für den Saisonstart brauchte, ist unverständlich und schwer zu verzeihen."

Wenn die Transferperiode vorbei ist und United die Spieler verpflichtet hat, die noch zu bekommen waren, wird ten Hag liefern müssen. Wenn nicht, droht ihm das, was all den Nachfolgern von Alex Ferguson widerfahren ist. Sie kamen als Retter und gingen als Tomaten.

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