SPOX: Wo liegen die Unterschiede zwischen der Bundesliga, der Premier Liga und der Primera Division in fußballerischer Hinsicht?
Ebert: In Spanien wird extrem auf Ballbesitz gespielt, da kommt es ganz selten vor, dass der Ball einfach von hinten hinaus gekloppt wird. Wir bei Rayo spielen immer mit hohem Pressing. Wir erarbeiten uns viele Torchancen und versuchen alles spielerisch zu lösen, was mir als Offensivspieler natürlich gefällt - aber was uns sicher auch schon einige Punkte gekostet hat, wozu es vielleicht nicht gekommen wäre, wenn wir den Ball einfach von hinten herausgeschlagen hätten. Das ist aber einfach die Mentalität hier. In Russland herrscht dagegen alte Schule. Da hast du als Mittelfeldspieler nicht so viele Ballkontakte, da wird der Ball oft einfach über dich drüber und zu einem großen Stürmer geschlagen, der ihn dann festmachen und ablegen soll. So war das meist bei Spartak und das ist ein Stil, der nicht für mich gemacht ist - und der mir auch keine Freude bereitet.
SPOX: Wie belastend sind denn die teilweise sehr langen Auswärtsreisen zu Spielen in Russland?
Ebert: Das hört sich dramatischer an, als es ist. Wir hatten einmal ein Pokalspiel gegen einen Drittligisten, wo wir neun Stunden hin und neun Stunden zurück geflogen sind, aber ansonsten hält sich das in Grenzen. Dort hat man eben auch viele Spiele in Moskau, weil es da fünf Erstligisten gibt.
SPOX: Russland wird 2018 die Weltmeisterschaft austragen. Was tut sich in infrastruktureller Hinsicht?
Ebert: Das Luzhniki Stadion wird gerade umgebaut und während ich bei Spartak war, wurde auch dort ein neues, super-modernes Stadion eröffnet. Bis zur WM ist es aber noch eine sehr lange Zeit - da wird noch einiges passieren.
SPOX: Mit Russland verbindet man hier in Deutschland immer auch fehlende Medienfreiheit. Betrifft einen das als Fußballer in irgendeiner Hinsicht?
Ebert: Ich habe während meiner Zeit bei Spartak nicht so viele Interviews gegeben, deshalb war ich persönlich damit nicht wirklich konfrontiert. Aber auch in Deutschland wird bei Fußballer-Interviews alles genauestens kontrolliert. Fußballer haben keine Sprachfreiheit mehr. Man kann sich nicht mehr äußern, wie man will, weil alles über Pressesprecher und Berater läuft. Das finde ich ein bisschen schade, weil es keine spontanen Interviews mehr gibt, die die Fans natürlich gerne hören oder lesen würden.
SPOX: Vor einigen Wochen wurde in Russland ein sportartenübergreifender Dopingskandal aufgedeckt. Sind Ihnen damals bei Spartak irgendwelche merkwürdigen Dinge aufgefallen?
Ebert: Nein, gar nicht.
SPOX: In Moskau haben Sie im selben Gebäude wie Serdar Tasci gewohnt. Wie viel Kontakt haben Sie noch zu ihm?
Ebert: Wir hatten damals recht viel miteinander zu tun und haben auch bei Auswärtsreisen immer in einem Hotelzimmer geschlafen. Serdar ist ein sehr lieber Junge, wir verstehen uns gut. Ab und zu schicken wir uns noch SMS, aber nur sehr sporadisch. Ich hab ihm alles Gute gewünscht, als ich erfahren habe, dass er zum FC Bayern wechselt.
SPOX: Haben Sie seit seinem Wechsel nochmal Kontakt mit ihm gehabt und sich über seine Lage in München ausgetauscht?
Ebert: Nein, seitdem haben wir nicht mehr geschrieben.
SPOX: Sie spielten jahrelang für Hertha BSC. Wie intensiv verfolgen Sie Ihren Ex-Verein noch?
Ebert: Ab und zu schaue ich mir ein Spiel an, mehr nicht. Es freut mich natürlich für die Fans, dass sie nach langer Zeit und den ganzen Auf- und Abstiegen wieder mit erfolgreichen Spielen verwöhnt werden. Von der Mannschaft kenne ich eigentlich keine Spieler mehr persönlich. Sollen sie ihren Weg gehen, aber ich verfolge das nicht wirklich.
Patrick Ebert im Steckbrief