Der Dortmunder Derby-Held Youssoufa Moukoko rutschte nach seinem nächsten Dreierpack mit weit aufgerissenem Mund jubelnd über den Rasen - und traf auf eine Wand aus blindem Hass.
Einige Schalker Zuschauer brüllten dem Ausnahmetalent des Erzrivalen im neuen Gelsenkirchener Parkstadion wüste Beschimpfungen und schwere, ja vermutlich auch rassistische Beleidigungen entgegen.
Am Nachmittag äußerte sich der FC Schalke 04 auf Twitter und verurteilte die Beleidigungen: "Wir können uns bei Youssoufa Moukoko für die Aussagen einiger Fans [...] nur entschuldigen. Bei allen Emotionen im Derby - solche Beleidigungen verurteilen wir aufs Schärfste und lehnen sie ausdrücklich ab." Zudem kündigten die Königsblauen Konsequenzen an. "Wir werden die notwendigen Maßnahmen [...] einleiten."
Auf Videoaufnahmen sind deutlich Drohungen gegen den Dortmunder Kapitän wie "Ich brech dir alle Knochen!" oder "Leg dich ins Grab!" zu hören. Auch Schimpfwörter fallen, ein Zuschauer brüllt: "Verpiss dich, du Hurensohn", ein anderer "Verpiss dich, du schwa..." - der Rest ist nicht klar vernehmbar.
Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider sagte vor dem Spiel der Profimannschaft am Abend gegen Union Berlin, der Klub werde alles versuchen, die Krakeeler unter den 300 namentlich bekannten Zuschauern der U19-Partie am Mittag ausfindig zu machen. "Es ist langsam nicht mehr in Worte zu fassen, was sich manche Menschen erlauben", sagte er.
Youssoufa Moukoko reagiert bei Instagram
Der BVB zeigte auf Twitter ein Foto des jubelnd über den Rasen rutschenden Derby-Helden. Dieses garnierte die Borussia mit einem Emoji, das die Schalker Pöbler mit Zeigefinger auf den Lippen zum Schweigen auffordert und den Hashtags: "NoToRacism" sowie "BorussiaVerbindet".
"So etwas hat in einem Bundesligaspiel nichts zu suchen und schon gar nicht in einem Spiel der U19", sagte Dortmunds Jugendkoordinator Lars Ricken den Ruhr-Nachrichten und ergänzte: "Das ist sehr traurig. Ich bin froh, dass wir eine sportliche Antwort auf dem Platz gegeben haben."
Reaktionen auf die Beleidigungen gab es während des Spiels ebensowenig wie Konsequenzen für die entsprechenden Anhänger. Fans beider Lager forderten Schalke aber zum Handeln auf.
Moukoko selbst reagierte in einer Instagram-Story auf die Beleidigungen. "Ich bin stolz mit dieser Hautfarbe geboren zu sein und werde immer stolz sein." Zudem schrieb er: "Wenn du deinen Verein liebst, zeig' es auf dem Platz." Er schnürte mit seinen Treffern (10./40./62.) den zweiten Dreierpack im zweiten Saisonspiel der A-Junioren-Bundesliga.
Der DFB verurteilte den Vorgang. Thomas Bergmann, für die A-Junioren-Bundesliga zuständiges Mitglied des DFB-Kontrollausschusses, sagte: "Der Deutsche Fußball-Bund duldet grundsätzlich keinerlei Rassismus auf seinen Plätzen und tritt jeglicher Form davon entschieden entgegen. Anfang der Woche wird der Kontrollausschuss Ermittlungen aufnehmen und den Vorfall untersuchen."
BVB-Chef Watzke schwärmt von Moukoko
Moukoko steht seit dieser Saison im Bundesliga-Kader von Trainer Lucien Favre, für das Oberhaus ist er aber erst nach seinem 16. Geburtstag am 20. November spielberechtigt. Auch in der Champions League könnte der Junioren-Nationalspieler dann zum Einsatz kommen.
Am Samstag lobte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke das BVB-Juwel im ZDF-Sportstudio: "Von ihm halte ich sehr viel. Er ist ein toller Junge, sehr geerdet. Wir sollten ihn aber nicht mit Erwartungen überfrachten. Aber er ist ein geiler Zocker."
Schon bei seinem ersten Saisonspiel bei Preußen Münster (5:0) hatte Moukoko dreifach getroffen.