Auch Dani Olmo ist keine Lösung: Dem FC Barcelona droht ein enttäuschender Transfersommer

Von Thomas Hindle/Oliver Maywurm
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Der FC Barcelona hat große finanzielle Probleme und konnte diesen Sommer noch kein Statement auf dem Transfermarkt setzen. Selbst Wunschspieler Dani Olmo würde die Schwachstellen im Kader nicht beheben.

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Und da sind wir wieder. Ein Sommertransferfenster des FC Barcelona voller Spekulationen, Instagram-Gerüchten und schlauen Kommentaren von Joan Laporta, dem Präsidenten des Klubs. Haben wir das nicht alles schon mal erlebt?

Bemerkenswerterweise ist es nun zwei Jahre her, dass Laporta alle Hebel in Bewegung setzte und die Zukunft der Blaugrana für kurzfristige Erfolge aufs Spiel setzte. Und wenn das Ziel die schnelle Belohnung und die Vermeidung des finanziellen Ruins war, dann hat es funktioniert. Barça hat 2023 LaLiga gewonnen und existiert als Sportverein immer noch. Job erledigt.

Doch die Probleme, die es auch vor zwei Jahren schon gab, sind nicht verschwunden. Die Finanzen des Vereins haben sich bis zu einem gewissen Grad erholt - sie flirten nicht mehr ständig mit dem Untergang -, aber die Katalanen haben nicht die Finanzkraft, um mit Real Madrid oder einem der anderen europäischen Spitzenklubs zu konkurrieren.

Barça befindet sich in einer ähnlichen Situation wie in vielen der vergangenen Jahre: Man spart an allen Ecken und Enden und ist auf Spielerverkäufe und eine schwächelnde Marke angewiesen, um einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen. Bislang überwiegen die Fehlschläge - und Barcelona ist wieder einmal weit hinter die europäische Elite zurückgefallen.

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Barcelona und das liebe Geld

Die Finanzen von Barça sind zugegebenermaßen in einem besseren Zustand als sie es schon einmal waren. Vor zwei Jahren war es schwer, den Überblick über alle Maßnahmen zu behalten, die Laporta ergriff. Er verkaufte zukünftige Einnahmen für kurzfristige Finanzspritzen und hielt den Verein mit riskanten Geschäften am Leben. Dabei setzte er auf die Marke Barça und ging davon aus, dass das organische Wachstum und der Erfolg auf dem Spielfeld ausreichen würden, um letztlich alles in die richtigen Bahnen lenken zu können. Anders formuliert: Barcelona war zu groß, um zu scheitern.

Und in gewissem Sinne haben die Blaugrana die ganz große Krise vermieden. Sie haben im letzten Geschäftsjahr einen Nettogewinn erzielt und konnten im Januar mit Vitor Roque einen Neuzugang verpflichten - wenngleich der Transfer bisher keineswegs ein Erfolg war.

Barcelona liegt allerdings immer noch weit unter der Schwelle, die es zu erreichen gilt, um nach den strengen Finanzvorschriften von LaLiga frei Geld ausgeben zu können. Laporta und Ligapräsident Javier Tebas liefern sich immer noch einen Schlagabtausch in den Medien. Und dabei scheint niemand zu wissen, ob sich Barça all die teuren Neuzugänge, mit denen man angeblich liebäugelt, überhaupt leisten könnte.

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Barcelona fehlt weiterhin der Busquets-Nachfolger

Es ist über ein Jahr her, dass Sergio Busquets zu Inter Miami gewechselt ist, und Barcelona hat immer noch keinen Ersatz für ihn gefunden. Zugegeben, es hätte keinen Sinn ergeben, weiterhin an dem in die Jahre gekommenen Busquets festzuhalten. Es war Xavi zu verdanken, dass er dem Mittelfeldmann noch ein letztes Jahr Qualität auf Top-Level entlocken konnte.

Wenn man bedenkt, dass Busquets quasi der moderne Archetyp der Sechser-Position ist, war es klar, dass es eine komplizierte Aufgabe werden würde, ihn vergessen zu machen. Aber Barças Bemühungen darum waren bestenfalls durchwachsen. Vor der letzten Saison kam Martin Zubimendi nicht und Barça gab sich mit Oriol Romeu zufrieden, der in einer schwachen Saison in Katalonien ganz und gar nicht überzeugen konnte. Xavi setzte daher schließlich den Innenverteidiger Andreas Christensen als defensiven Mittelfeldspieler ein - eher ein Notbehelf als eine langfristige Lösung. Und wenn man sich die Mannschaft auf dem Papier anschaut, ist die Sechs immer noch die größte Problemzone.

Doch die Blaugrana haben es noch nicht geschafft, das Problem zu beheben. Zubimendi wird wieder nicht kommen, während von anderen Optionen gar nicht erst die Rede war. Kurzum: Barça hat sein dringendstes Problem noch immer nicht gelöst.

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FC Barcelona: Das Scheitern im Werben um Nico Williams

Barcelona verfügt auf mehreren wichtigen Positionen über viel Qualität, aber es fehlt ein klassischer, reiner Linksaußen. Der neue Trainer Hansi Flick wird sicherlich eine Lösung parat haben, aber niemand in diesem unausgewogenen Kader ist auf der linken Seite am besten.

Hier hätte Nico Williams ins Spiel kommen sollen. Der Flügelspieler von Athletic Bilbao gehörte in der vergangenen Saison zu den besten Spielern in LaLiga und explodierte bei der Euro 2024 regelrecht. Mit seiner Schnelligkeit, seiner Geschicklichkeit am Ball und seiner immer besser werdenden Abschlussstärke schien Williams, der ein gutes Verhältnis zu Lamine Yamal hat, die perfekte Ergänzung für eine Mannschaft zu sein, die auf der linken Seite Verstärkung braucht.

