"Das muss man fühlen!"

Stefan Rommel
30. Juni 201011:29
In der WM-Qualifikation für Südafrika erzielte Nelson Valdez in 17 Spielen fünf TrefferGetty
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Nach einer durchwachsenen Partie setzte sich Paraguay im Elfmeterschießen gegen Japan durch und steht damit zum ersten Mal in der Geschichte in einem WM-Viertelfinale. Im SPOX-Interview spricht Nelson Valdez über den Druck beim Elfmeter, Alkohol in der Kabine und seine Zukunft bei Borussia Dortmund.

SPOX: Herr Valdez, Ihre Mannschaft hat sich nach dem Sieg gegen Japan über eine Stunde in der Kabine verschanzt. Was war da los?

Nelson Valdez: Ich sage es mal so: Wir haben uns gegenseitig gratuliert und ein bisschen gefeiert.

SPOX: Wie sieht ein bisschen feiern aus?

Valdez: Viel laute Hip-Hop-Musik, ein paar Tänze, dann haben wir gemeinsam gebetet. Deshalb hat es ein bisschen länger gedauert.

SPOX: Gab's auch ein bisschen Alkohol?

Valdez: Nein, wir haben Wasser und unser Nationalgetränk Tereré getrunken.

SPOX: Was sagen Sie zum Spiel? Es lief phasenweise recht zäh...

Valdez: Das war extrem schwer gegen diese defensive Mannschaft. Sie haben oft und lange in der Defensive gestanden, um dann schnell zu kontern. Das wollten wir aber unbedingt vermeiden, dass sie uns mit ihren schnellen Spielern auskontern. Wir hatten auch ein bisschen Angst vor schnellen Ballverlusten. Deshalb war das Spiel nicht schön anzuschauen, es gab nur selten Chancen. Aber ich denke trotzdem, dass wir verdient weitergekommen sind.

SPOX: Paraguay steht zum ersten Mal überhaupt in einem WM-Viertelfinale. Was bedeutet das für Ihr Land?

Valdez: Das kann man sich kaum vorstellen. Das muss man fühlen. Ich habe mit meiner Frau telefoniert, die bei mir zu Hause in Paraguay ist. Sie ist Deutsch-Polin und völlig fertig von dem, was da abgeht. Mit meiner Mutter konnte ich nicht sprechen - sie hatte keine Stimme mehr.

SPOX: Können Sie Ihre Gedanken auf dem Weg von der Mittellinie zum Elfmeterpunkt beschreiben?

Valdez: Das ist schwer. Es war etwas mehr Druck da, weil der Schütze vor mir verschossen hatte. Ich war auf jeden Fall total auf den Schuss fixiert. Ich habe meinen Teamkollegen vorher gesagt, dass ich voll auf die Mitte zielen will. Der japanische Torhüter hat sich immer schon schnell in eine Ecke bewegt. Und es ist gut gegangen.

SPOX: Sie standen nicht in der Startelf, haben aber deutlich für Belebung gesorgt. Rechnen Sie im Viertelfinale wieder mit einem Einsatz von Beginn an?

Valdez: Der Trainer meinte, ich sei ein bisschen müde, ich hatte davor auch ein paar muskuläre Probleme. Das war einer der Gründe. Vielleicht spiele ich beim nächsten Mal ja wieder von Beginn an. Hauptsache, wir haben heute gewonnen.

SPOX: Im Viertelfinale wartet Europameister Spanien. Da ist Paraguay wohl krasser Außenseiter...

Valdez: Wieso krasser Außenseiter? Wir sind Außenseiter, okay. Aber wir werden unser Bestes geben: Immer wenn wir gegen große Mannschaften gespielt haben, haben wir gute Spiele gemacht. Wir werden denen schon Kopfschmerzen bereiten.

SPOX: Was ist nach der WM geplant?

Valdez: Zunächst mal Urlaub zu Hause in Paraguay.

SPOX: Und dann? Schon Signale aus Dortmund empfangen?

Valdez: Noch nicht. Ich habe nur gehört, dass es viele Angebote für mich gibt. Mal schauen, was dann wird.

SPOX: Haben Sie eine Tendenz: Bleiben oder gehen?

Valdez: Das werde ich mir nach der WM alles überlegen. Jetzt will ich das alles hier erstmal genießen.

Ganz Paraguay in Feierlaune