FC Barcelona - Erkenntnisse zum Xavi-Debüt: Die Legende hält Wort - und sorgt für zwei Verbesserungen

Tim Ursinus
21. November 202110:51
Der FC Barcelona hat das Derby gegen Espanyol beim Debüt von Trainer Xavi knapp mit 1:0 gewonnen.getty
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Der FC Barcelona hat das Derby gegen Espanyol beim Debüt von Trainer Xavi knapp mit 1:0 gewonnen. Dabei hielt die Vereinslegende Wort - und sorgte direkt für Besserungen. Eine große Baustelle bleibt aber. Drei Erkenntnisse.

FC Barcelona: Xavi hält Wort

Als der FC Barcelona eine Stunde vor Anpfiff die Aufstellung veröffentlichte, zeigte sich: Xavi hält Wort. Er beorderte gleich drei hauseigene Talente in die Startelf. Neben den beiden Mega-Talenten Gavi (17) und Nico Gonzalez (19), die schon unter Vorgänger Ronald Koeman regelmäßig zum Einsatz gekommen waren, begann auch der erst 17-jährigen Ilias Akhomach und feierte sein Profidebüt.

Bei seiner Präsentation am Montag hatte Xavi den Talenten aus La Masia schließlich Hoffnung gemacht: "Ihr Engagement ist ein anderes als das anderer Spieler. Sie unterstützen den FC Barcelona." Xavi will eine Zukunft wie die Vergangenheit: Es soll wieder einen spielstarken Kern aus Spielern aus der Jugendakademie geben, der durch eingekaufte Top-Stars lediglich ergänzt wird.

Als größter Hoffnungsträger unter den Eigengewächsen gilt Gavi. Obwohl im Derby gegen Espanyol besonders in der ersten Hälfte wenig nach vorne ging (vier Schüsse aufs Tor), blitzte seine Klasse auf. In der 17. Minute verschaffte sich Gavi auf der linken Seite Raum und legte mit perfektem Timing auf seinen 2004er-Jahrgangs-Kollegen Akhomach mustergültig quer. Dessen Direktabnahme rauschte zwar knapp über den Querbalken. Trotzdem erinnerte der Spielzug an die Zeiten, als Barca seinen Gegner noch schwindelig spielte und nach Belieben dominierte. Xavi klatschte Beifall. Noch schöner war Gavis perfekter Steckpass auf Memphis Depay, der zum (schmeichelhaften) Elfmeterpfiff führte und Barcas Führung einleitete.

Feierte sein Barca-Debüt: Ilias Akhomach.getty

Auch Akhomach, der vom ehemaligen Nachwuchsleiter Patrick Kluivert schon als der "neue Messi" angepriesen wurde, machte seine Sache nicht schlecht, zeigte gute Ansätze. Während seine Teamkollegen den Ball durch die gegnerische Hälfte zirkulieren ließen, riss er durch viele Läufe immer wieder Lücken. Auch weil die Präzision der Pässe in den Strafraum zu wünschen übrig ließ, kam er aber auf nur sechs Ballaktionen. Xavi nahm das noch ungeschliffene Juwel deshalb zur Pause runter.

Seinem Motto blieb er aber treu und wechselte den 19-jährigen Marokkaner Abde ein. Gestandene Profis wie Philippe Coutinho, der erst in der 70. Minute kam, und Luuk de Jong blieben unterdessen auf der Bank. Abde hatte etwas mehr Zugriff auf die Partie als Akhomach und hätte nach einer schönen Einzelaktion in der 72. Minute beinahe auf 2:0 erhöht. Xavis Jungspunde zeigten allesamt solide bis gute Leistungen, was Hoffnung für die restliche Spielzeit macht. Und noch mehr für die darauffolgenden.

FC Barcelona: Ballzirkulation besser - Baustelle Angriff

Als ehemalige Pasmaschine sorgte Xavi direkt für eine Verbesserung der Ballzirkulation im Spiel seiner Mannschaft. Angeführt vom starken Sergio Busquets ließ Barca die Kugel mit deutlich mehr Sicherheit und Spielwitz durch die eigenen Reihen schnellen als noch unter Koeman. Der Kapitän führte die Passstafetten seiner Mannschaft als tiefer Sechser an. Frenkie de Jong, Gavi, Nico und der spielfreudige Jordi Alba agierten um Busquets herum und bildeten ein Grundgerüst, das Xavi "zufrieden" stellte.

