Sieben Youngster und ein "Oldie"

Philipp Böhl
09. August 201410:37
Aymen Abdennour (r.) gehört mit seinen 25 Jahren fast schon zum alten Eisen
Werbung
Werbung

In Frankreich rollt der Ball wieder, doch auf wen gilt es, besonders ein Auge zu werfen? Aus der Liga des gescheiterten Bundesligisten, eines WM-Shootingstars und Portugals Riesentalent stellen wir die aufregendsten Spieler vor.

Marcos Lopes | 18 Jahre | Offensives Mittelfeld | OSC Lille

Der 18-jährige Marcos Lopes ist eines der größten Talente seines Jahrgangs und für ein Jahr von Manchester City an den OSC Lille ausgeliehen. Er wurde im Januar 2013 durch ein Tor im FA Cup gegen den FC Watford zum jüngsten Torschützen in der Historie der Himmelblauen.

Seitdem hat er unter anderem in der Youth League auf sich aufmerksam gemacht, als er den Bayern in einem Spiel drei Tore einschenkte. Vor der Saison war auch eine Leihe zu RB Leipzig ein Thema, Lopes entschied sich aber letztlich, den größeren Sprung in die Ligue 1 zum OSC Lille zu wagen.

Besondere Fähigkeiten besitzt der 1,74 Meter große Portugiese im Dribbling und in seinem Zug zum Tor. Vorerst wird sich der offensive Mittelfeldspieler aber hinter Marvin Martin anstellen müssen. Der Franzose bekommt durch die Lopes-Verpflichtung allerdings einen gewissen Druck zu spüren, nachdem er in der vergangenen Saison nur an drei Toren beteiligt war und den Ansprüchen nicht gerecht wurde.

Geht das Modell auf, wird die Lopes-Leihe eine Win-win-Situation, die bei Lille die Konkurrenz im Mittelfeld erhöht und Manchester Citys Lopes neue Erfahrungen auf hohem Niveau schenkt.

Seine Zukunft liegt auf Dauer aber wohl in der Premier League: "Er ist ein junger Spieler mit einer großen Zukunft. Er ist erst 18 Jahre alt und spielt schon mit der Persönlichkeit, die es für unser Team braucht", sagte City-Coach Manuel Pellegrini über das Talent Lopes.

Divock Origi | 19 Jahre | Linksaußen | OSC Lille

Knapp 13 Millionen Euro waren dem FC Liverpool die Dienste des 19-Jährigen wert, um ihn dann für ein weiteres Jahr an Lille auszuleihen. Spätestens seit der Weltmeisterschaft ist Divock Origi kein unbeschriebenes Blatt mehr. In der vergangenen Saison blieb er von der internationalen Öffentlichkeit aber weitestgehend unbemerkt.

Bei der WM ging sein Stern jedoch richtig auf, als er für Belgien - meist in der Mittelstürmerposition - groß auftrumpfte. Doch bei OSC Lille ist Origi als Linksaußen vorgesehen. Das Sturmzentrum ist mit Kalou und Roux gut besetzt, sodass der erst 19-Jährige als Rechtsfuß in der Regel über den linken Flügel kommt.

Sehr spannend bleibt bei Origi abzuwarten, ob er an seine starken WM-Leistungen anknüpfen kann. In der vergangenen Saison fiel er mit fünf Toren und einer Vorlage in 30 Spielen auf - keine überragende Quote für einen Spieler, der für knapp 13 Millionen Euro an den FC Liverpool verkauft wurde.

Nun gilt es für das Supertalent, seine WM-Form zu bestätigen und sich so für die höhere Aufgabe - dem FC Liverpool - zu empfehlen.

Vincent Aboubakar | 22 Jahre | Stürmer | FC Lorient

Körperlich robust, gut am Ball und mit einem kompromisslosen Abschluss ausgestattet. Dieses Paket, das Vincent Aboubakar zweifelsohne besitzt, hat diverse europäische Klubs hellhörig gemacht. Für den FC Lorient schoss der 22-Jährige in der vergangenen Saison 16 Tore und bereitete acht weitere Treffer vor.

