Die Storys liefert der Trainer

Pep Guardiola knöpfte sich während des Spiels gegen Milan Nigel de Jong vor
© getty

Pep Guardiola sorgte beim 3:0-Sieg des FC Bayern gegen Milan erneut dafür, dass es derzeit keine spannendere Personalie bei den Münchnern gibt. Schon vor Saisonbeginn ist beim FC Bayern ordentlich Druck auf dem Kessel.

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Eigentlich sollte ein souveräner 3:0-Sieg gegen den AC Milan genügend Stoff liefern, um die sportliche Leistung des FC Bayern München in den Vordergrund der Nachbetrachtung zu rücken. Zumal lange Zeit große Teile der A-Elf nicht mitgewirkt und die Rodes und Hojbjergs einen ordentlichen Job abgeliefert haben.

Allerdings war es dann doch nur ein unterhaltsamer Sommer-Kick in der Saisonvorbereitung, ein ungleiches Duell gegen ein in allen Facetten fürchterliches Milan und ein Abend, bei dem erneut klar wurde, wer die derzeit spannendste Person des FC Bayern ist: der Trainer.

Pep Guardiola liefert den Stoff für die Storys; das tut der Coach schon länger. Erst am Montag ging er - nicht zum ersten Mal - auf Konfrontationskurs mit den Menschen in Deutschland, die sich intensiv mit Fußball beschäftigen.

Auch am Tag danach sorgte Guardiola dafür, dass es in der Berichterstattung über den FC Bayern an ihm derzeit kein Vorbeikommen gibt.

Zoff mit de Jong

Er zoffte sich im Kabinengang intensiv mit Milan-Interimskapitän Nigel de Jong wegen dessen rüdem Einsteigen gegen Joshua Kimmich, das er zuvor schon zum Anlass genommen hatte, um dem vierten Offiziellen verbal und gestenreich die Meinung zu geigen.

Sein Verhalten in der Coaching Zone war angesichts der Bedeutung des Spiels im Allgemeinen bemerkenswert. Fehlpässe seiner Spieler quittierte er mit abwertenden Handbewegungen, beim Tor von Mario Götze setzte er dagegen zum Luftsprung mit geballten Fäusten an.

Und bei der anschließenden Pressekonferenz konnte man sich davon überzeugen, dass es derzeit eben keine Pressekonferenz mit Guardiola gibt, die vergleichsweise normal abläuft.

Auf die Frage von FCB-Pressechef Markus Hörwick, was ihm denn am besten an der Leistung seiner Mannschaft gegen Milan gefallen habe, antwortete er: "Wir haben es sehr gut gemacht."

Nichts wie raus hier!

Fragen der Journalisten nach der Auseinandersetzung mit de Jong wich er aus und wiederholte stattdessen, dass er mit Kimmich leide und dass der Junge in den nächsten zehn Jahren einer der besten Spieler in Deutschland sein werde.

Das Ende der PK bekam Guardiola dann gar nicht mehr mit. Mitten in der Abmoderation vom Pressechef stürmte Guardiola zum Ausgang und nahm dabei die drei Stufen vom Podium in einem Satz. Nichts wie weg, nichts wie raus hier.

Guardiola hat in seiner Zeit bei Bayern viele Pressekonferenzen gegeben, oder besser gesagt: geben müssen. Häufig war er redselig, beantwortete geduldig und ausführlich jede Frage, auch wenn er nicht immer Lust dazu hatte.

Guardiola gibt ungewohntes Bild ab

Das hat sich in letzter Zeit gewandelt. Es ist offensichtlich, dass Guardiola die Pressetermine lästig sind. Fragen werden in aller Kürze oder gar nicht beantwortet, der Grad der Gereiztheit steigt peu a peu, selbst ohne die Dauerthemen Vertragsverlängerung und Kaderzusammenstellung.

Noch hat die Saison gar nicht richtig begonnen, doch schon jetzt ist ordentlich Druck auf dem Kessel. Aus der beginnend mit dem Verkauf von Bastian Schweinsteiger - auch in Fankreisen - emotional geführten Diskussion um die Identität des FC Bayern, hat sich eine Konstellation entwickelt, in der sich Guardiola nicht wohlfühlt.

Für den Moment gibt er ein ungewohntes Bild ab. Er wirkt er aufgekratzt und leicht reizbar. Daran könne offenbar auch souveräne Siege wie der gegen Milan nichts ändern.

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