Der fehlende Ertrag, der aus den insgesamt 660 gespielten Pässen resultierte, hatte Xavi aber alles andere als gefallen, wie er nach dem Spiel monierte: "Wir müssen besser verstehen, wann wir die Räume angreifen, wann wir nach innen oder außen gehen." Es fehle noch am richtigen "Timing". Der Angriff bleibt eine Baustelle. Barca gelang es nur selten, für ernsthafte Torgefahr zu sorgen.

Lediglich Siegtorschütze Depay war über die gesamte Partie hinweg ein Faktor. Der Neuzugang hatte in zentraler Position deutlich mehr Zug zum Tor als seine Nebenmänner und war mit fünf Abschlüssen mit Abstand der gefährlichste Barca-Akteur auf dem Platz. Es war bezeichnend, dass das einzige Tor des Tages nicht aus dem Spiel heraus erzielt wurde, sondern vom Elfmeterpunkt.

Der FC Barcelona hat das Derby gegen Espanyol beim Debüt von Trainer Xavi knapp mit 1:0 gewonnen.getty

Die fehlende Tiefe und Genauigkeit beim letzten Pass hielt Espanyol im Spiel. Nach rund 70 Minuten entglitt Barca die Kontrolle, was Xavi beinahe seine ersten drei Punkte gekostet hätte. Zweimal trafen die Gäste innerhalb kürzester Zeit (81. und 86. Minute) den Pfosten und hätten in Person von Landry Dimata (84.) den Ausgleich erzielen müssen: aus kürzester Entfernung köpfte er rechts am Tor vorbei. "Ich habe am Ende mehr gelitten, als ich sollte. Aber das war es wert", sagte Xavi und schob nach, dass ihm die Einstellung und der Wille seines Teams imponiert haben.

Da Sevilla-Leihspieler de Jong offenbar keine Option mehr darstellt, Ousman Dembele immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hat und Sergio Agüero aufgrund der Herzprobleme seine Karriere beenden könnte, muss Xavi auf Depay und seine jungen Talente setzen - bis Geld für neue Stürmer da ist.

FC Barcelona: Xavi bringt Enthusiasmus zurück

Auch wenn das Spiel die Zuschauer im Camp Nou nicht in Ekstase verfallen ließ, brachte Xavi den Enthusiasmus nach Barcelona zurück. Es ist die zweite klar ersichtliche Verbesserung neben der optimierten Ballzirkulation. Schon vor dem Anpfiff versammelten sich zahlreiche Fans um die Stadioneinfahrt und jubelten dem Mannschaftsbus mit Bengalos und Leuchtraketen zu. Ein blickdichter roter Nebel schleierte über dem Nachthimmel. Es war nur noch zu erahnen, wann das Gefährt die Straße durchquerte.

Es waren Bilder, die es in Barcelona lange nicht mehr zu sehen gegeben hatte. Xavi gab den Anhängern seines Herzensverein wieder Hoffnung auf bessere Zeiten. Bereits vor der Partie hatte er angekündigt, dass der Erfolg nur mit der Unterstützung der Fans zurückkommen werde. Es gelte, "die positive Stimmung, die im Moment existiert, in Ergebnisse umzusetzen".

In dieser Saison geht es aber wohl nur noch darum, sich für die Champions League zu qualifizieren. Sollte Real Madrid am Sonntag in Granada gewinnen, übernehmen die Königlichen die Tabellenspitze vom FC Sevilla (28 Punkte). Die Madrilenen hätten dann schon zehn Zähler Vorsprung auf die Mannschaft von Xavi, die nun 20 Punkte auf dem Konto hat.

Am Dienstag duelliert sich Xavis Mannschaft mit Benfica Lissabon in der Champions League um das zweite Achtelfinalticket in Gruppe E. "Das wird ein weiterer Krieg sein", sagte der Trainer. Der FC Bayern ist mit einer vollen Punkteausbeute aus vier Spielen schon eine Runde weiter, während die Blaugrana nach den zwei Siegen gegen Dynamo Kiew lediglich sechs Punkte hat. Die Portugiesen können mit einem erneuten Sieg (3:0 im Hinspiel) wieder vorbeiziehen. Im Gegensatz zu den Katalanen hat Benfica bereits zweimal gegen den deutschen Rekordmeister gespielt.

LaLiga: Die obere Tabellenhälfte

PlatzTeamSpieleSUNToreDiff.Punkte
1FC Sevilla1384123:91428
2Real Sociedad San Sebastian1384119:10928
3Real Madrid1283128:131527
4Atletico Madrid (M)1375122:13926
5Real Betis Sevilla1363419:17221
6FC Barcelona (P)1355320:15520
7Rayo Vallecano (N)1362519:14520
8Athletic Bilbao1347211:8319
9CA Osasuna1454514:18-419