Arrivederci Dreierkette?
Die 4-3-3-Formation gilt bei Allegri derweil als ernsthafte Variante zur defensiven Dreierkette. Der 47-Jährige bevorzugt offenbar die klassische Viererreihe, kündigte aber an, vorerst nichts an der Grundausrichtung der Bianconeri verändern zu wollen und setzte auch im zweiten Ligaspiel erneut auf das bewährte System. Dennoch soll sein neues Team variabler werden und möglichst nahtlos zwischen mehreren Systemen wechseln können.
Mit Patrice Evra wurde passend dazu ein "echter" Linksverteidiger verpflichtet und mit Glen Johnson steht laut englischen Medien ein weiterer Spieler für diese Position auf der Winter-Einkaufsliste. Rückkehrer Barzagli könnte sich mit einer System-Umstellung durchaus anfreunden.
"Wie man bereits sehen konnte, hat der Trainer neue Ideen eingebaut und das ist so wichtig, wie mit dem gleichen Hunger weiterzumachen, der uns drei Titel in Folge beschert hat", so der 33-Jährige beim hauseigenen "Jtv".
Ergebnisse, Titel, Attraktivität
In einer Viererkette könnten etwaige Ausfälle von Asamoah links oder Stephan Lichtsteiner rechts auch besser aufgefangen werden. Mit Mauricio Isla wurde der erste Backup für die rechte Seite an QPR ausgeliehen und Marco Motta, Romulo und Pepe, der nach langer Verletzungsmisere zurückgekehrt ist, sind im taktisch anspruchsvollen 3-5-2 kein gleichwertiger Ersatz.
Leicht hat es Allegri in Turin also sicher nicht. Der 47-Jährige soll attraktiv spielen lassen, Ergebnisse und Titel liefern und ganz nebenbei möglichst den Nachfolger von Pirlo bestimmen, sowie eine Lösung für die Post-Buffon-Ära entwickeln.
Für Letzteres scheint aber offenbar wieder mehr Zeit zu sein, denn "Gigi Nationale" steht wohl unmittelbar vor der Unterzeichnung eines neuen Einjahresvertrags.
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Die Meisterschaft ist nicht genug
Schaffen es Spielmacher und Trainer, ihre Differenzen außen vor zu halten und bleibt Juve im zentralen Mittelfeld, dem Rechenzentrum des Teams, sowie auf den Außenbahnen vom Verletzungspech verschont, führt in Sachen Scudetto kein Weg an der Alten Dame vorbei.
Sollte sich das gewünschte Sturmduo Tevez/Morata finden und Allegri die taktische Ausrichtung variabler gestalten können, dürfte in der Champions League in Gruppe A mit Atletico Madrid, Olympiakos Piräus und Malmö FF ein Weiterkommen drin sein.
Das ist jedoch eine Frage der Philosophie - und der Akzeptanz. Liefert Allegri Siege und Titel, kann er in Contes Fußstapfen treten und vielleicht sogar darüber hinaus erfolgreich sein. Viel Geduld darf er dafür jedoch nicht erwarten. Denn bei den Bianconeri sind die Ansprüche längst wieder über attraktives Spiel und nationale Titel hinaus gewachsen.
"Juve muss immer gewinnen"
"Juventus ist ein Klub, der immer gewinnen muss. Sie müssen um jedes Tor kämpfen, in Italien und darüber hinaus. Und deshalb zählen für Allegri, wie für jeden anderen auch, nur die Ergebnisse", stellte Juve-Legende Giampiero Boniperti vor kurzem klar.
Letzen Endes ist der Mann an der Seitenlinie aber immer abhängig von seinen Spielern, deren Aufopferungsbereitschaft und Leistung auf dem Rasen. Das weiß kaum einer besser als Allegri-Vorgänger Antonio Conte: "Ein Trainer kann 1000 Ideen haben - es sind die Spieler, die über Glück oder Ruin entscheiden."
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