FC Bayern München Reserve vor dem Saisonstart: Fragen und Antworten

Nino Duit
16. Juli 202107:59
Cheftrainer Martin Demichelis mit seinem Kapitän Nicolas Feldhahn.getty
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Aufstieg, Meistertitel, Abstieg: Nach einer beachtlichen Berg- und Talfahrt ist die Reserve des FC Bayern München zurück in der Regionalliga Bayern. Fragen und Antworten vor dem Saisonstart.

FC Bayern Reserve: Wie ist die Trainer-Situation?

Martin Demichelis überlegte bei einer Presserunde am Mittwoch ein paar Sekunden lang, dann sagte er: "Ich bin der Chef. Der Chef muss entscheiden, wer spielt und wie der Kader aussieht." Und damit war es endgültig vorbei mit der gleichberechtigten Zusammenarbeit zwischen dem 40-jährigen Argentinier und dem fünf Jahre älteren Danny Schwarz. In der Saison 2019/20 betreuten die beiden Ex-Spieler gemeinsam die U19, in der Schlussphase der vergangenen Spielzeit übernahmen sie dann die abstiegsbedrohte Reserve von Holger Seitz.

"Mit Danny Schwarz und Martin Demichelis haben wir kürzlich eine Einigung erzielt, dass beide gemeinsam als Duo ab der Saison 2021/22 Holger beerben sollen. Diese Entscheidung ziehen wir nun im Interesse aller vor", sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic im März. Den Abstieg konnten die beiden nicht verhindern, in acht Spielen gelang kein Sieg.

Nun die etwas überraschende Kehrtwende: Demichelis ist fortan der klare Chef, Schwarz fungiert genau wie Stefan Buck als sein Assistent. Anders als Schwarz besitzt Demichelis keine Fußballlehrer-Lizenz, anders als in der 3. Liga ist das in der Regionalliga aber keine Voraussetzung für eine Tätigkeit als Cheftrainer. "Der Verein hat so entschieden", begründete Demichelis den Schritt. Angriffslustigen und dominanten Fußball solle seine Mannschaft spielen. "Ich bin kein Mann, der tief stehen will und wartet, was passiert."

FC Bayern Reserve: Wie sieht der Kader aus?

Was der Reserve des FC Bayern aktuell wohl am meisten fehlt, ist ein greifbarer Kader. Weil die Profimannschaft wegen der zahlreichen EM-Urlauber akut ausgedünnt ist, trainieren derzeit neun Reservespieler - allesamt Startelfkandidaten - regelmäßig bei Julian Nagelsmann: Johannes Schenk, Josip Stanisic, Chris Scott, Remy Vita, Torben Rhein, Taylor Booth, Malik Tillman, Jamie Lawrence und Armindo Sieb.

Ob sie Demichelis beim Eröffnungsspiel beim FC Augsburg II am Samstag (14 Uhr) zur Verfügung stehen? Unklar, weil die Profis am selben Tag in Villingen ein Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Köln bestreiten. Wann sie fest zurückkehren? Ebenfalls unklar. "Ich muss versuchen, flexibel zu bleiben", sagte Demichelis. "Wenn alle Profis da sind, wird es für uns einfacher." Die französischen EM-Fahrer werden am 26. Juli zurückerwartet, die deutschen vier Tage später. Aktuell besteht die Reserve zu großen Teilen aus hochgezogenen U19-Spielern, deren Ligasaison erst am 15. August beginnt. Mit U19-Trainer Danny Galm tausche sich Demichelis "mehr aus als mit meiner Frau".

Unabhängig von den Abstellungen an die Profimannschaft hat die Reserve qualitativ wohl an Substanz verloren. Angelo Stiller (Hoffenheim), Daniels Ontuzans (Freiburg II), Dennis Waidner (Würzburg), Michael Wagner (Türkgücü), Nicolas Kühn (Aue, Leihe), Sarpreet Singh (Regensburg, Leihe) und Fiete Arp (Kiel, Leihe) gelang der Schritt zu höherklassigen Klubs. Der vielversprechende US-amerikanische Innenverteidiger Justin Che (17) kehrte zunächst zum Kooperationsklub FC Dallas zurück. Nach Ende der MLS-Spielzeit im Herbst könnte er aber fest zum FC Bayern wechseln.

Neu dazu kamen neben etlichen aufgerückten U19-Spielern die Leihrückkehrer Oliver Batista Meier (Heerenveen), Taylor Booth (St. Pölten), Alex Timossi Andersson (Klagenfurt), Jonas Kehl (Ulm), Marvin Cuni (Großaspach), Jahn Herrmann (Hannover II) und Jakob Mayer (Rosenheim). Einziger externer Neuzugang ist der 18-jährige Österreicher Emilian Metu vom SKN St. Pölten. Weitere Neuzugänge schloss Demichelis kategorisch aus, auf der Abgabe-Seite könne dagegen noch etwas passieren.

Stabilität sollen der zusammengewürfelten Mannschaft weiterhin die drei altbekannten Routiniers geben: Kapitän und Abwehrchef Nicolas Feldhahn (34) sowie die beiden Mittelfeldspieler Timo Kern (31) und Maximilian Welzmüller (31). "Sie sind elementar wichtig für die Entwicklung unserer Jungs, für unseren Weg und unsere Saison", erklärte Demichelis. Welzmüller fehlt vorerst aber verletzt, genau wie der angedachte Stammkeeper Johannes Schenk (18). Er zog sich beim Profitraining eine Handblessur zu und wird mehrere Wochen ausfallen.

