Ilkay Gündogan hielt das blau-rot-gestreifte Trikot seiner Kindheitsträume mit einem seligen Lächeln in die Kamera. Schon als kleiner Junge, sagte der neue 400-Millionen-Euro-Mann beim FC Barcelona, habe er sich gewünscht, "eines Tages" dasselbe Shirt tragen zu dürfen wie sein Vorbild Xavi, der jetzt sein Trainer wird. Und doch war der Tag der Bekanntgabe seines ersehnten Wechsels von Manchester City ein "bittersüßer" für den Triple-Helden.
Beim englischen Meister und Pokalsieger habe er sieben Jahre lang "Liebe auf dem höchstmöglichen Niveau" erfahren, schrieb Kapitän Gündogan in einem emotionalen Abschiedsbrief auf der Plattform Players' Tribune. Mit ManCity habe er sich "jeden einzelnen Traum, den ich je hatte, erfüllt" - auch seine "Obsession" vom Champions-League-Sieg. Er trage "nichts als Liebe" in seinem Herzen für diesen wunderbaren, großen Klub.
Und dennoch: Nach 304 Spielen mit 60 Toren, 14 Titeln und der dreifachen Krönung in einer Saison "wie im Film" sagte der einstige Wunschspieler von Pep Guardiola jetzt "goodbye". Er suche, versicherte er glaubhaft, "eine neue Herausforderung".
Ilkay Gündogan: "Barcelona oder nix!"
Der 32-Jährige wechselt wie erwartet ablösefrei zum Klub von Nationaltorhüter Marc-Andre ter Stegen und unterschreibt bis 2025 mit der Option auf ein weiteres Jahr. Seine Ausstiegsklausel beläuft sich auf die für Spanien typische Fantasie-Summe von 400 Millionen Euro, Medienberichten zufolge verdient er zehn Millionen Euro netto pro Saison. Nach Bernd Schuster, Robert Enke und ter Stegen ist er erst der vierte deutsche Nationalspieler bei Barca.
"Ich weiß, dass mich viel Druck erwartet", sagte Gündogan. "Aber ich liebe Druck. Ich liebe es, aus meiner Komfortzone herauszukommen." Barcelona sei "der einzige Klub der Welt" gewesen, der ihm als neues Ziel sinnvoll erschienen sei. "Es hieß: Barcelona oder nix!", meinte er in Anlehnung an ein berühmtes Guardiola-Zitat aus dessen Zeit beim FC Bayern ("Thiago oder nix!").
Ohne den Starcoach, sagte Gündogan, wäre "nichts von all dem", was er bei City erlebte, "möglich gewesen". Es sei ihm mit am schwersten gefallen, Guardiola seinen Weggang zu beichten. "Hoffentlich treffen wir uns bald im Champions-League-Finale wieder", rief er ihm zu - und formulierte damit zugleich seine hohen Ambitionen.
Doch mit Trainer Xavi, den er "lange bewundert" habe, und seinem "alten Freund" Robert Lewandowski aus Dortmunder Zeiten hält Gündogan auch die größten Triumphe für möglich. Er wolle dabei "helfen", sagte er, "Barca dahin zurückzubringen, wo sie hingehören". Er weiß schließlich am besten, wie das geht.