WM

Van Persie: "Bitte nicht Brasilien"

SID
Robin van Persie kann im Spiel gegen Chile nur zuschauen
© getty

Brasilien vermeiden - aber wie? Niederlandes gesperrter Stürmer Robin van Persie gab seinen Kollegen für das "Finale" um den Gruppensieg gegen Chile (18 Uhr im LIVE-TICKER) nur eines mit auf den Weg: "Bitte nicht Brasilien! Gegen die will ich erst viel später im Turnier spielen."

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Das Problem: Ob Platz eins in der Gruppe B dem Sieger des Duells in São Paulo ein Achtelfinale gegen den WM-Gastgeber und Topfavoriten erspart oder erst einbrockt, ist fraglich. Die noch nicht sicher qualifizierten Brasilianer spielen erst im Anschluss.

Dies sorgt vor allem in den Niederlanden für Verstimmung. "Alles ist so geregelt worden, dass Brasilien sich aussuchen darf, ob sie gegen Holland oder Chile spielen wollen", schrieb das Algemeen Dagblad. An den ersten beiden Spieltagen wurden die Partien der Gastgeber in der Gruppe A immer vorher ausgetragen.

Die Chilenen wollen der Seleção allein schon aus historischen Gründen aus dem Weg gehen: Drei Mal hatte die "Roja" bisher die Vorrunde einer WM überstanden, drei Mal scheiterte sie danach an Brasilien. Bei der Heim-WM 1962 im Halbfinale (2:4), 1998 (1:4) und 2010 (0:3) im Achtelfinale. "Wir müssen zusehen, dass wir Gruppensieger werden", sagte Trainer Jorge Sampaoli, der dafür einen Sieg braucht.

Trainer vor wichtigen Entscheidungen

Die Überlegungen beider Trainer drehen sich vor allem darum, ob sie Ersatzspielern eine Chance geben oder von einer Gelbsperre bedrohte Akteure draußen lassen. Dies betrifft immerhin fünf, zwei bei den Niederlanden und drei bei Chile. "Das ist eine ganz schwere Entscheidung", gab der bisher schon drei Mal erfolgreiche Bayern-Stürmer Arjen Robben zu: "Wenn einer von ihnen Gelb sieht und wir ihn deshalb für das Achtelfinale verlieren, sagen alle: Hätte man ihn nur draußen gelassen."

Doch den Niederländern dient ihre jüngere Geschichte als mahnendes Beispiel: Auch bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften sowie der EM 2008 hatten sie die Qualifikation für die nächste Runde schon vor dem abschließenden Gruppenspiel sicher. Marco van Basten schonte 2006 fünf und 2008 sogar neun Stammspieler. "Oranje" verlor die Balance und scheiterte direkt danach im ersten K.o.-Spiel. Bert van Marwijk ließ 2010 seine Stammelf ran - und marschierte bis ins Endspiel durch.

Der ehemalige Abwehrspieler André Ooijer, bei allen drei Turnieren dabei, warnt deshalb Coach Louis van Gaal: "Bau die Mannschaft nicht völlig um!" Sollte er anders handeln, könne es sein, sagte Ooijer, und nahm ein deftiges niederländisches Sprichwort zu Hilfe, "dass wir am Ende der Kuh in den Arsch schauen".

Van Marwijk übt Kritik

Derweil findet ausgerechnet van Gaals Vorgänger van Marwijk, beim Hamburger SV krachend gescheitert, die überall gefeierten Leistungen der Niederländer bisher gar nicht so überzeugend. Wie viel ein Sieg gegen den entthronten Weltmeister Spanien (5:1) wert sei, wisse niemand, "zumal Oranje in der ersten Halbzeit schlecht war. Und von dem Selbstvertrauen, das so ein Sieg hätte geben müssen, habe ich gegen Australien (3:2, d. Red.) nichts gesehen."

Van Gaal tendiert offenbar ohnehin zur Stammelf, nur van Persie muss er ersetzen. Ob durch Klaas-Jan Huntelaar oder nicht, ist noch offen. Für die heimischen Medien ist der Ausfall van Persies zu verkraften. Der entscheidende Mann ist für sie nämlich nicht der Torjäger von Manchester United, sondern dessen Sturmpartner: "Wie weit wir bei dieser WM kommen, hängt von Robben ab", schrieb der Telegraaf.

Das Team der Niederlande im Überblick

Artikel und Videos zum Thema