Die Transfergerüchte begannen während der Europameisterschaft und haben nie wirklich aufgehört. Barças Spieler flirteten sogar öffentlich mit Williams und versuchten nicht einmal zu verheimlichen, dass sie ihn in Barcelona haben wollten. Aber es scheint so, als ob ihre Bemühungen vergeblich waren, da Williams, wie auch Zubimendi, seine kurzfristige Zukunft seinem jetzigen Verein versprochen hat.

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Das große Problem mit Raphinha

Ein Opfer von all dem ist Raphinha. Der Brasilianer hat in Barcelona nie die Chance bekommen, sich nachhaltig zu etablieren. Erst wurde er aus der Startelf verbannt, dann auf der falschen Seite eingesetzt und später immer wieder mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht - Raphinha konnte in Katalonien noch nicht überzeugen.

Es ist unfair ihm gegenüber, dass er bisher noch nicht das nötige Vertrauen bekam. Schließlich könnte er unter den richtigen Umständen auch für einen großen Verein ein wichtiger Spieler sein. Aber es scheint so, als ob Barça wieder einmal gezwungen sein könnte, Raphinha zu verkaufen. Der Kader ist voller junger Talente, aber es gibt nur wenige Spieler, die zu einem vernünftigen Preis verkauft werden können. Raphinha ist einer von ihnen. Ein Angebot für seine Dienste könnte locker 40 Millionen Euro übersteigen - genau die Art von großem Geld, das die Blaugrana mit ihren knappen Kassen brauchen.

Es wäre kein würdiger Umgang für einen brasilianischen Nationalspieler. Aber die Voraussetzungen deuten schlichtweg darauf hin, dass Raphinha Barça noch verlassen soll. Die Frage ist nur, ob der Spieler selbst das überhaupt will - und ob eine adäquate Offerte eintrifft.

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FC Barcelona: Was wird aus Vitor Roque?

Wenn man irgendwann auf die aktuelle Ära des FC Barcelona zurückblickt, wird man sich sicherlich fragen, wie man sie denn bewerten soll. Die bleibende Essenz wird vielleicht die hektische Zeit gegen Ende der letzten Saison sein, in der Xavi zunächst zurücktrat, dann doch wieder weitermachen wollte und schließlich vom Verein entlassen wurde.

Aus Mannschaftssicht könnte indes Vitor Roque die perfekte Verkörperung dieser turbulenten Zeit sein. Barça wurde monatelang mit dem aufregenden brasilianischen Talent in Verbindung gebracht und liebäugelte lange mit der Idee, "Tigrinho" zu verpflichten, obwohl man offensichtlich kein Geld ausgeben wollte. Doch letztlich holte Barcelona Roque nach Katalonien, setzte sich im Werben um das Top-Talent gegen den FC Arsenal und Real Madrid durch. Auf dem Papier schien es für beide Seiten ein guter Transfer zu sein. Robert Lewandowski ist bekanntlich nicht mehr der Jüngste und Roque hat potenziell die Qualität, sich im Angriff von Barcelona zu behaupten.

Doch die Monate nach seiner Unterschrift verliefen schwer enttäuschend. Xavi setzte den Teenager kaum ein, stattdessen hatte Lewandowskis stets das Vertrauen. Und wenn Roque eingewechselt wurde, wurde er nicht auf seiner bevorzugten Position eingesetzt oder bekam zu wenig Zeit, um etwas zu bewirken. Es war deutlich, dass Xavi Roque eigentlich gar nicht wollte - dessen Verpflichtung hatte Sportdirektor Deco forciert. Und nun könnte Roque den Verein schon wieder verlassen, denn angeblich liegen Barça Angebote aus Saudi-Arabien und auch von europäischen Klubs für den 19-Jährigen vor.

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Dani Olmo liefert Hoffnung - aber ist er der richtige Spieler für Barcelona?

Trotz aller finanzieller Widrigkeiten ist es Barça offenbar gelungen, einen Topspieler an Land zu ziehen. Berichten zufolge stehen die Blaugrana kurz davor, Dani Olmo von RB Leipzig zu verpflichten. Man munkelt, dass der spanische Europameister schon seit einiger Zeit nach einer neuen Herausforderung suchte. Und es würde für ihn absolut Sinn ergeben, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Schließlich spielte er einst in der Jugend für Barça.

Was allerdings nicht passt, ist die immense Ablösesumme, die nötig wäre, um Olmo zu bekommen. RB Leipzig will Berichten zufolge 60 Millionen Euro haben - ein Betrag, den sich Barcelona wohl nicht leisten kann.

Und selbst wenn die Katalanen es könnten, scheint Olmo nicht der Spieler zu sein, den sie unbedingt brauchen. Als offensiver Mittelfeldspieler oder falscher Neuner wäre er eine Verstärkung in dem Bereich, in dem Barça bereits sehr gut und breit besetzt ist. Ilkay Gündogan, Pedri, Gavi und Fermin Lopez können alle diese Rolle hervorragend ausfüllen. Und wenn Olmo auf der linken Seite eingesetzt werden würde, wäre das wiederum nicht die perfekte Position, um seine Fähigkeiten optimal einzubringen.

Barcelona könnte also die begrenzen Mittel, die man hat, auf den falschen Mann setzen. Ja, es ist ein neuer Sommer, aber bei Barça herrschen die gleichen Probleme. Selbstüberschätzung und schlechtes Management sind beim katalanischen Klub immer noch weit verbreitet.