Roberto Hilbert spielt seit Sommer 2010 bei Besiktas in Istanbul und ist für viele Fans der "Alman Panzer" oder einfach nur der "Zug", weil er auf der Außenbahn ständig unterwegs ist. Bei SPOX erzählt der Ex-Stuttgarter in seiner Kolumne von seinen Erlebnissen in der Türkei. Diesmal spricht über seine Vertragssituation, den Meistertanz "Gangnam Style" und Wesley Sneijder.
Merhaba aus Istanbul,
die Vorbereitung auf die Rückrunde ist vorbei und ich freue mich, dass es wieder losgeht. Wir haben ordentlich gearbeitet, hatten gute Bedingungen, während es in Istanbul zeitweise ein Schneechaos gab. Während viele Vereine sich in Belek vorbereitet haben, waren wir mit Besiktas in Side, das etwas weiter weg ist. Deswegen bin ich da leider auch nicht so vielen Ex-Kollegen aus Deutschland über den Weg gelaufen, wie es bei vielen in Belek passiert ist. Schade eigentlich.
Wir werden in den Medien als Titelanwärter für die Rückrunde gesehen. Wir müssen bei diesem Thema aber den Ball flach halten. Natürlich haben wir eine überraschend gute Hinrunde gespielt, aber wir haben auch unnötig viele Punkte verloren. Die Ausbeute hätte besser sein können. Wir wissen selbst, dass wir in jedem Spiel das Maximum der Leistungsstärke zeigen müssen, um zu gewinnen. Deswegen sollten wir keine Träume verbreiten, sondern daran arbeiten, dass wir weiter regelmäßig punkten.
Ich habe gelesen, dass unser Stürmer Filip Holosko, sollten wir Meister werden, unserem Trainer Samet Aybaba den Gangnam-Tanz beibringen will. Ich werde das auf jeden Fall auf Video festhalten und in meinem Archiv verewigen. Das wird sicher lustig. Ich selbst bin kein großer Tänzer und ich will weder mich noch andere in Gefahr bringen durch meine Tänzerei, daher fällt der Gangnam Style bei mir flach :)
Die Meisterschaft ist Zukunftsmusik und auch noch nicht absehbar. Was meine Zukunft angeht, verhält es sich ähnlich. Mein Vertrag läuft zum Saisonende aus und es gab noch keine Gespräche mit Besiktas, darüber wie es weitergeht. Natürlich will ich in den nächsten Wochen Klarheit und habe nicht das Interesse, bis zum Sommer dies hinauszuzögern. Ich habe eine Verantwortung meiner Familie gegenüber und muss planen können. Klar ist, dass wir uns in Istanbul sehr wohl fühlen und ich bei Besiktas eine sehr gute Zeit habe.
Wir haben mit meinem Berater im alten Jahr noch ein paar Pläne geschmiedet und gewisse Fakten zusammengelegt. Ich habe, was andere Angebote angeht, noch nichts Offizielles vorliegen. Aber die eine oder andere lose Anfrage gab es schon.
Klar ist, dass die Bundesliga eine der Top-Ligen in Europa ist und dass es einen immer reizt, da Fußball zu spielen. Gerade für mich als Deutscher in diesem Alter ist das doch sehr reizvoll. Das Problem in der Türkei - und das gilt nicht nur für mich - ist sicherlich, dass angedacht ist, dass in der kommenden Saison nur fünf ausländische Spieler gleichzeitig eingesetzt werden dürfen. Das erschwert die Planung für die Klubs und schwächt meiner Meinung auch die internationale Konkurrenzfähigkeit der Liga und der Klubs. Getty
Die türkische Liga wird in meinen Augen übrigens noch immer unterschätzt, obwohl sie eine gute Qualität hat, auch wenn vielleicht noch einige Sachen verbessert werden können. Nicht ganz nachvollziehen kann ich deswegen, dass ein möglicher Wechsel von Wesley Sneijder zu Galatasaray für so viel Aufregung sorgt. Er ist nicht der erste Star, der in die Türkei kommen würde. Wesley Sneijder ist ein Top-Spieler, der viele Titel gewonnen hat und sich bei jedem Klub in Europa behaupten kann. Für die Liga wäre er sicher eine Attraktion. Ihn würden hier jedoch viel Druck und eine hohe Erwartungshaltung erwarten...
Viele Grüße
Euer Roberto
Roberto Hilbert, geboren am 16. Oktober 1984 in Forchheim, spielte acht Mal für die deutsche Nationalmannschaft. Nach seiner erfolgreichen Zeit beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth wechselte Hilbert 2006 zum VfB Stuttgart und wurde in seiner ersten Saison auf Anhieb Stammspieler und deutscher Meister. Seit Beginn der Saison 2010/2011 spielt Hilbert für den türkischen Spitzenklub Besiktas. Weitere Informationen zu Roberto Hilbert gibt es auf seiner Facebook-Seite.