FC Barcelona: Liga-Chef Javier Tebas sieht Ruf des spanischen Fußballs auf dem Spiel

Von Jochen Tittmar/sid
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Der spanische Fußball erlebt derzeit nach Ansicht des Ligaverbands-Präsidenten wegen der Korruptions-Vorwürfe gegen den FC Barcelona eine seiner schwärzesten Stunden. Die Situation sei eine der schwierigsten, "an die ich mich erinnern kann", sagte Javier Tebas am Montag: "Es gibt diese Zahlungen an Schiedsrichter, das ist abnormal."

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Die spanische Justiz hatte den FC Barcelona, ehemalige Vereinsfunktionäre und Ex-Schiedsrichter Jose Maria Enriquez Negreira vor einer Woche wegen vermeintlicher "Korruption", "Untreue" und "gefälschter Unterlagen" angeklagt.

Hintergrund sind Millionen-Zahlungen zwischen 1994 und 2018 an ein Unternehmen von Negreira, der damals Vizepräsident des Schiedsrichter-Ausschusses war. So sollen allein zwischen 2001 und 2018 7,3 Millionen Euro an eine Firma Negreiras geflossen sein. Eine Sprecherin der Justiz erklärte, dass das Geld helfen sollte, Barca bei Entscheidungen der Schiedsrichter zu begünstigen.

Laut Radiosender Cadena SER soll der ehemalige Barca-Präsident Sandro Rosell (2010 bis 2014) in einer der ersten Vorstandssitzungen während der ersten Amtszeit von Joan Laporta (2003 bis 2010) über die Zahlungen an Negreira gesagt haben: "Wenn wir wollen, dass sie uns weiterhin respektieren, müssen wir auch weiterzahlen."

Rosell zufolge habe man diese Zahlungen "von Joan Gaspart aus der vorangegangenen Amtszeit geerbt". Daher sei es nötig, sie zu erhöhen, wolle man weiterhin respektiert werden.

FC Barcelona: Die Hintergründe zum Korruptionsskandal

Nach Angaben der Zeitung El País will die Staatsanwaltschaft Barcas Ex-Trainer Luis Enrique und Ernesto Valverde als Zeugen vorladen.

"Es ist verständlich, dass Spannungen entstehen. Der Ruf unseres Fußballs steht auf dem Spiel. Ich schäme mich. Wir haben keine Erklärung von Barcelona", sagte Liga-Boss Tebas.

Barca-Präsident Laporta sagte am Montag, er werde seinen Klub gegen "Attacken" verteidigen. "Einige, die von Neid getrieben sind, versuchen, unseren Ruf mit böswilligen Kampagnen zu zerstören. Barcelonas Stimmung wird weder gekauft noch verkauft, aber sie wird auch nicht beschmutzt. Und in letzter Zeit gab es heftige Angriffe, um unser Wappen zu beschmutzen, die nichts mit der Realität zu tun haben. Und der Vorstand dieses Vereins wird sie verteidigen", sagte er.

FC Barcelona räumt Verbindungen zu Negreira ein

Damit meint Laporta sicherlich auch Real Madrid. Die Königlichen wollen als Nebenkläger auftreten. In einem Statement Reals hieß es: "Real Madrid bringt seine tiefe Besorgnis über die Schwere des Sachverhalts zum Ausdruck und bekräftigt sein volles Vertrauen in das Vorgehen der Justiz. Der Verein erklärt, zur Verteidigung seiner legitimen Interessen in dem Verfahren zu erscheinen, sobald der Richter dieses für die Geschädigten eröffnet."

Barca und Negreira haben die geschäftlichen Verbindungen eingeräumt, bestreiten aber den Vorwurf der Korruption. Laut Negreira habe seine Firma den Verein mündlich darüber beraten, wie sich die Spieler gegenüber bestimmten Unparteiischen verhalten sollten. Barca bezeichnete solche Beraterdienste als "normal".

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