Für die Bayern ist es die zweite Klub-Weltmeisterschaft nach 2013. 1967 und 2001 hatte der Verein bereits den Weltpokal gewonnen.
"Das Tor - ich habe in der Halbzeit gesagt: Männer, wir müssen auch flanken. Jetzt haben wir das Sixpack und Geschichte geschrieben. Das ist etwas Besonderes", sagte Weltfußballer Robert Lewandowski, der den Treffer durch Benjamin Pavard in der 59. Minute per Kopf vorbereitet hatte. Allerdings waren nicht alle Beobachter mit der Entstehung des Treffers einverstanden.
Lewandowski wurde nach der Partie auch zum Spieler des Turniers gewählt, auf den Plätzen landeten Tigres-Stürmer Andre-Pierre Gignac und Lewandowskis Teamkollege Joshua Kimmich. "Es war ein hartes Stück Arbeit. Aber ich denke, dass wir sowohl im Halbfinale als auch im Finale überlegen waren. Der Titel ist verdient", sagte Kimmich. "Für Thomas (Müller, Anm.d.Red.) war es bitter, dass er nicht dabei war. Wir haben das Ding auch für ihn geholt und alle anderen, die bei uns nicht dabei sein konnten."
Müller war am Mittwoch positiv auf das Coronavirus getestet worden. "Er ist etwas müde, aber ich denke, das ist normal, wenn man so eine Diagnose bekommt, da geht einem einiges durch den Kopf", sagte Flick. Ansonsten gehe es Müller "ganz gut": "Jetzt müssen wir schauen, dass wir ihn so schnell wie möglich zurückbekommen."
"Glückwunsch an meine Mannschaft, sie hat etwas Historisches geschafft mit dem sechsten Titel. Das ist auch für den erfolgreichen FC Bayern die beste Saison. In den letzten Tagen war viel Unruhe da, trotzdem hat sie herausragend gespielt. Wir sind alle sehr, sehr stolz auf die Mannschaft. Es ist herausragend, was sie geleistet hat", lobte Flick. "Manchmal gibt es da strittige Situationen, das ist ganz normal", sagte Tigres-Trainer Ricardo Ferretti, angesprochen auf das Tor. "Aber ich kann wirklich nicht sagen, dass die Niederlage an einem Schiedsrichter-Fehler gelegen hätte."
Für den Gewinn der Klub-WM erhält der FCB eine Prämie von 4,12 Millionen Euro. Das "kleine Finale" hatte zuvor Afrika-Vertreter Al Ahly für sich entschieden: Gegen Palmeiras gewannen die Ägypter mit 3:2 nach Elfmeterschießen.
FC Bayern München - UANL Tigres: Die Analyse
Flick veränderte seine Elf gegenüber dem 2:0 im Halbfinale gegen Al Ahly auf drei Positionen. Süle anstelle des aus privaten Gründen abgereisten Boateng und Hernandez bildeten die Innenverteidigung. Dafür rückte Alaba eine Position vor auf die Doppelsechs neben Kimmich - zum Leidwesen des zuletzt überzeugenden Roca. Vorne ersetzte Sane den am Vormittag positiv auf Corona getesteten Müller.
Die Mexikaner traten mit der Elf an, die den brasilianischen Vertreter Palmeiras Sao Paulo im Halbfinale mit 1:0 ausgeschaltet hatte. Eine sehr erfahrene Elf mit einem von Durchschnittsalter 30,8 Jahren. Und zugleich eine überaus mutige, die versuchte, den FCB spätestens nach Überquerung der Mittellinie unter Druck zu setzen und nach Ballgewinn über die schnellen Außenspieler Aquino und Quinones in die Nähe von Neuers Strafraum zu gelangen.
Das funktionierte in der Anfangsphase sehr ordentlich, doch nach einer Viertelstunde erhöhte der Favorit die Schlagzahl und übernahm Schritt für Schritt die Kontrolle über Ball und Gegner. Das Problem: Im letzten Drittel fehlte die letzte Konsequenz. Bis auf ein wegen Abseits aberkanntes Tor von Kimmich (18.) und einen Lattenschuss von Sane (34.) kam der deutsche Rekordmeister in Hälfte eins zu keiner nennenswerten Großchance. Die Expected-Goals-Bilanz zur Pause: 0.25 für die Bayern, 0.1 für die Tigres.
