Brücke zur Champions League

Ben BarthmannJonas Schützeneder
10. April 201416:06
Schalke 04 warf im Viertelfinale der Youth League Chelsea rausgetty
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Die Jugend auf den Spuren der Champions-League-Stars: Die UEFA hat diese Idee lange verfolgt und im letzten Herbst den großen Schritt gewagt. In der UEFA Youth League duellieren sich die Jugendmannschaften der Champions-League-Teilnehmer. Vor dem Halbfinale (Fr., 13 Uhr im LIVE-TICKER), an dem auch Schalke teilnimmt, liefert SPOX einen Überblick über Einführung und Ablauf der ersten Saison.

Das Prinzip der Youth League

Manchester City fertigt den FC Bayern mit 6:0 ab, Leverkusen verliert mit 1:5 im heimischen Stadion gegen Real Sociedad. Borussia Dortmund muss sich Olympique Marseille mit 1:4 geschlagen geben. Was sich anhört wie der Albtraum eines jeden deutschen Fußballfans, ist in der UEFA Youth League Realität.

Das erste Jahr des erst für die aktuelle Saison geschaffene Wettbewerbs zeigte den deutschen Klubs oft die Grenzen auf, doch ein Verein, dessen Profis mit einem Ergebnis dieser Kategorie gedemütigt wurde, schreibt in der Youth League eine Erfolgsgeschichte.

Vorschau: Schalke und der kleine Zidane

Die Idee ist so einfach wie genial: Die A-Jugendteams der Champions-League-Mannschaften tun es den Profis gleich. In den exakt gleichen Gruppen wie im Profiwettbewerb geht es in Hin -und Rückspiel um die Qualifikation für die K.o.Phase. So traf die U 19 des FC Barcelona auf die des AC Milan, die Bayern auf Manchester City und der BVB auf Arsenal und Neapel. Erst die K.o.-Spiele wurden extra gelost.

"Die Jungs lernen die Abläufe kennen. Man kann sich alles aus der Nähe ansehen, ohne den ganz großen Druck zu haben", erklärt Norbert Elgert, der Trainer des FC Schalke 04, den Hintergedanken der Mini-Champions-League. Die 17 bis 18-jährigen sollen internationale Erfahrung sammeln, ohne dabei zu großer Belastung ausgesetzt zu sein.

Die K.o-Spiele werden nur in einem Spiel ausgetragen, kein Team soll auf dem Weg zum Titel mehr als zehn Spiele bestritten haben. Dennoch ist der Erfahrungswert enorm.

"Es fängt ja schon mit den ganzen Reisen mit den Profis an", fügt Elgert an. Der Fortschritt sei beachtlich: "Sich mit so vielen unterschiedlichen Ausbildungs- und Spielphilosophien auseinanderzusetzen und sich mit den Mannschaften zu messen, hat unser Team in der Entwicklung weitergebracht."

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Seite 2: Entstehungsgeschichte und Idee

Seite 3: Das Abschneiden der deutschen Mannschaften

Entstehungsgeschichte und Idee

Die Idee eines internationalen Wettbewerbs für U-19-Mannschaften ist nicht neu. Schon bevor die Youth League in der aktuellen Saison an den Start ging, trugen ausgewählte Klubs in der sogenannten NextGen-Series ihre Partien aus. Im August 2011 wurde dort der Grundstein gelegt für einen organisierten Wettbewerb zwischen europäischen Jugendmannschaften.

In den beiden Saisons 2011/12 und 2012/13 spielten unter anderem Inter Mailand, Ajax, Liverpool, Chelsea, Marseille, Dortmund und Wolfsburg in einem festen Rahmen aus 16, bzw. im zweiten Jahr 24 Mannschaften um den Titel.

Ins Leben gerufen wurde der Wettbewerb von Justin Andrews, sowie Mark Warburton, dem Sportdirektor des FC Brentford. Laut eigenen Angaben waren sie auf der Suche nach "einer Brücke, um die Lücke zwischen dem Profibereich und den Jugendteams zu schließen." Mit Geld aus privaten Investitionen wurde ein Wettbewerb umgesetzt, der es auch auf die deutschen Fernsehbildschirme schaffte.

