Seine Körpergröße von 1,85 Meter und sein Vollbart machen Josko Gvardiol eigentlich schon furchteinflößend genug. Die schwarze Gesichtsmaske, die er wegen eines Nasenbeinbruchs tragen muss, gibt diesem gefährlichen Erscheinungsbild aber noch eine Extra-Dimension. Vor einigen Tagen erkannte ein Social-Media-Nutzer eine Ähnlichkeit mit dem Schauspieler Russel Crowe, bekannt für seine Rolle aus dem Film "Gladiator", und schuf per Foto-Montage den "Gvardiator".
Gvardiol ist einer der besten Verteidiger der bisherigen Weltmeisterschaft. Er ist ein Hauptgrund für Kroatiens stabile Defensive, die wiederum ein Hauptgrund für den Vorstoß ins Viertelfinale ist. In vier Spielen kassierte der Vizeweltmeister erst zwei Gegentore, eines davon beim Achtelfinale gegen Japan. Nach der Verlängerung stand es 1:1, ehe Keeper Dominik Livakovic im Elfmeterschießen mit drei Paraden zum Helden avancierte.
Abgesehen von Livakovic bekam das meiste Lob anschließend Gvardiol ab. Er zeigte diesmal zwar keine absolute Gala wie beim letzten Gruppenspiel gegen Belgien, wusste aber erneut zu überzeugen. Im bisherigen Turnierverlauf steht Gvardiol nun schon bei 25 Klärungen, den zweitmeisten nach Senegals Kalidou Koulibaly. Darüber hinaus glänzt er mit tollem Aufbauspiel.
Joski Gvardiol wird mit Lob überschüttet
"Josko ist unglaublich", lobte Teamkollege Nikola Vlasic. "Nenne einen Aspekt, den ein Fußballspieler braucht, und er hat ihn. Der Himmel ist das Limit für ihn. Er ist nie nervös, immer ruhig." Schon zuvor hatte ihn Trainer Zlatko Dalic als "besten Innenverteidiger der Welt" bezeichnet: "Er ist so stark, souverän und zugleich elegant, macht alles mit einer ungeheuren Leichtigkeit."
Auf das Lob angesprochen, lächelte Gvardiol nach dem Japan-Spiel etwas verlegen und erwiderte: "Ich bin gut in Form. Es macht es für mich einfacher, dass ich erfahrene Spieler um mich herum habe." Neben ihm spielt in der Innenverteidigung der 33-jährige Routinier Dejan Lovren, einst beim FC Liverpool und mittlerweile bei Zenit St. Petersburg aktiv.
Josko Gvardiol: Langer Vertrag, viele Interessenten
Anders als Lovren steht der erst 20-jährige Gvardiol noch am Anfang seiner Karriere. Nach der EM 2021 wechselte er für 19 Millionen Euro von seinem Jugendklub Dinamo Zagreb zu RB Leipzig, mittlerweile hat sich sein Marktwert vervielfacht. Im Sommer soll Leipzig ein Angebot über 90 Millionen Euro vom FC Chelsea abgelehnt haben. Stattdessen verlängerte Gvardiol seinen ohnehin bis 2026 gültigen Vertrag vorzeitig bis 2027, angeblich ohne Ausstiegsklausel.
Spätestens nach seinen starken Leistungen bei der WM dürfte Gvardiol für Leipzig über den kommenden Sommer hinaus aber kaum zu halten sein. Lange Vertragslaufzeit hin, fehlende Ausstiegsklausel her. Als Interessenten gelten weiterhin Chelsea und außerdem auch Juventus Turin, Manchester City und Real Madrid. Wie der italienische Journalist Alfredo Pedullà berichtet, sollen die Königlichen ihn zum Transferziel erklärt und bereits ein Angebot in Höhe von 90 Millionen Euro vorbereitet haben.
"Bezüglich eines möglichen Wechsels im Sommer 2023 sind wir nicht in Eile und ich kann klarstellen, dass es mit keinem Klub eine Vereinbarung gibt", sagte sein Berater Marjan Sisic bei Sky. Gvardiol fühle sich in Leipzig zwar wohl, es hätten sich aber auch "eine Menge Topklubs über ihn informiert". Am Freitag um 16 Uhr kann Gvardiol ein weiteres Empfehlungsschreiben abgeben, dann geht es im Viertelfinale gegen den WM-Favoriten Brasilien.