Eine neue Saison dient des Öfteren auch als Neubeginn. Neue Spieler stoßen zur Mannschaft, neue taktische Optionen werden geschaffen und im Training einstudiert.
Beim spanischen Branchenprimus FC Barcelona suchte man nach der vergangenen, bis auf den spanischen Königspokal, perfekten Saison quasi nach dem berühmten Haar in der Suppe. Aber wer dachte, die Vollkommenheit ihres Offensivspiels wurde schon erreicht, der wurde zum Saisonauftakt gegen den FC Villarreal wieder mal eines Besseren belehrt.
Drei-Vier-Drei
Trainer Pep Guardiola stellte, durch die Ausfälle von Carles Puyol, Gerard Pique und Dani Alves zwar notgedrungen, aber nicht ohne ein gewisses Kalkül auf ein 3-4-3-System um und führte somit ein vermeintlich veraltetes System wieder in den modernen Fußball auf höchstem Niveau ein.
Vor der Abwehr agierten mit Seydou Keita, Andres Iniesta, Thiago Alcantara und Cesc Fabregas vier Spieler, die mit ihrer geradezu perfekten Technik blitzschnell das Mittelfeld überbrückten und somit die Außen und allen voran Lionel Messi immer wieder bedienen konnten und so für gefährliche Situationen sorgten.
Mit teilweise angsteinflößenden 70 Prozent Ballbesitz lief die Passmaschine Barca richtig heiß und spielte den Champions-League-Teilnehmer und kommenden Bayern-Gegner regelrecht an die Wand. Dass es sich beim FC Villarreal nicht um irgendeine Laufkundschaft handelt, ist hinlänglich bekannt und macht die Sache für den Rest Europas sicherlich nicht einfacher.
Die spanische Presse, sicherlich nicht um Superlative verlegen, lobte Messi und Co. über den Klee. So schrieb beispielsweise die "El Mundo Deportivo" von "Fußball wie auf der Playstation".
Angst und Schrecken in Europa
"Wir haben ein außergewöhnliches Spiel gemacht, vor allem im Mittelfeld, wo wir sehr hart gearbeitet haben", bilanzierte der Erfolgscoach der Blaugrana und schickte gleich noch einen Satz hinterher, der in der restlichen Fußball-Welt für Angst und Schrecken sorgen muss: "Jetzt ist unsere Vorbereitungsphase abgeschlossen. Die Saison geht nun erst richtig los."
Neben der taktischen Revolution gab es auch sonst einiges Neues beim aktuellen Champions-League-Sieger. Die Neuzugänge Fabregas und Alexis Sanchez standen in der Startelf und sorgten mit ihren Treffern für einen perfekten Start im Barca-Trikot. Vor allem der verlorene Sohn zeigte sich nachdem Spiel überglücklich.
"Es hat einfach Spaß gemacht heute, besonders mit Leo zusammen zu spielen. Du weißt, du kannst ihm den Ball jederzeit geben, damit er die Partie allein entscheidet. Es ist unglaublich", schwärmte Fabregas.
Fabregas und Thiago funktionieren
Nach dem Transfer von Fabregas zum FC Barcelona wurde vor allem in den spanischen Medien darüber diskutiert, wo und für wen er spielen könnte und ob der Wechsel nicht zu Ungunsten des in der Vorbereitung auftrumpfenden Thiago durchgeführt wurde. Auch hier diente die Demonstration gegen das "Submarino Amarillo" als manifestierte Gegendarstellung.
"Wir sind kompatibel, die Menschen erfinden manchmal Dinge, um Polemik zu erzeugen. Thiago ist ein Top-Spieler, ein einzigartiger Junge und er ist sehr jung. Es gibt Platz für alle im Team", so der Ex-Londoner in Richtung der Presse.
Im Trubel um den grandiosen Erfolg und die Diskussionen ob der neuen Taktik des spanischen Meisters ging ein Jubiläum fast unter. Torhüter Victor Valdes kam zu seinem 410. Einsatz für die Katalanen und egalisierte damit den Torhüter-Rekord der Barca-Ikone Andoni Zubizarreta: "Es ist ein ganz besonderer Tag für mich. Ich hab so viele Spiele wie Zubi, daran habe ich am Anfang meiner Karriere niemals mit gerechnet."
Alles ist perfekt-bei fast allen
Alles perfekt- jedenfalls beim FC Barcelona. Und auch beim Tabellenführer Real Madrid gab es sicherlich schon schlechtere Zeiten. Nur der Rest der Primera Division kapituliert bereits nach einem Spiel vor den schier übermächtigen und uneinholbaren Vorzeige-Klubs.
Die Schere scheint von Saison zu Saison weiter auseinanderzugehen - zum Leidwesen der Attraktivität der Liga.Knapp die Hälfte der TV-Einnahmen in der Primera Division fließen in die Kassen der beiden Klubs. Ein untragbarer Zustand, meint der Präsident des FC Villarreal. "Das ist der Tod des spanischen Fußballs", so Fernando Roig.
Das Rad dreht sich in Spanien trotzdem weiter, denn in absehbarer Zeit wird sich nichts ändern.
Wie im Kampf um die Torjägerkanone. Dort geht es los, wie es vor einigen Wochen geendet hat. Ronaldo führt mit 3:2 gegen Messi. Man könnte meinen, in Spanien gab es gar keine Sommerpause.
Der aktuelle Spieltag der Primera Division im Überblick