WM

Die Stunde der Hoffnungsträger

Von Daniel Reimann
Memphis Depay (M.) debütierte unter Louis van Gaal für die Elftal
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Juan Quintero | 21 Jahre | Offensives Mittelfeld | Kolumbien

Durch den Ausfall von Radamel Falcao muss die Offensivlast bei Kolumbien auf mehrere Schultern verteilt werden. Neben Stürmer Jackson Martinez dürften James Rodriguez und Juan Cuadrado offensiv gesetzt sein, doch Quintero, der erst drei A-Länderspiele vorweisen kann, hat sich in der vergangenen Saison mit acht Scorerpunkten in 22 Ligaspielen für den FC Porto ebenfalls in den Vordergrund gespielt. Auch in der WM-Vorbereitung überzeugte er und schaffte so den Sprung in den 23-er Kader.

Der 21-Jährige ist schnell, extrem trickreich und stark im Eins-gegen-Eins, wobei er allerdings noch häufiger den Pass zum Mitspieler suchen muss. Gleichzeitig kann er aber brandgefährliche Freistöße schießen, wie etwa bei der U-20-Südamerikameisterschaft im Vorjahr gegen Argentinien. "Mit Jackson Martinez habe ich im vergangenen Jahr zusammengespielt, das macht es einfacher. Aber ich komme mit allen Offensivspielern klar. Kolumbien kann etwas erreichen", meldete Quintero Anfang Juni Startelf-Ansprüche an.

Julian Green | 19 Jahre | Stürmer | USA

Tampa, Miesbach, Hausham, Bayern - Brasilien! Die Karriere von Julian Green ist ungewöhnlich und rasant. Nachdem der 19-Jährige in der vergangenen Saison bei den Bayern-Amateuren mächtig aufzockte (15 Tore, acht Assists) und sein Debüt bei den Profis gab, wurde er plötzlich auch ein ernsthaftes Thema für Jürgen Klinsmann. In seiner Jugend hatte Green für diverse deutsche Jugendnationalteams gekickt, zwischendurch auch wieder für Amerikas U 18. Nach reifer Überlegung entschied er sich schließlich für den US-Verband, der heftig um ihn geworben hatte.

Manch einer behauptet sogar, eine WM-Nominierung 2014 sei Teil der Abmachung gewesen, als Green sich zu den USA bekannte. Tatsache ist: Fußballlegende Landon Donovan bleibt zu Hause, Green hingegen fährt nach Brasilien. "Julian ist ein sehr intuitiver, instinktiver Spieler. Er denkt nicht zu viel nach. Wenn er eine Chance hat, zu schießen, dann schießt er", lobte Klinsmann seinen Lieblingsschüler. Doch ob der 19-Jährige mit dem spektakulären Umbruch - von Amateurkickern als Gegenspieler hin zu den Weltbesten - bleibt abzuwarten. Vielversprechende Anlagen hat der sprintstarke Offensivallrounder allemal.

Carlos Gruezo | 19 Jahre | Defensives Mittelfeld | Ecuador

Gruezo hat einen rasanten Aufstieg hinter sich. Der Mittelfeldmann wechselte erst im Januar aus Ecuador zum VfB Stuttgart und avancierte innerhalb kürzester Zeit zum Stammspieler. Es folgte nach neun U-20-Einsätzen das A-Länderspieldebüt im Mai sowie die Nominierung für den endgültigen WM-Kader Anfang Juni. Gruezo beeindruckte mit starkem Zweikampfverhalten, herausragendem Einsatz sowie weitestgehend sicherem Passspiel (Passquote von 81 Prozent).

Gruezos starke Entwicklung soll sogar das Interesse von Jose Mourinho geweckt haben, angeblich lässt der Coach des FC Chelsea den Mittelfeldmann während der WM von einem Scout eigens beobachten. Dieser dürfte einiges zu tun bekommen: Gruezo hat sich offenbar in Ecuadors Startelf gespielt, ihm soll in dem auf Konter ausgelegten Spiel der Ecuadorianer die wichtige Rolle des Ballgewinns im Mittelfeld zufallen, um dann schnelle Gegenstöße mit einzuleiten.

Ahmed Musa | 21 Jahre | Offensives Mittelfeld | Nigeria

Trotz seiner jungen Jahre ist Musa unumstrittener Stammspieler in der Offensive der Super Eagles (30 Länderspiele, fünf Tore). Durch seinen Wechsel zu ZSKA Moskau vor zwei Jahren hat er zudem auch internationale Erfahrung gesammelt und sich körperlich weiterentwickelt: In fünf der sechs Moskauer Champions-League-Spiele in der vergangenen Saison stand Musa in der Startelf, einmal wurde er eingewechselt.

Der beidfüßige Offensivmann verfügt über gute Übersicht sowie einen starken Antritt. Am liebsten zieht er vom linken Flügel, ähnlich wie Franck Ribery beim FC Bayern, in den Strafraum, wo er kaum vom Ball zu trennen ist. Der 21-Jährige, der sich bis kurz vor Turnierbeginn noch mit einer Oberschenkelzerrung herumplagte, zeigte sich bei seinen Presseterminen im Vorfeld zudem überaus reif und abgeklärt: "Wir müssen von Spiel zu Spiel denken. Im Moment beschäftige ich mich nur damit, wie wir den Iran schlagen können. Dann erst geht es um Argentinien."

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Die WM 2014 im Überblick