Alle gegen Schuster

Von Richard Rother
Bernd Schuster
© Getty

München - Dass Bernd Schuster ein guter Trainer ist, hat der Deutsche in der Primera Divison schon mehrfach bewiesen.

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Dass der Coach von Real Madrid zudem auch ein echter Sturkopf ist, demonstrierte Schuster auf der Pressekonferenz nach der Partie bei Recreativo Huelva eindrucksvoll.

Nach nur 17 Worten verließ Schuster das Rednerpult und hatte keine Lust mehr, Fragen nach der Leistung des Schiedsrichters zu beantworten. Die "As" schrieb danach, dass sich Schuster "wie ein Flegel" verhalten habe.

Journalisten mit offizieller Beschwerde

Nun legt die spanische Presse sogar nochmal nach. In einem Brief an den Real-Präsidenten Ramon Calderon warfen Sportjournalisten der südspanischen Stadt Huelva dem deutschen Coach vor, einen "totalen Mangel an Erziehung" bewiesen zu haben.

"Dies war eines Trainers unwürdig, der einen angesehenen Verein wie Real Madrid repräsentiert", heißt es in der Protestnote.

Barca-Sportdirektor schimpft

Doch nicht nur die Journalisten echauffierten sich über das Verhalten des Deutschen, auch Barcas Sportdirektor Trixi Beguiristain schoss gegen Schuster: "Es war nicht nur beim Spiel gegen Huelva so. Das ist die Fortsetzung der ganzen Saison, in der es immer wieder zu angespannten Situationen kommt."

Beguiristain schickte auch gleich einen Handlungsvorschlag an die Real-Führung hinterher: "Ich würde den Trainer darauf aufmerksam machen, dass er an seine Verantwortung denkt. Er repräsentiert schließlich den ganzen Verein. Der Trainer ist das Aushängeschild eines Klubs und nicht nur dazu da, einen guten Kader zu trainieren." 

Turbulentes Drehbuch

Vielleicht wollte sich Barcas Sportdirektor aber auch nur über die Pleite gegen Atletico Madrid hinwegtrösten. Dabei schien das Drehbuch den Katalanen wie auf den Leib geschneidert: Nach einer rasanten Aufholjagd in der Primera Division und den zuletzt apathischen Auftritten von Real deutete alles auf einen Führungswechsel in der Tabelle hin.

Doch die Wende folgte auf dem Fuße - in einem Spiel, das die Achterbahnfahrt der Saison aus Barcelonas Sicht widerspiegelt. Mit zwei Punkten Rückstand auf die Königlichen und strotzend vor Selbstbewusstsein trat Barcelona bei Atletico Madrid an - an einem Sieg der Gäste zweifelte im Vorfeld eigentlich niemand. Das Torverhältnis der letzten beiden Spiele lautete 9:0 für die Azulgranas und Barca hatte zudem einen Lauf.

Zeitgleich nahmen es die Königlichen mit Recreativo Huelva auf - und als Martin Caceres die Gastgeber früh in Führung brachte, verbrüderten sich 600 Kilometer weiter nördlich im Estadio Vicente Calderon die Anhänger Barcas und Atleticos.

Elf Minuten später glich Raul in Huelva aus und das Lächeln der Barcelonistas fror augenblicklich ein. Doch als Ronaldinho nach einer halben Stunde mit einem sensationellen Fallrückzieher das 1:0 markierte, hatte Barcelona in der Blitztabelle die gleiche Anzahl von Punkten (57).

Von Posing bis Spitzmaus-Suche 

Doch dann das: "Ronaldinho posierte den Rest der Spielzeit für seinen Fallrückzieher, Henry ging auf die Suche nach Spitzmäusen, Iniesta und Xavi liefen herum wie Wesenlose und Messi kam viel zu spät und viel zu kalt, um noch irgendetwas retten zu können", schrieb die "As".

2:4 entzauberte Atletico in Gestalt von Kun Agüero die Katalanen und Trainer Frank Rijkaard steht damit erneut im Fadenkreuz der Kritik. Erstmals seit Langem standen dem Niederländer in der Liga "die fantastischen Vier" gemeinsam zur Verfügung: Samuel Eto'o, Messi, Ronaldinho und Henry.

Robinho mit dem Doppelpack

"Der Logik nach hätte er auf Henry oder Ronaldinho verzichtet. Aber Rijkaard blieb wieder einmal politisch", quittierte die "As", dass Rijkaard neben Messi auch noch Deco auf die Bank verfrachtete. Rijkaard rotierte fleißig durch, so dass auch Edmilson zu seinem fünften Saisoneinsatz kam.

Schon vor der Pause sollte Rijkaard die Quittung kassieren, als Maxi Atletico in Führung schoss. Bald stand es 4:1, ehe der rastlose Eto'o wenigstens noch einen Ehrentreffer erzielte. Zeitgleich entschied der wieder genesene Robinho mit seinem Doppelpack in Huelva das Spiel für die Königlichen, die letztlich mit 3:2 gewannen - und ein Zeichen setzten.

Schusters Antwort 

Mit dem Sieg bezwang Real auch den "andalusischen Virus". In dieser Saison unterlag die Schuster-Elf bereits dem FC Sevilla, Real Betis und UD Almeria.

Die Leistung der Madrilenen wurde dennoch heftig kritisiert. "Selten hat Real schlechter gespielt", urteilte "Marca". Und "El Mundo" befand: "Real Madrid hat ein neues Spiel erfunden. Es nennt sich 'Nichts'." 

Real thront an der Spitze 

Vor der Partie hatte Schuster jegliche Kritik zu entkräften versucht: "Mir ist es egal, wer am Sonntag in der Tabelle oben steht." Jetzt ist nach der Partie - und Real sitzt fester im Sattel denn je. Statt die Tabellenführung abzugeben, thronen die Königlichen einsam an der Spitze und Barcelona hechelt wieder fünf Zähler hinterher.

Auf einen Schlag scheint für die Azulgranas wieder der Triumph in der Champions League wahrscheinlicher zu werden als der in der Liga.

Nach dem Auftritt im Vicente Calderon muss Rijkaard aufpassen, am Ende der Saison nicht ganz mit leeren Händen dazustehen und für seine konsequente Politik wider jede Logik bestraft zu werden.

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