Am Ende reichte es für Lorient immerhin für den achten Platz. In der kommenden Saison wird es sehr interessant zu sehen, wie Aboubakar im Sturm mit Neuzugang Jordan Ayew harmonieren wird. Der flinke Ayew und der robuste Aboubakar könnten sich perfekt ergänzen und bieten einen variablen Sturm auf.

Für Lorient wird es dagegen immer schwerer, den Kameruner zu halten, sofern das internationale Geschäft auch in der nächsten Saison verpasst wird - was angesichts des gesamten Kaders sehr wahrscheinlich ist.

Tiemoue Bakayoko | 19 Jahre | Defensives Mittelfeld | AS Monaco

Der AS Monaco lässt sich seine Nachwuchskräfte einiges kosten. So auch Tiemoue Bakayoko: Der defensive Mittelfeldspieler kommt für acht Millionen von Stade Rennes, wo er in seiner Premieren-Saison früh zum Stammspieler reifte.

Als Sechser glänzt Bakayoko jedoch nicht durch Torgefahr oder als Vorlagengeber. Der Franzose ist viel eher dafür zuständig, die Balance zwischen Angriff und Verteidigung herzustellen und somit der quirligen Monaco-Offensive den Rücken freizuhalten.

Zunächst muss sich Bakayoko aber wohl hinten anstellen. Mit Geoffrey Kondogbia und Jeremy Toulalan ist das defensive Mittelfeld der Monegassen sehr gut aufgestellt. Auch an Joao Moutinho ist in der Zentrale noch kein Vorbeikommen, doch der Neuzugang bleibt diesbezüglich gelassen: "Ich bin noch jung, ich werde noch viel von den anderen lernen können", zeigte sich Bakayoko geduldig.

Seite 1: Citys Nachwuchshoffnung, WM-Shootingstar und Lorients Tormaschine

Seite 2: Gescheiterter Bremer, Belgiens Rekordtorschütze und AS-Riesentalent

Aymen Abdennour | 25 Jahre | Innenverteidiger | AS Monaco

Aymen Abdennour passt eigentlich nicht in eine Liste voller junger Talente und kommender Stars, schließlich ist er "schon" 25 Jahre alt. Dennoch ist er einer der interessantesten Spieler der Ligue 1. Vor vier Jahren hatte Werder Bremen den Tunesier für eine Rückrunde ausgeliehen, doch der Verteidiger scheiterte in der Bundesliga. Das lag auch daran, dass er damals noch als Linksverteidiger aufgeboten wurde.

Mittlerweile hat er sich in der Ligue 1 etabliert und spielte für den FC Toulouse drei bärenstarke Saisons am Stück - als Innenverteidiger. Dort machte er seinen Job so gut, dass er jetzt vom AS Monaco - nach einer sechsmonatigen Leihe - für 13 Millionen Euro verpflichtet wurde. Eine stolze Summe für einen Spieler, der in der Bundesliga bereits aussortiert wurde, die angesichts seiner konstanten Leistungen aber angemessen ist.

Bei Abdennour bleibt jedoch die Frage, ob er es schafft, sich auf dem hohen Niveau, auf dem der AS Monaco spielt, zu beweisen. Auch die Champions League ist dabei eine neue Erfahrung für den 25-Jährigen.

Allerdings kann man bei ihm optimistisch sein: So konstant gut, wie der Tunesier die letzten Jahre spielte, ist er auf jeden Fall eine Verstärkung für den AS Monaco und hat einen Stammplatz in der dünnbesetzten Abwehr der Monegassen wohl sicher.

Yassine Benzia | 19 Jahre | Stürmer | Olympique Lyon

Erneut muss Olympique Lyon einen schwerwiegenden Abgang verkraften. Der Aderlass der letzten Jahre setzt sich bei der Lyonnais fort. Dabei versucht der Klub erneut, Abgänge teamintern zu lösen.

