Das ganze Land hofft auf den größten Erfolg seit den beiden WM-Titeln aus grauer Vorzeit. "Brüder, erinnert ihr euch an 1970?", fragte die Tageszeitung La Republica, als klar war, dass der letzte Gegner der Urus bei dieser WM Deutschland sein würde. Damals verlor die Celeste das Spiel um Platz drei. Diesmal soll alles anders werden, am Samstag (ab 20.15 Uhr im LIVE-TICKER und aus Sky) in Port Elizabeth. "Wir müssen unsere Fahne so hoch wie möglich halten und so spielen, als wäre es ein Finale. Denn das Trikot Uruguays gilt es immer zu verteidigen", sagt Mittelfeldspieler Alvaro Pereira: "Die WM ist noch nicht vorbei."
Noch nie war der Weltmeister von 1930 und 1950 WM-Dritter. 1954 reichte es wie 1970 zu Platz vier. "Es ist nicht das gleiche, ob du Dritter oder Vierter wirst", sagt Sebastian Abreu. "Klar ist man enttäuscht, dass man nicht noch weiter gekommen ist, aber wenn man vor dem Turnier eine Umfrage durchgeführt hätte, wären wohl alle froh gewesen, um Platz drei spielen zu dürfen", sagte der Stürmer, der in der Heimat nur "El Loco" - der Verrückte - genannt wird.
Das kleine Finale ist für Uruguay "eine weitere Gelegenheit, der Fußball-Welt zu zeigen, dass wir über unsere Grenzen gehen können", sagte Nationaltrainer Oscar Tabarez. "Unser Ziel ist nun Platz drei." Stürmer Luis Suarez, der nach seiner Sperre ins Team zurückkehren wird, pflichtete seinem Trainer bei: "Wir haben eine tolle WM gespielt, aber das reicht uns nicht."
"Die Jungs sind einfach großartig"
Welche Bedeutung das Spiel für Uruguay hat, zeigt die Tatsache, dass auch die angeschlagenen Diego Lugano und Diego Forlan am Samstag unbedingt mit von der Partie sein wollen. "Ich hoffe, dass ich dabei sein kann", sagte Forlan, der beim 2:3 gegen die Niederlande im Halbfinale wegen einer Sehnenreizung hatte ausgewechselt werden müssen. "Am Samstag stehe ich wieder auf dem Platz", kündigte Kapitän Lugano an, der das Semifinale aufgrund einer Knieverletzung verpasst hatte.
Für das kleine Land am Rio de la Plata geht es nicht nur um Platz drei. Es gilt, Europa das Feld nicht kampflos zu überlassen. "Am Samstag spielen wir für ganz Lateinamerika um einen Platz auf dem Podium", schrieb La Republica. Uruguay war der einzige Vertreter der so fulminant gestarteten südamerikanischen Nationen, der es ins Halbfinale geschafft hatte. Die Top-Favoriten Brasilien und Argentinien blieben auf der Strecke.
So oder so erwartet die Urus bei ihrer Rückkehr in die Heimat ein regelrechter Staatsempfang. "Die Jungs sind einfach großartig", hatte Präsident Jose Mujica nach dem Halbfinal-Aus gesagt. Am Montag werden er und Teile seines Kabinetts die Nationalmannschaft in Montevideo empfangen. Zuvor steht für die Celeste eine Triumphfahrt durch die Straßen der Hauptstadt auf dem Programm. Und dann wird es doch wieder irgendwie egal sein, ob man Dritter oder Vierter ist.