Oddo und begehrte Krankenbetten

Der FC Crotone steht vor seiner ersten Serie-A-TIM-Saison
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Delfino Pescara

Viel mehr geht eigentlich nicht: Weltmeister, Champions-League-Sieger, Meister, Pokalsieger. Massimo Oddo gewann in seiner Spieler-Karriere so ziemlich alles, wovon er als kleiner Bub bei seinen ersten Schussversuchen in einer Vorstadt von Pescara geträumt hat. Ob er damals auch davon geträumt hat, mal beim FC Bayern zu spielen, sei dahingestellt. Getan hat er es später trotzdem. Zwar nur sehr kurz, unter Trainer Jürgen Klinsmann und auch reichlich unerfolgreich - aber immerhin. Für einige Monate lebte er in der Stadt des Oktoberfests. Eine Tatsache, die in Italien wohl höchste Anerkennung hervorruft.

Heute träumt Oddo womöglich davon, einmal als Trainer eine WM oder eine Champions League, eine Meisterschaft oder einen Pokal zu gewinnen. Bei diesem Weg ist er aber noch ganz am Anfang. Und wieder zurück in Pescara. Der Start seiner Trainerkarriere ist jedenfalls verheißungsvoll. In seiner ersten vollen Saison als Coach von Delfino Pescara führte er den Klub direkt zum Aufstieg in die Serie A.

Die Hauptrunde schloss die Mannschaft von der Adria-Küste auf Rang vier ab, im Play-Off bewies sie Nervenstärke. Das Halbfinale gegen Novara endete mit dem Gesamtscore von 6:2, das Finale gegen Trapani 3:1. Pescara ist nach drei Jahren Abstinenz wieder erstklassig.

WM-Gestählt

In den vergangenen Jahren machte sich Pescara einen Namen als Talentschmiede. Unter anderem wurden Marco Verratti und Juan Quintero geformt und gewinnbringend an Paris Saint-Germain und den FC Porto verkauft. Die talentiertesten Spieler suchen nach dem Durchbruch schnell das Weite. So nun auch Gianluca Lapadula. In der vergangenen Saison verbuchte er in der Serie B sensationelle 38 Scorerpunkte. Jetzt spielt er für Milan.

Immerhin können die Fans von Pescara seinen Sturmpartner der Aufstiegssaison, Gianluca Caprari, noch eine weitere Spielzeit lang bewundern. Dann kehrt der 22-Jährige zu seinem Stammklub Inter Mailand zurück. Bereits in der Saison 2012/13 schnupperte er mit Pescara Erstligaluft, der Durchbruch gelang Caprari aber erst in der abgelaufenen Saison. 25 Scorerpunkte sprechen für sich.

Während er sich dann erstmal in den wohlverdienten Urlaub stürzte, musste sein albanischer Teamkollege Ledian Memushaj noch eine Dienstreise absolvieren. Es ging nach Frankreich, zur Europameisterschaft. Zwei der drei Gruppenspiele absolvierte der Mittelfeldspieler über 90 Minuten, für den Achtelfinal-Einzug reichte es knapp nicht.

Aus Mailands Talent-Schmieden

Zurück in Pescara trifft Memushaj nun auf zwei neue Gesichter. Vielversprechende Gesichter. Mit Cristiano Biraghi und Bryan Cristante sicherte sich Pescara zwei spannende Akteure. Der 23-jährige Linksverteidiger Biraghi wurde einst bei Inter Mailand ausgebildet und spielte für diverse italienische U-Nationalmannschaften. Zuletzt war er Stammspieler beim FC Granada in der Primera Division, Pescara zahlte vier Millionen Euro Ablöse.

Die Karriere von Cristante liest sich ähnlich wie die von Biraghi. Auch Cristante hat seine fußballerischen Ursprünge in Mailand, beim AC. Auch er sammelte in U-Nationalteams Erfahrungen und auch ihn zog es dann ins Ausland. Zwei Jahre lang spielte der Mittelfeldspieler für Benfica Lissabon, konnte sich aber nicht durchsetzen. Per Leihe schnupperte der 21-Jährige in der vergangenen Rückrunde Serie-A-Luft bei Palermo, nun wurde er für eine Spielzeit an Pescara weitergereicht.

Diese jungen, entwicklungsfähigen Spieler haben mit Massimo Oddo vielleicht den idealen Trainer. Mit all seiner Erfahrung kann er sie anleiten - und zur Unterhaltung vielleicht auch mal Oktoberfest-Geschichten erzählen.