Im Dezember 2012 griff die UEFA schließlich ein und legte ab der Saison 2013/14 einen eigenen Wettbewerb fest. Zwei Jahre Probezeit sollen dem Verband Zeit geben, das System noch weiter zu optimieren. Bis dahin bleibt das Prinzip unverändert. SPOX

Dennoch erntet die Idee und Umsetzung der UEFA bereits jetzt Kritik. Die Spiele unter der Woche sind nicht nur zeitaufwendig und anstrengend, sondern kosten aufgrund der langen Reisen beinahe drei Tage der Woche. Viele der Spieler gehen noch zur Schule, Rücksicht wird kaum genommen. Und auch das Prinzip der automatischen Qualifikation missfällt.

"Es ist ja insofern keine Champions League, weil sich die Jugend-Mannschaften dafür nicht qualifizieren müssen. Nur weil die erste Mannschaft gut ist, heißt das ja noch lange nicht, dass die U 19 auch gut ist", sagt BVB-Jugendkoordinator Lars Ricken. Dennoch sei es "sportpolitisch gewünscht, dass wir da mitmachen".

Die UEFA hat einen Etat von rund 3,5 Millionen Euro bereitgestellt, eine Erhöhung ist vorgesehen. Für die Klubs bedeutet das aber lediglich einen Zuschuss für die hohen Reisekosten. Viel verdienen kann man in der Youth League (noch) nicht.

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Das Abschneiden der deutschen Mannschaften

Nicht nur die Profimannschaften des FC Bayern, BVB, Schalke und Leverkusen warteten am 29. August gespannt auf die Auslosung der Gruppenphase, auch die Jugendmannschaften der entsprechenden Vereine verfolgten die Veranstaltung in Nyon.

Dabei hießen die großen Favoriten auch in der Youth League nicht komplett anders: Chelsea holte sechs Siege aus sechs Spielen, der FC Barcelona und Real Madrid gaben sich ebenfalls keine Blöße im Kampf um das Achtelfinale. Doch so mancher Topverein musste auch früh die Segel streichen. Manchester United wurde in Gruppe A Letzter, Juventus Turin und der FC Porto schieden ebenfalls aus.

Alle Ergebnisse der Youth League

Auch die deutschen Klubs zahlten Lehrgeld. Der FC Bayern München musste kassierte bei Manchester City eine 0:6-Klatsche, holte daheim dann immerhin ein 0:0. Gegen den späteren Gruppensieger ZSKA Moskau gab es eine Heimniederlage und einen Auswärtssieg. Mit zehn Punkten wurden die Bayern Dritter, Pilsen war mit null Punkten und 2:22 Toren das Streichresultat.

"Der internationale Rahmen ist einfach cool, wir genießen das sehr. Das ist natürlich der Höhepunkt der Saison für uns", konnte Nick Weber vom BVB dem frühen Aus immerhin etwas abgewinnen. Der BVB holte als Dritter immerhin zwei Remis gegen das starke Arsenal, verlor aber auch deutlich in Marseille (1:4), obwohl die Dortmunder das Hinspiel 5:2 gewonnen hatten.

Leverkusen lief punktgleich mit ManUnited ebenfalls als Dritter hinter Real Sociedad und Schachtjor Donezk ein. Vor allem gegen die Basken kam Bayer mit 1:5 unter die Räder. Erst mit den Siegen an den letzten beiden Spieltagen bessereten die Leverkusener ihre Bilanz auf.

Die internationale Konkurrenz wirkte ein wenig zu professionell, ein wenig zu weit weg für die noch unerfahrenen deutschen Mannschaften. Namen wie Gedion Zelalem (Arsenal), Serge Gnabry (Arsenal), Adrien Rabiot (PSG) oder Adama Traore (Barca) stehen im krassen Gegensatz zu den Kadern der deutschen Vereine, die gänzlich ohne Erfahrung aus dem Profibereich auskamen.

Nur Schalke, das aktuell auch bei den Profis von seiner starken Jugendarbeit profitiert, schaffte den Einzug ins Achtelfinale. Souverän setzten sich die Königsblauen hinter dem ohne Punktverlust gebliebenen FC Chelsea mit teilweise klaren Siegen gegen Steaua Bukarest und den FC Basel durch.

Im Achtelfinale gewann Schalke bei Real Sociedad (2:1), ehe im Viertelfinale die Überraschung auswärts gegen den Favoriten Chelsea gelang (3:1) und damit die Qualifikation für das Finalturnier.

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