Beim letzten Testspiel vor dem Saisonstart, einem beachtlich 1:0-Sieg gegen den Bundesligaaufsteiger Greuther Fürth, vertraute Demichelis auf folgende Mannschaft: Schenk - Kehl, Arrey-Mbi (73. Marusic), Feldhahn (60. Janitzek), Brückner - Rhein (60. Metu), Mosandl (60. Wenig), Kern (60. Aydin), Vidovic (60. Copado) - Batista-Meier (73. Kabadayi), Motika (73. Mamedova).

FC Bayern Reserve: Auf wen gilt es zu achten?

"Torben Rhein. Merkt Euch diesen Namen", sagte Hermann Gerland 2017 nach der Verpflichtung des damals 14-jährigen zentralen Mittelfeldspielers von Hertha BSC. Bereits in der Schlussphase der vergangenen Saison kam Rhein regelmäßig für die Reserve zum Einsatz, langfristig wird ihm der Sprung zur Profimannnschaft zugetraut.

Schon allein wegen seines Namens steht der Torschütze vom 1:0-Testspielsieg gegen Fürth Lucas Copado im Fokus. Der 17-jährige Mittelstürmer ist der Sohn des langjährigen Bundesligaspielers Francisco Copado, außerdem Neffe des aktuellen Sportvorstandes Hasan Salihamidzic und somit Cousin dessen Sohnes Nick, der derzeit in der U19 des FC Bayern spielt.

Große Hoffnungen liegen außerdem auf den beiden langjährigen deutschen U-Nationalspielern Armindo Sieb (Sturm, 18) und Chris Scott (offensives Mittelfeld, 19). Beide kamen im Jahr 2020 von Hoffenheim respektive Leverkusen zum FC Bayern und deuteten in der vergangenen Abstiegssaison ihr Potenzial an.

FC Bayern Reserve: Wie lautet die Zielsetzung?

Aus Sicht des Klubs kann das Ziel nur direkter Wiederaufstieg heißen, zumal die Aufstiegsregelung günstig ist: Genau wie bei der West- und Südwest-Staffel steigt auch der Meister der Regionalliga Bayern direkt in die 3. Liga auf. Ins Playoff müssen diesmal die Vertreter aus dem Norden und Nordosten. Demichelis gibt sich aber auch wegen der aktuell unklaren Kader-Situation zurückhaltend: "Wir müssen noch mindestens sechs Wochen abwarten. Dann können wir sagen, wozu wir bereit sind."

Spricht man mit Demichelis über die anstehende Saison, wird schnell deutlich, dass er sich mit der neuen Liga bisher eher weniger auseinandergesetzt hat. "Ich habe mehr Interesse, meine eigenen Spieler kennenzulernen als die Gegner", sagte er offen: "Der größte Konkurrent sind wir selbst." Viel Sichtungsmaterial von den Regionalliga-Gegnern gibt es ohnehin nicht. Wegen der Corona-Pandemie wurden die vergangenen beiden Spielzeiten zusammengelegt - und dennoch nicht zu Ende gespielt. Der SV Heimstetten hat seit November 2019 beispielsweise exakt vier Ligaspiele bestritten.

Der prominenteste Rivale in der kommenden Saison dürfte die SpVgg Unterhaching sein. Darüber, dass sein Ex-Kollege Sandro Wagner dort mittlerweile Trainer ist, musste sich Demichelis erst per Nachfrage vergewissern. "Aber ich habe ihn im Fernsehen gesehen. Er hat offenbar viel Zeit als Trainer. Vielleicht hat er keine Familie? Keine Ahnung", scherzte Demichelis dann. Ja, Wagner war bei der Europameisterschaft als TV-Experte für das ZDF im Einsatz. Und nein, er hat eine Frau und vier Kinder. "Dann schläft er nicht. Familie, Fernsehen, Trainer? Dann schläft er nicht." Das erste direkte Trainer-Duell zwischen Demichelis und Wagner steigt bereits Mitte August.

Regionalliga Bayern: Der 1. Spieltag

BegegnungDatum/Ergebnis
TSV Aubstadt - SpVgg Unterhaching0:0
TSV Rain/Lech - SpVgg BayreuthFreitag, 18.30 Uhr
Wacker Burghausen - SV Schalding-HeiningFreitag, 19 Uhr
FV Illertissen - Viktoria AschaffenburgFreitag, 19 Uhr
SV Heimstetten - FC MemmingenFreitag, 19 Uhr
FC Augsburg II - FC Bayern München IISamstag, 14 Uhr
1. FC Nürnberg II - FC PipinsriedSamstag, 14 Uhr
SC Eltendorf - VfB EichstättSamstag, 17 Uhr
TSV Buchbach - 1. FC SchweinfurtSamstag, 17 Uhr
SpVgg Greuther Fürth II - TSV 1860 RosenheimSonntag, 14 Uhr

FC Bayern Reserve: Wie lassen sich die Spiele verfolgen?

Seine Heimspiele trägt die Reserve des FC Bayern wie gehabt im Stadion an der Grünwalder Straße aus. Geteilt wird die Spielstätte weiterhin mit den Drittligisten TSV 1860 und Türkgücü, das aber für einige Partien ins Olympiastadion ausweichen wird. Im Grünwalder Stadion sind für die Heimspiele in der Regionalliga Bayern zunächst 1500 Zuschauer zugelassen.

Eine durchgängige TV-Übertragung der Regionalliga ist nicht geplant. Der FC Bayern wird aber vereinzelte Topspiele live und kostenlos auf seinen eigenen Plattformen ausstrahlen. Highlights soll es zeitnah nach Abpfiff von allen Begegnungen geben.