WM

Oranje feiert ersten Sieg

Von Daniel Börlein/Martin Rösch
Simon Poulsen köpft Daniel Agger an - von dort geht der Ball ins Tor: klassisches Eigentor
© Getty

Die Niederlande hat im Auftaktspiel der Gruppe E einen 2:0 (0:0)-Erfolg gegen Dänemark gefeiert. Die Treffer erzielten Daniel Agger, der unmittelbar nach der Pause von Simon Poulsen angeköpft wurde und den Ball ins eigene Tor ablenkte (46.), und Dirk Kuyt (85.).

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Vor 83.000 Zuschauern im Soccer City Stadium in Johannesburg holte die Elf von Trainer Bert van Marwijk damit zwar den ersten Sieg im ersten Spiel, enttäuschte ingesamt aber über weite Strecken.

Das Eigentor von Agger war ursprünglich Poulsen zugeschrieben worden. Die FIFA korrigierte das später, weil Poulsens Kopfball wohl neben das Tor gegangen wäre.

Nachbetrachtung:

Es ist bislang alles andere als das Turnier der großen Nationen. Frankreich murkste gegen Uruguay, England gegen die USA, Argentinien glänzte gegen Nigeria nur in Ansätzen - und nun bewiesen auch die Niederländer, wie schwer sich Mitfavoriten zum WM-Auftakt tun.

Das Ergebnis stimmte, ansonsten blieb die Mannschaft von Trainer Bert van Marwijk allerdings vieles schuldig. Von der vermeintlichen Offensivstärke der Elftal war wenig zu sehen. Und: Trotz Robin van Persie, Dirk Kuyt, Wesley Sneijder und Rafael van der Vaart bleibt festzuhalten: Arjen Robben ist nicht zu ersetzen.

Vor allem die Geschwindigkeit, die der Bayern-Star ins Spiel bringt, ging den Niederländern gegen Dänemark ab. Kuyt machte seine Sache auf rechts zwar ordentlich, van der Vaart enttäuschte hingegen komplett und könnte sich schon im nächsten Spiel auf der Bank wiederfinden.

Dennoch: Die drei Punkte sind eingefahren, und das gegen den vermeintlich stärksten Gegner in dieser Gruppe. Der forderte die Oranje-Defensive nur in Halbzeit eins einige Male. Dabei wurde deutlich: Van Bronckhorst und Mathijsen haben doch erhebliche Schnelligkeitsdefizite und machen die Van-Marwijk-Elf dadurch anfällig für schnelle Gegenstöße. Noch hat Holland viel Luft nach oben.

Reaktionen:

Trainer Bert van Marwijk (Niederlande): "Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen. Die Dänen sind ein sehr defensiv eingestelltes Team, da war es schwer. Nach dem Eigentor mussten sie kommen, da haben wir mehr Raum erhalten. Die erste Halbzeit war schlecht. Aber ich habe immer gesagt, dass wir mehrere Waffen einsetzen können."

Trainer Morten Olsen (Dänemark): "Die Niederlande haben verdient gewonnen. Wenn wir dieses unglückliche Gegentor nicht bekommen hätten, hätte es auch anders laufen können. Die Führung hat den Niederländern in die Hände gespielt, aber auch wir haben einige Sachen gut gemacht."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Holland muss wie erwartet auf Robben verzichten. Für ihn beginnt Kuyt auf rechts. Bei den Dänen ist überraschend doch Bendtner mit dabei. Auch Kahlenberg darf von Beginn an ran. Routinier Tomasson sitzt nur auf der Bank.

28.: Rommedahl darf auf rechts unbedrängt flanken. Am zweiten Pfosten kommt Bendtner gegen drei Niederländer zum Kopfball. Knapp am linken Pfosten vorbei.

46., 1:0, Agger (Eigentor): Van Persie flankt von links nach innen. Agger taucht unter der Flanke durch, Poulsen ist aber zur Stelle, köpft den Ball allerdings Agger an den Rücken und von dort geht der Ball ins eigene Tor.

82.: Latte! Snejder schüttelt 18 Meter vor dem Kasten seinen Gegenspieler ab und hält drauf. Der wuchtige Versuch wird gefährlich von Agger abgefälscht und klatscht an den Querbalken.

85., 2:0, Kuyt: Tolles Zuspiel von Sneijder genau in die Schnittstelle der Abwehr. Elia geht ab und schiebt die Kugel am herausgeeilten Sörensen vorbei an den rechten Pfosten. Kuyt reagiert am schnellsten und braucht den Ball nur noch über die Linie zu drücken.

88.: Nach einer scharfen Hereingabe von links springt Sörensen am Ball vorbei. Afellay bugsiert das Leder in Richtung Tor, aber S. Poulsen rettet per Fallrückzieher noch auf der Linie.

Fazit: Verdienter Sieg für die Niederländer, die allerdings die vermutete Offensivpower vermissen ließen. Dänemark machte nach vorne insgesamt zu wenig.

Der Star des Spiels: Daniel Agger. Dänemarks Abwehrchef meldete van Persie völlig ab, überzeugte mit sehr gutem Stellungsspiel und starkem Zweikampfverhalten. Im Spielaufbau mit dem einen oder anderen guten Diagonalball und vorne mit seinen weiten Einwürfen eine echte Waffe. Das Eigentor war wirklich nicht seine Schuld.

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Die Gurke des Spiels: Rafael van der Vaart. Der Real-Star begann im linken offensiven Mittelfeld, zog allerdings immer wieder viel zu früh in die Mitte und vernachlässigte seine Defensivaufgaben. Als Elia van der Vaart ersetzte, passierte über links deutlich mehr. So wird's schwer für van der Vaart, wenn Robben wieder fit ist.

Die Pfeife des Spiels: Stephane Lannoy. Anders als viele seiner Kollegen bisher griff der Franzose nicht gleich beim ersten härteren Foulspiel zur Gelben Karte. Das tat der Partie gut. Bewies insgesamt ein gutes Händchen in der Bewertung von Zweikämpfen. Angenehm besonnener Auftritt.

Analyse: Von der hochgelobten Offensivpower der Niederländer war fast gar nichts zu sehen. Oranje hatte zwar mehr Ballbesitz, aber große Probleme, Tempo ins Spiel zu bekommen. Stattdessen standen sich vor allem van der Vaart, Sneijder und van Persie im Zentrum häufig auf den Füßen, weil alle drei den kurzen Ball in den Fuß forderten.

Einzig Kuyt hielt konsequent den rechten Flügel. Van Bommel agierte auf der Doppelsechs neben de Jong einen Tick offensiver als bei den Bayern und schaltete sich gelegentlich ins Offensivspiel ein. Was man vor allem vermisste: Schnelles, direktes Passspiel und den einen oder anderen Überraschungsmoment.

Die Führung durch das Eigentor von Poulsen war deshalb glücklich. Danach kontrollierte Oranje die Partie allerdings, von den Dänen kam eigentlich nichts mehr. Zuvor hatten die Skandinavier die Räume geschickt zugestellt, ab 30 Meter vor dem eigenen Tor aggressiv gegen den Ball verteidigt und bei schnellen Ballgewinnen blitzschnell umgeschaltet. Allerdings: Bendtner als einzige Spitze hing doch häufig ziemlich in der Luft.

Niederlande - Dänemark: Daten zum Spiel