Besonders Befetimbi Gomis, der in den letzten fünf Saisons immer zweistellig traf, wird dem ehemaligen Meister fehlen. Das könnte Yassine Benzia auf den Plan rufen.

Der Franzose gehörte letzte Saison bereits zum Kader und absolvierte 11 Spiele, in denen er an vier Treffern beteiligt war. Jetzt soll er Gomis ersetzen - ein großes Erbe. Jedoch ist er in der Rangfolge der Stürmer noch hinter dem gesetzten Alexandre Lacazette, kann mit ihm aber ein sehr dynamisches Sturmduo bilden.

Benzia kam in der Vergangenheit häufig über den Flügel und zeigte dabei besonders bei der U-17-WM 2011 starke Leistungen, mit denen er erstmals auf sich aufmerksam machte.

Insgesamt ist Benzia, wie Lacazette, ein sehr variabler Stürmer. Gerade im Fall einer Doppelspitze, die bei Lyon in der Vergangenheit häufig zum Einsatz kam, kann dieser Mosaikstein Gold wert sein.

Anthony Martial | 18 Jahre |Stürmer | AS Monaco

Lacina Traore ist beim AS Monaco mehr oder weniger auf der Abschussliste und Radamel Falcao womöglich noch nicht ganz in Form. Es könnte also der Durchbruch für Anthony Martial werden. Vor einem Jahr wechselte der französische U-21-Nationalspieler vom Ligakonkurrenten Olympique Lyon zum AS Monaco. Kosten: Fünf Millionen Euro.

Seit seinem Wechsel ins Fürstentum kam Martial zu 14 Einsätzen und erzielte dabei zwei Treffer - zu wenig für die hohen Ansprüche des AS Monaco. Sein Talent ist jedoch unumstritten. Auch der VfL Wolfsburg und Schalke 04 waren zwischenzeitlich am gerade einmal 18-Jährigen interessiert.

Martial zeigt seine Stärken besonders in und um den gegnerischen 16er: Dort ist er in der Lage, mit wenigen Ballkontakten Chancen zu kreieren und dynamisch in Lücken zu stoßen. Ob er dieses Potential abrufen kann und somit den Vorschusslorbeeren gerecht wird, die die Fünf-Millionen-Ablöse mit sich bringt, wird sich in der kommenden Saison zeigen.

Michy Batshuayi | 20 Jahre | Stürmer | Olympique Marseille

Noch einer dieser jungen belgischen Stürmer. Und auch Michy Batshuayi hat eine beeindruckende Vita vorzuweisen: Mit gerade einmal 20 Jahren hat er schon drei Jahre Profi-Erfahrung bei Standard Lüttich in den Knochen, gab dort 2011 sein Debüt.

Dort war er in der vergangenen Saison mit 18 Treffern Torschützenkönig. Der 1,82 Meter große Mittelstürmer hat dabei ähnliche Anlagen wie sein Landsmann Romelu Lukaku: Batshuayi ist zwar kleiner als Lukaku, für seine Größe jedoch ebenfalls enorm schnell, gleichzeitig aber auch spiel- und dribbelstark.

Für den 20-Jährigen blätterte Marseille angeblich sechs Millionen Euro hin - bei seinem Talent könnte sich das zu einem Schnäppchen entwickeln. Schließlich hat Batshuayi alle Anlagen, um in der Ligue 1 bestehen zu können. Zudem macht Batshuayi den nächsten Schritt in seiner Karriere und sollte von der Ligue 1 kaum überfordert sein - auch wenn das Niveau dort höher als in der belgischen Jupiler Pro League ist.

Seite 1: Citys Nachwuchshoffnung, WM-Shootingstar und Lorients Tormaschine

Seite 2: Gescheiterter Bremer, Belgiens Rekordtorschütze und AS-Riesentalent