Mehr als ein halbes Jahr nach dem desaströsen Auftreten Frankreichs bei der Fußball-WM in Südafrika hat der frühere Nationaltrainer Raymond Domenech mit seinen damaligen Schützlingen öffentlich abgerechnet.
"Im Nachhinein sehe ich diese Mannschaft als eine Gruppe von verantwortungslosen kleinen Gören", sagte Domenech in einem Interview mit der französischen Tageszeitung "L'Express".
Beim Vorrunden-Aus am Kap hatte Domenech Stürmer Nicolas Anelka nach einem lautstarken Disput nach Hause geschickt. Vor dem letzten Spiel gegen Südafrika bestreikte die Mannschaft dann das Training.
Nach der WM wurde Anelka vom französischen Fußball-Verband (FFF) als Rädelsführer ausgemacht und für 18 Länderspiele gesperrt.
"Ich bin nicht der Trottel"
Als weitere "Hauptsünder" wurden Patrice Évra von Manchester United (fünf Spiele), Mittelfeldstar Franck Ribéry von Bayern München (drei) und Jérémy Toulalan von Olympique Lyon (ein Spiel) bestraft. Domenech selbst wurde entlassen.
Im Interview mit L'Express protestierte Domenech auch gegen die Rolle, die ihm öffentlich zuteil wurde: "Ich bin nicht der Trottel, den alle beschrieben haben."
Vielmehr habe er sich angesichts des Trainingsboykotts der "Equipe tricolore" in Grund und Boden geschämt und daher der wartenden Presse die Erklärung der Spieler vorgelesen: "Irgendeiner musste dieses Schauspiel beenden. Über eine Stunde haben wir im Bus gesessen, auf den die Kameras gerichtet waren und vor dem hunderte Kinder warteten. Wir haben uns zum Gespött der Welt gemacht."
Raymond Domenech im Steckbrief