WM

Iberisches Bruderduell "um Leben und Tod"

SID
Vicente del Bosque erklärt das Duell mit Portugal zum Spiel "um Leben und Tod"
© Getty

Vicente del Bosque greift vor dem Achtelfinale gegen Portugal zu martialischen Worten. "Es geht um Leben und Tod", unterstreicht Spaniens Nationaltrainer die Bedeutung der Partie.

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Einst in einem Königreich vereint, nun kämpfen Spanien und Portugal in der "Schlacht von Kapstadt" auf dem Weg zur Krone des Weltfußballs um die Vorherrschaft auf der Iberischen Halbinsel. "Es geht um Leben und Tod", sagt Spaniens Coach Vicente Del Bosque vor dem heutigen Achtelfinale zwischen dem Zweiten und Dritten der Weltrangliste, bei dem der Europameister Favorit ist. Doch der zittert vor Cristiano Ronaldo.

"Jeder weiß, dass Cristiano ihr entscheidender Mann ist, ihr Leader, ihr Kapitän", sagt Torjäger Fernando Torres, und Ex-Trainer Luis Aragones ergänzt: "Ronaldo ist außergewöhnlich. Er kann immer treffen, zu jeder Zeit, weil er in einer ganz eigenen Liga spielt."

Die Medien geben zwar zu bedenken, dass Ronaldo in Südafrika noch nicht recht überzeugt hat, doch der "Dschungelkönig" könne im ersten WM-Duell der Nachbarn "explodieren" (El Mundo). Schließlich, schreibt Marca, sei er "die größte Bedrohung. Wir müssen aufpassen!"

Portugal noch ohne Gegentor

Cristiano Ronaldo hin, zehn Vorrundentore her: Die wahre Stärke Portugals liegt in der Defensive. "Portugal hat eine hervorragende Mannschaft, in der nicht nur Cristiano überzeugt. Er gehört zwar zu den besten Spielern, aber wir sollten nicht vergessen, dass die Portugiesen bei dieser WM noch kein Gegentor hinnehmen mussten. Das ist das einzige Team, dem das gelungen ist", sagt Trainer Del Bosque.

Und tatsächlich: Die Seleccao hat 19 Spiele nicht verloren und zuletzt am 5. September 2009 gegen Dänemark ein Gegentor kassiert. Torhüter Eduardo hält einen nationalen Rekord, ist seit 701 Minuten unbezwungen. In 18 Länderspielen musste er erst dreimal hinter sich greifen. "Cristiano ist klasse, aber ihre größte Stärke ist es, dass sie verdammt wenig Tore kassieren", sagt Torres, der selbst bei der WM noch auf seinen ersten Treffer wartet.

Überhaupt hat die Rote Furie in der Gruppenphase nicht restlos überzeugt. Aragones, der Spanien 2008 zum EM-Sieg führte, betätigt sich dieser Tage deshalb fortwährend als Quälgeist und Chefkritiker. "Spanien ist noch immer nicht auf der Höhe seiner Schaffenskraft angekommen", sagt er vor dem Portugal-Spiel. "Zu langsam, zu wenig Ballbesitz", meckert er weiter: "Ich bin nicht sehr optimistisch, weil Portugal eine klasse Mannschaft hat, defensiv fast perfekt."

Torres verspricht Steigerung

Doch die hochbezahlten Profis - jedem Spieler winken 550.000 Euro Titelprämie - geloben Besserung. "Wir wissen, dass wir besser spielen müssen, das weiß doch die ganze Welt. Wir können auch mehr - und werden das beste Spanien noch zu sehen bekommen", sagt Torres. Gegen Portugal womöglich ohne Xabi Alonso (Knöchelverletzung).

Portugal wittert indes seine Chance. "Wir haben großen Respekt vor Spanien - aber keine Angst", sagt Stürmer Simao. Trainer Carlos Queiroz will der "portugiesischen Nation ihren Wunsch erfüllen" und den Nachbarn bezwingen. Davon, dass das klappt, ist er felsenfest überzeugt: "Wir werden als Team immer besser und können auch Spanien schlagen. Wir sind bereit, unseren WM-Aufenthalt zu verlängern."

Ob der alternde Star Deco bei diesem Unternehmen mitwirken darf, scheint fraglich. Zwar drängt der Mittelfeldspieler nach einer Verletzung zurück ins Team. Doch sein Ersatz Tiago hat in Südafrika durchweg überzeugt. "Ich stehe vor einer schwierigen Entscheidung", sagt Queiroz. Das Wichtigste aber, ergänzt er, "ist doch, dass wir ins Viertelfinale kommen". Es wäre erst das dritte Mal.

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