Ibrahimovic trug die Haare damals noch etwas kürzer und grinste praktisch die ganze Zeit. Eine Traumhochzeit war geschlossen worden. Fußballliebhaber und Fans fragten sich, welche Rekorde dieser Torjäger an der Seite Lionel Messis wohl brechen würde.
Die Antwort gab es nicht einmal ein Jahr später. Sportliche Bestmarken waren kaum zu bestaunen. Dafür aber ein Superlativ, auf den man in Katalonien gerne verzichtet hätte: "Es war das schlechteste Geschäft der Vereinsgeschichte", konstatierte der damalige Barca-Präsident Sandro Rosell.
Ibrahimovic, der im Tausch für Samuel Eto'o und 66 Millionen Euro Ablöse von Inter Mailand gekommen war, verabschiedete sich keine zwölf Monate später im Unfrieden von den Blaugrana. Sauer auf die sportliche Leitung um Sportdirektor Txiki Begiristain, wütend auf Startrainer Pep Guardiola - und verbittert wegen Leo Messi.
Guardiola selbst hatte die Ibra-Verpflichtung 2009 forciert. Ihm schwebte vor, seine Mannschaft trotz des Triples zu verändern und per Transfer einen neuen Reizpunkt zu setzen. Und mit wem könnte man das besser tun als mit dem polarisierenden Zlatan?
Mit Juventus und später Inter Mailand hatte der Schwede die Serie A dominiert, mehrere Scudetti gewonnen und war im Jahr zuvor Torschützenkönig geworden. In Barcelona wollte er sich den Traum vom Sieg in der Champions League erfüllen. Mit ihm sollte ein neues Element ins Tiki-Taka Guardiolas einfließen und die dominante Elf um Carles Puyol, Xavi und Andres Iniesta noch dominanter und vor allem unberechenbarer machen.
Auch Samuel Eto'o hatte bei Barca ein Problem mit Lionel Messi
Die Frage ist allerdings, ob Guardiola nicht im Vorfeld hätte ahnen müssen, dass sein Plan scheitern sollte. Denn zwischen ihm und Samuel Eto'o hatte es einen Konflikt gegeben, der nur ein Vorgeschmack auf das war, was sich später mit dem Schweden wiederholen sollte.
Indirekt ging es dabei um Messi. Der Wechsel des Argentiniers von der rechten Seite ins Sturmzentrum hatte Eto'o aufgebracht und Guardiola gelang es nicht, den Angreifer von seinem modifizierten taktischen Plan zu überzeugen. Ein Streit im Training ließ die Beziehung weiter abkühlen, der Ibra-Transfer bot die ideale Gelegenheit, den Kameruner nach Mailand loszuwerden.
Zunächst lief es sportlich für den Eto'o-Nachfolger in Barcelona prächtig. Ibrahimovic durfte im Sturmzentrum ran, Messi kam über rechts. Der Schwede markierte in den ersten fünf Partien fünf Treffer, kam von einer Verletzung zurück und erzielte beim Clasico im eigenen Stadion das Siegtor.
Die Zahlen stimmten also, aber spielerisch war der heutige Milan-Star nicht happy. Er schilderte seine Gedanken später in seiner Autobiographie "I am Zlatan" so: "Ich brauche Pässe von Xavi und Iniesta, aber es ist fast so, als sähen sie nur Messi - dabei bin ich doch doppelt so groß". Dies habe er erst Guardiola und dann auch Begiristain mitgeteilt.
Zlatan und Messi: Zoff wegen eines Strafstoßes
Gegen Mallorca am zehnten Spieltag (4:2) holte Zlatan einen Strafstoß heraus und wollte diesen als Belohnung für seine feine Leistung selbst schießen. Stattdessen aber schnappte sich der eingewechselte Messi den Ball und verwandelte zum zwischenzeitlichen 4:1. Ibrahimovic, in diesem Spiel ohne Tor, war sauer und schrie Richtung Bank: "Das war mein Elfmeter!"
Der Schwede war nicht der einzige, der unzufrieden war. Auch Messi, der 2009 zum ersten Mal als Weltfußballer ausgezeichnet wurde, haderte mit dem Zusammenspiel und der Rollenverteilung im Barca-Sturm. Er wollte in der Mitte ran und nach einem Auswärtsspiel schrieb er Guardiola noch vom Mannschaftsbus aus eine SMS mit den Worten: "Ich sehe, dass ich nicht mehr wichtig bin, also..."
Es war kein Kleinkrieg, der zwischen Ibrahimovic und Messi tobte. Es war eher so, dass beide nicht auf einer Wellenlänge funkten und sich tatsächlich als Rivalen um eine begehrte Position sahen.
Zlatan verstand sich ohnehin eher mit anderen Spielern wie Thierry Henry und Gerard Pique und nahm im Verlaufe der Saison immer mehr Abstand vom Rest der Mannschaft. Er konnte sich auch nicht mit der allzu korrekten Einstellung vieler seiner Mitspieler - darunter Xavi, Iniesta und Messi - anfreunden. "Sie waren wie Schuljungen, die dem Lehrer blind folgen", schrieb er später.
David Villa ersetzte Zlatan Ibrahimovic beim FC Barcelona
Der Konflikt schwelte also. Guardiolas Verhältnis zu Ibra war längst beschädigt. "Wer mich kauft, kauft einen Ferrari. Und wer einen Ferrari hat, tankt Super. Guardiola tankte Diesel und machte eine Tour ins Grüne. Er hätte besser einen Fiat kaufen sollen", ätzte er später in Richtung seines ehemaligen Trainers.
Und das war noch eine der netteren Sachen, die er über Pep zu berichten hatte. Ebenfalls meckerte er über den aktuellen Trainer von ManCity: "Guardiolas philosophische Ansprachen in der Kabine - das ist Scheiße für Fortgeschrittene."
So war die Stimmung also angespannt, als die Saison in ihre entscheidende Phase ging. Wegen einer Verletzung musste Ibrahimovic beim Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Arsenal pausieren. Seine Abwesenheit nutzte Messi im Sturmzentrum für einen Viererpack. Als Ibra im Halbfinal-Hinspiel gegen Ex-Klub Inter (1:3) wieder zum Einsatz kam und in der Offensivzentrale ran durfte, lieferte er eine schreckliche Vorstellung ab. In 63 miserablen Minuten quälte sich der Schwede, legte weniger Laufdistanz zurück als Keeper Victor Valdes und wirkte nie torgefährlich. Barca schied in der Vorschlussrunde wenig später aus.
An jenem Tag fiel wohl die Entscheidung, den extrovertierten Schweden durch den mannschaftsdienlichen David Villa (kam aus Valencia) zu ersetzen. Ibrahimovic wollte dies zunächst nicht akzeptieren, seine Chance bei Barca nutzen und nicht vorzeitig die Flucht ergreifen. "Ich werde härter arbeiten; ich werde für Messi spielen, wie es all die anderen tun", flehte er Guardiola an.
Zlatan über Messi: "Der beste Spieler der Welt"
Aber Messi wollte nicht mit ihm spielen - und so wechselte Ibra eben zu Milan, wo er heute wieder erfolgreich auf Torejagd geht.
Böse Worte über Messi verliert er schon lange nicht mehr, diverse Male bezeichnete er ihn als "besten Spieler der Welt" und nannte es "ein Privileg", an dessen Seite gespielt zu haben. Es passte einfach nicht zwischen ihnen, womöglich war es ein Scheitern mit Ansage.