Der ehemalige Meister-Trainer Christoph Daum hatte während seiner Tätigkeit in der Türkei offenbar eine gewisse Vorahnung, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugehen könnte.
"Das Gefühl von Manipulationen hat mich manchmal beschlichen. Doch es geht um Fakten, nicht um Gefühle. Ich habe faktisch nichts erlebt, was justiziabel wäre", sagte der 57-Jährige im Interview mit dem Kölner "Express".
Der türkische Fußball wird zurzeit von einem Manipulationsskandal erschüttert. 26 Personen wurden festgenommen.
"Ich reagiere mit einer großen Enttäuschung. Was dort ans Tageslicht gekommen ist, überrascht mich", sagte der langjährige Trainer von Fenerbahce und Besiktas Istanbul.
Türkisches Pokalfinale geschoben?
Pokalsieger Besiktas, Klub der deutschen Nationalspieler Fabian Ernst und Roberto Hilbert, hatte am Donnerstag bekannt gegeben, den errungenen Cup an den Verband zurückgeben, solange die Anschuldigungen gegen Vorstandsmitglied Serdar Adali und Trainer Tayfur Havutcu im Zusammenhang mit dem Manipulationsskandal nicht ausgeräumt sind.
Angeblich soll das Pokalfinale gegen Istanbul BB zu den 19 Spielen gehören, die in der vergangenen Saison manipuliert worden sein sollen. Besiktas siegte im Elfmeterschießen.
Skandal mit reinigender Wirkung?
Daum glaube, dass der Skandal eine reinigende Wirkung haben wird: "Der türkische Fußball wird gestärkt daraus hervorgehen. Der türkische Verband geht rigoros und konsequent wie kein anderer Verband in dieser Sache vor und betreibt schnellstmögliche Aufklärung."
Schadenfreude in Bezug auf seinem einstigen Präsidenten bei Fenerbahce, Aziz Yildirim, der inhaftiert worden war, hat Daum nicht.
"Ich habe mit ihm vier Jahre gearbeitet, er hat Unglaubliches geleistet für Fener. Ich kann nicht nachvollziehen, dass er darin verstrickt sein soll. Das hat er gar nicht nötig. Er ist ein Ehrenmann", so Daum.
Christoph Daum Steckbrief