Nach dem Seitenwechsel zunächst das gleiche Bild: Der Favorit mühte sich, brachte Tigres-Keeper Guzman aber nicht in die Bredouille. Gerade über die rechte Seite von Pavard und Sane ging sehr wenig - bis zur 59. Minute, als Kimmich den Ball nach einem Zuspiel von Sane mit seinem schwächeren Linken in den Strafraum löffelte, wo sich Guzman im Luftduell mit dem bis dato nahezu unsichtbaren Lewandowski verschätzte und der Ball plötzlich vor die Füße des aufgerückten Pavard kullerte. Der Franzose staubte zur verdienten Führung ab.
Dabei blieb es dann auch - weil von der Tigres-Offensive um den zuletzt so treffsicheren Gignac schlicht zu wenig kam.
FC Bayern München - UANL Tigres: Die Aufstellungen
Bayern: Neuer - Pavard, Süle, Hernandez, Davies - Kimmich, Alaba - Sane (73. Musiala), Gnabry (64. Tolisso), Coman (73. Costa) - Lewandowski (73. Choupo-Moting)
Tigres: Guzman - Luis Rodriguez (80. Julian Quinones), Diego Reyes, Salcedo, Duenas - Aquino, Carioca, Guido Pizarro, Luis Quinones - Gonzalez, Gignac
FC Bayern München - UANL Tigres: Die Daten des Spiels
Tore: 1:0 Pavard (59.)
- Europäische Teams haben die letzten 16 Spiele bei Klub-Weltmeisterschaften gewonnen. Das 0:1 von Chelsea gegen die Corinthians im Finale 2012 war die einzige europäische Niederlage in den letzten 28 interkontinentalen Vergleichen.
- Flick holt in seinem 68. Pflichtspiel als Bayern-Trainer bereits seinen sechsten Titel - ein Schnitt von elf Partien pro Trophäe.
Der Star des Spiels: Alphonso Davies (FC Bayern)
Obwohl der Spielberichtsbogen etwas anderes vermuten lässt, machte der Kanadier anders als Pendant Pavard mächtig Dampf nach vorne. Gewann mit Abstand die meisten Bälle (9) und hätte sich bei mehr Konsequenz vor des Gegners Tor wohl ebenfalls in die Torschützenliste eingetragen.
Der Flop des Spiels: Carlos Salcedo (Tigres UANL)
Der Ex-Frankfurter hob das Abseits beim einzigen Tor des Abends auf und köpfte den Ball kurz vor Schluss um ein Haar ins eigene Tor.
Der Schiedsrichter: Esteban Ostojich (Uruguay)
Ein über weite Strecken solider Auftritt des Referees aus Uruguay. Nahm Kimmichs Treffer in der 18. Minute nach Rücksprache mit seinem Videoassistenten korrekterweise zurück, weil der im Abseits stehende Lewandowski die Sicht von Tigres-Schlussmann Guzman beim Abschluss des deutschen Nationalspieler verdeckte. Ebenso vertretbar seine Entscheidung, das Tor von Pavard zu geben, wenngleich ein Stürmerfoul von Lewandowski auch keine völlig aus der Luft gegriffene Entscheidung gewesen wäre.
Klub-WM: Die bisherigen Gewinner im Überblick
Jahr | Sieger | Finalist | Ergebnis |
2005 | FC Sao Paulo | FC Liverpool | 1:0 |
2006 | Internacional Porto Alegre | FC Barcelona | 1:0 |
2007 | AC Milan | Boca Juniors | 4:2 |
2008 | Manchester United | LDU Quito | 1:0 |
2009 | FC Barcelona | Estudiantes | 2:1 n.V. |
2010 | Inter Mailand | Tout Puissant Mazembe | 3:0 |
2011 | FC Barcelona | FC Santos | 4:0 |
2012 | Corinthians | Chelsea FC | 1:0 |
2013 | FC Bayern | Raja Casablanca | 2:0 |
2014 | Real Madrid | CA San Lorenzo | 2:0 |
2015 | FC Barcelona | River Plate | 3:0 |
2016 | Real Madrid | Kashima Antlers | 4:2 n.V. |
2017 | Real Madrid | Gremio Porto Alegre | 1:0 |
2018 | Real Madrid | Al-Ain Club | 4:1 |
2019 | FC Liverpool | Flamengo | 1:0 n.V |
2020 | FC Bayern | Tigres UANL | 1:0 |