Land: Schweiz
Einwohner: 8,1 Millionen
Weltranglistenplatz: 8
WM-Teilnahmen: 9
Größter Erfolg: Viertelfinale (1934, 1938, 1954)
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Der Star: Xherdan Shaqiri hat bei Bayern München nach seiner ersten, unglaublich erfolgreichen Saison eine Spielzeit hingelegt, die mit "durchwachsen" noch milde umschrieben wäre. Der 22-Jährige kam in der abgelaufenen Saison nur auf 17 Einsätze, kein anderer Offensivspieler der Bayern wurde von Trainer Pep Guardiola seltener berücksichtigt. Zwei Muskelfaserrisse in der Rückrunde raubten Shaqiri zudem den Rhythmus, trotzdem ist der in der Nati die zentrale Figur im Offensivspiel. Während Valentin Stocker für die meisten Standards und Valon Behrami für die kämpferische Komponente zuständig ist, ist Shaqiri der Ideen- und Taktgeber der Schweizer Mannschaft. Die Schweiz hat in der Qualifikation lediglich 18 Tore erzielt, der treffsicherste "Angreifer" war Innenverteidiger Fabian Schär mit drei Treffern. Bei der WM sind die Gegner andere Kaliber, umso mehr wird die Schweiz von Shaqiris Form abhängig sein. Dass der Kraftwürfel der fußballerisch beste Spieler im Kader ist und auch in jungen Jahren schon am meisten Titel gesammelt hat (fünf Meisterschaften, drei Pokaltitel, einmal die Champions League), dürfte klar sein. Unklar ist noch, wo Shaqiri nach dem Turnier spielen wird. Ein Abgang aus München ("So ein Jahr will ich nicht noch einmal erleben!") ist durchaus denkbar. Für Shaqiri hieße das dann auch: Vorspielen bei der WM.
Der Trainer: Ottmar Hitzfeld geht in sein wohl letztes großes Endturnier als Trainer einer Nationalmannschaft. Sicher ist, dass er in der Schweiz nach der WM aufhört. Seit fast sechs Jahren ist Hitzfeld nun schon im Amt, nach der verpassten Qualifikation für die EM 2012 hätte er beinahe abtreten müssen. Dass er es auch mit mittlerweile 65 Jahren immer noch kann, hat die Qualifikationsrunde zur WM bewiesen. Da marschierte die Schweiz im klassischen Hitzfeld-Stil durch die Gruppe, verlor keines ihrer zehn Spiele und spielte dabei siebenmal zu Null. Für Hitzfeld endet mit der letzten Partie seiner Mannschaft in Brasilien eine außergewöhnliche Karriere: 25 Titel mit diversen Klubmannschaften hat Hitzfeld in seiner Laufbahn gewonnen, er ist einer von nur fünf Trainer auf der Welt, die mit zwei verschiedenen Klubs die Champions League gewinnen konnten. Dass es mit der Schweiz in Brasilien zum ganz großen Wurf reichen könnte, dafür fehlt selbst Fantasten der Glaube. Dennoch ist sich nicht nur Hitzfeld selbst sicher, wenn er sagt: "Ich verlasse kein sinkendes Schiff, sondern eine aufstrebende Mannschaft mit einer goldenen Generation." In der übrigens neun von 23 Spielern ihr Geld in der Bundesliga verdienen.
Der Kapitän: Gökhan Inler war nicht immer unumstritten in der Nati, besonders in seiner Anfangszeit. Eigentlich hatte er sich fest vorgenommen, für das Land seiner Eltern zu spielen. Mehrere längere Gespräche mit dem damaligen Nationaltrainer Köbi Kuhn ließen ihn dann aber doch die Schweiz der Türkei vorziehen. Aus dem wilden Hund ist längst ein sachlich-fleißiger Arbeiter geworden. Weder auf, noch neben dem Platz gibt der bald 30-Jährige nun noch Grund zur Rüge. Für die Nationalmannschaft ist er zu einem echten Leader geworden, seit seinem Wechsel zum SSC Napoli vor drei Jahren ist Inler nochmal eine Stufe reifer und verantwortungsbewusster geworden. Keine schlechten Voraussetzungen für den Job im defensiven Mittelfeld. In seiner Freizeit hat er sich vor kurzem auf die Ausbildung und Dressur seines Schäferhundes spezialisiert. Irgendwie passend, gilt doch auch Inler als diszipliniert, bissig und absolut zuverlässig.
Der Spieler im Fokus: Ricardo Rodriguez ist kein Offensivspieler, kein spektakulärer Torhüter, nicht der Stratege im Zentrum des Spiels. Aber er bekleidet eine Mangelposition im Weltfußball. Seit einigen Jahren wird Außenverteidigern ein erhöhtes Maß an Aufmerksamkeit zuteil - und Rodriguez ist seit geraumer Zeit dabei, sich auf der Position bis in die Weltspitze vorzuarbeiten. In Wolfsburg hatte er vor anderthalb Jahren eine schwere Zeit, stand schon vor dem Absprung. Rodriguez galt schon als nicht eingelöstes Acht-Millionen-Euro-Versprechen - und steht jetzt im Sommer 2014 angeblich sogar bei Real Madrid im Fokus. Sein Spiel ist gekennzeichnet von einem enormen Offensivdrang, seine brandgefährlichen Standards haben ihm den Großteil seiner 13 Scorerpunkte (fünf Tore, acht Assists) eingebracht. Längst steht er nicht nur bei Real in den Notizblöcken der Späher, die WM kann seine ganz große Bühne werden, um sich mit noch mehr Nachdruck zu präsentieren.
Die Wunschelf (4-2-3-1): Benaglio - Lichtsteiner, Djourou, von Bergen, Rodriguez - Inler, Behrami - Shaqiri, Xhaka, Stocker - Drmic
Die Prognose: Die Schweiz steckt sich selbst das Minimalziel Achtelfinale. Und das wird schwer genug werden. Hinter Frankreich werden die Eidgenossen in Gruppe E auf einer Stufe mit Ekuador gesehen. Allerdings spielt La Tri auf "ihrem" Kontinent und dürfte da einen durchaus veritablen Vorteil haben. "Ich glaube, wir müssen uns vor niemandem mehr verstecken. Wir sind nicht mehr die kleine Schweiz", sagt Mittelfeldspieler Granit Xhaka. Die Schweiz ist immer in der Lage, jedem Gegner der Welt in einer Partie weh zu tun. Das 1:0 vor vier Jahren zum WM-Auftakt gegen den späteren Weltmeister Spanien ist die einzige Niederlage der Iberer bei einem Endturnier seit acht Jahren. Trotzdem verpasste die Schweiz damals die K.o.-Runde - weil man gegen Honduras nicht über ein 0:0 hinaus kam. Pikanterweise heißt der Gegner im letzten Gruppenspiel auch dieses Mal Honduras. Ottmar Hitzfeld hat einen ordentlichen Kader beisammen, der aber auch nicht die absolute Weltspitze darstellt und aus der kein Spieler so richtig herausragt. Das ist Nachteil wie Vorteil zugleich. Die Schweiz kann es nur über das Kollektiv schaffen, ins Achtelfinale einzuziehen. Alles darüber hinaus wäre schon eine dicke Überraschung.
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