Vor 41.876 Zuschauern in der Arena Pernambuco in Recife brachte Thomas Müller mit seinem vierten Turniertor Deutschland in Führung (55.).
Insgesamt war es der neunte Treffer für Müller bei Weltmeisterschaften, damit hat er zu Karl-Heinz Rummenigge und Uwe Seeler aufgeschlossen. Vor ihm liegen in der DFB-Rangliste nur noch Miroslav Klose (15), Gerd Müller (14), Jürgen Klinsmann (11) und Helmut Rahn (10).
Da im Parallelspiel Portugal Ghana nur mit 2:1 besiegte, stehen auch die USA aufgrund des besseren Torverhältnisses in der nächsten Runde.
Deutschland trifft im Achtelfinale am Montag in Porto Alegre auf Algerien, die USA auf Belgien.
Reaktionen:
Jürgen Klinsmann (Trainer USA): "Es ist gewaltig. Wir wollten ein Unentschieden, aber wir hatten am Anfang zu viel Respekt. Wir haben leider zu wenige Chancen kreiert. Für uns ist es immens, dass wir diese Gruppe überstanden haben. Wir hätten ein bisschen mehr Ballbesitz gebraucht. Wir können es besser, wir haben die Gruppe überstanden, aber wir können es besser."
Joachim Löw (Bundestrainer): "Wir haben bis auf die Schlussphase keine Chance zugelassen. Wir haben allerdings den letzten Pass leider vermissen lassen. Bastian Schweinsteiger hat die Sache sehr, sehr gut gemacht. Ich wollte Sami Khedira eine Pause können. Lukas Podolski hat keine Bindung gefunden, deshalb musste ich zur Pause wechseln."
Thomas Müller (Deutschland): "Wir waren ganz klar das feldüberlegene Team und haben gegen eine topfite amerikanische Mannschaft mehr als ein ordentliches Spiel gemacht. Jetzt habe ich tatsächlich mal ein schönes Tor geschossen. Ab und zu fällt mir auch mal einer vor den Fuß. Aber ich mache ja nix anderes als trainieren wie ein Wahnsinniger. Wir haben noch Großes vor."
SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Deutschland mit zwei Änderungen: Schweinsteiger kommt für Khedira und Podolski für Götze.
Auch die USA tauscht auf zwei Positionen: Der schwache Innenverteidiger Cameron wird durch Gonzalez ersetzt und Davis spielt statt Bedoya.
10.: Schweinsteiger mit dem hohen Ball aus dem Zentrum in den Strafraum auf Özil. Der legt direkt nach innen, wo sich Höwedes und Mertesacker gegenseitig am Fünfer beim Torschuss behindern. Chance vertan, die USA klären.
22.: Johnson treibt den Ball auf rechts nach vorne, bedient dann in der Zentrale Bradley, der sofort nach links zu Zusi weiterleitet. Dessen Schuss aus 20 Metern halblinker Position geht nur knapp übers Tor.
35.: Müller spielt Özil halbrechts im Strafraum frei. Der zieht aus acht Metern ab, zu zentral auf Howard, der zwar prallen lässt, aber Besler klärt.
55., 0:1, Müller: Özil und Kroos führen eine Ecke kurz aus. Die Flanke aufs erste Fünfereck verlängert Mertesacker Richtung langes Eck. Howard faustet den Ball weit weg, aber direkt vor die Füße von Müller, der aus 16 Meter technisch anspruchsvoll ins rechte Eck schießt. 9. WM-Tor!
90.: Die USA nochmal mit viel Platz im Spiel nach vorne. Jones legt mit dem Rücken zum Tor auf Dempsey ab, der weiter auf links zu Bedoya, der Richtung langes Eck schießt. Lahm wirft sich im letzten Moment dazwischen.
90.: Hoher Ball in den Strafraum. Der Querschläger springt am Fünfer auf. Dempsey köpft drüber.
Fazit: Verdienter Sieg der Deutschen, die das Spiel von Beginn an dominierten.
Der Star des Spiels: Bastian Schweinsteiger (SPOX-Note 2). Sehr präsent, verbesserte das deutsche Passspiel besonders in der Anfangsphase deutlich. Übertrieb es Mitte der ersten Halbzeit mit den vielen Seitenverlagerungen. Bekam sein Spiel und damit auch das der Mannschaft aber selbst wieder in den Griff. Erstaunlich viele kurze, intensive Antritte und Dribblings, musste auch deswegen einiges an harten Fouls einstecken. In der Form ein Gewinn für die Mannschaft.
Der Flop des Spiels: Brad Davis (SPOX-Note 5). Bekam dieses Mal den Vorzug vor Bedoya, war aber überhaupt kein Faktor im USA-Spiel. Hatte bis zu seiner Auswechslung nur 21 Ballkontakte und gewann nur 33 Prozent seiner Zweikämpfe. Hatte seine auffälligste Szene mit einem taktischen Foul an Schweinsteiger.
Der Schiedsrichter: Rawschan Irmatow (Usbekistan). Hatte große Probleme mit der Partie und wirkte auch in seinem Auftreten nicht sicher. Pfiff den USA einen guten Vorteil weg, um Höwedes Gelb zu zeigen. Ließ dafür taktische Fouls von Beckerman und Davis durchgehen. Gelb gegen Bedoya nach Foul an Schweinsteiger wäre zwingend gewesen.
Das fiel auf:
- Deutschland begann dominant mit dem passsicheren Bayern-Mittelfeld Lahm, Schweinsteiger und Kroos. Die USA brauchten aber auch einige Minuten, um ins Spiel zu kommen und agierten sehr passiv.
- Die DFB-Elf nutzte das für Pässe in die Tiefe in den Rücken der Außenverteidiger. Allerdings fehlte wie gegen Ghana dann der letzte Pass, um auch wirklich zum Abschluss zu kommen. Außerdem rückten zu wenige Spieler in den Strafraum nach, so dass oft nur Müller als Anspielstation zur Verfügung stand.
- Nach 20 Minuten wurden die USA aggressiver und Deutschland leistete sich mehr Fehler im Spielaufbau. Das defensive Umschaltspiel funktionierte dann wieder nicht optimal, das Mittelfeld wurde schnell überlaufen und die USA kam zu Aktionen Richtung Tor von Neuer. Großchancen sprangen dabei aber nicht heraus.
- Nach der Pause Deutschland wieder konsequenter im Spiel gegen den Ball und durch die Hereinnahme von Klose mit mehr Präsenz im Zentrum. Die USA konnten ihre hohe Intensität auch nicht halten.
- Die Standards helfen auch im dritten Spiel. Dieses Mal folgte das Tor zwar nicht so unmittelbar wie noch gegen Portugal und Ghana, die kurze Variante brachte aber schon Mertesacker zu einer guten Kopfballaktion. Müllers Abstauber war dann perfekt.