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WM 2022: Skandalspiel zwischen Serbien und der Schweiz - Akanji beklagte serbische Provokationen

Manuel Akanji
© getty

Dank eines 3:2-Sieges im Gruppenfinale gegen Serbien hat sich die Schweiz bei der WM 2022 in Katar für das Achtelfinale qualifiziert. Überschattet wurde das Spiel von mehreren Provokationen und Rudelbildungen.

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"Die Serben wollten uns provozieren. Sie haben von Anfang an ein paar Dinge gesagt und dann sind ein paar Dinge zurückgekommen", erklärte Manuel Akanji nach Abpfiff im Gespräch mit SPOX und GOAL, Details wollte er keine nennen. "Darum bin ich sehr, sehr froh darüber, dass wir gewonnen haben und sie jetzt in den Urlaub gehen können." Tatsächlich hatten Akanjis Schweizer in Person von Kapitän Granit Xhaka an den zahlreichen Auseinandersetzungen aber ebenfalls einen gehörigen Anteil.

Mitte der zweiten Halbzeit griff sich Xhaka mit Blick auf die gegnerische Ersatzbank in den Schritt und lieferte sich ein Wortgefecht mit serbischen Ersatzspielern, woraufhin einige losstürmten und es zu einer ersten größeren Rudelbildung kam. Reservekeeper Predrag Rajkovic sah im Zuge dessen die Gelbe Karte. Tief in der Nachspielzeit schubste Serbiens Nikola Milenkovic Xhaka beinahe in die Bande. Es folgte eine weitere Auseinandersetzung zwischen etlichen Spielern beider Mannschaften. Xhaka sah in diesem Zusammenhang Gelb.

Unter Umständen könnte seine provokante Geste zuvor, die vom Schiedsrichter übersehen wurde, noch Konsequenzen haben. Sollte die FIFA-Disziplinarkommission noch nachträglich aktiv werden, könnte Xhaka sogar eine Sperre drohen. Eine Reaktion seitens der FIFA erfolgte bislang aber noch nicht.

"Ich stand an der Mittellinie, bin nach vorne gerannt und habe versucht, die Spieler zu beruhigen", berichtete Akanji. "Ich habe meinen Mitspielern gesagt: Wir gehen ins Achtelfinale, wir dürfen keine dummen Gelben oder Roten Karten bekommen. Das schwächt nur uns. Sie haben nichts mehr zu verlieren." Vom Platz gestellt wurde letztlich tatsächlich kein Spieler, die elf Gelben Karten waren aber ein Rekord für dieses Turnier. Mehr Verwarnungen gab es bei einem WM-Spiel letztmals beim Finale 2010 zwischen Spanien und den Niederlanden (damals zwölf).

Granit Xhaka jubelt im Trikot von Ardon Jashari

Hintergrund der Gehässigkeiten: Xhakas Familie stammt genau wie die von Teamkollege Xherdan Shaqiri aus dem vorwiegend albanisch-bevölkerten Kosovo. Die Republik ist zwar seit 2008 unabhängig, doch Serbien betrachtet sie bis heute als Teil seines Territoriums. Bereits bei der WM 2018 sorgte diese Gemengelage für einen Eklat beim Spiel zwischen der Schweiz und Serbien. Damals bejubelten Xhaka und Shaqiri den Schweizer Siegtreffer, indem sie mit ihren Händen albanische Doppelkopf-Adler formten.

Diesmal erfolgte eine vermeintlich politische Provokation subtiler: Beim Jubel nach Abpfiff zog sich Xhaka das Trikot seines Teamkollegen Ardon Jashari mit dem Namen nach vorn an. Der 20-Jährige vom FC Luzern kam beim bisherigen Turnier noch nicht zum Einsatz, trägt aber den gleichen Nachnamen wie der berühmte kosovarische Unabhängigkeitskämpfer Adem Jashari, der 1998 von einer serbischen Anti-Terror-Einheit getötet wurde.

"Das hatte überhaupt keinen politischen Hintergrund", beteuerte Xhaka nach dem Spiel. Ardon Jashari sei "ein Junge, der viele Tipps von mir holen möchte. Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, dass ich sein Trikot anziehe, wenn ich ein Tor schieße oder wir gewinnen. Das habe ich für ihn gemacht."

Üble Beleidigung von Serbiens Trainer Dragan Stojkovic?

Im Vorfeld des Spiels war aus der serbischen Kabine ein Foto aufgetaucht, auf dem eine nationalistische Flagge mit den Umrissen des Kosovo in serbischen Nationalfarben zu sehen war. Daraufhin leitete die FIFA-Disziplinarkommission ein Verfahren gegen den serbischen Verband ein.

Shaqiri bejubelte sein Führungstor in der 20. Minute aufreizend vor dem serbischen Fanblock, zeigte dabei auf seinen Namen am Trikot und legte seinen Zeigefinger auf die Lippen. Serbische Fans schmissen daraufhin mehrere Gegenstände auf den Platz Richtung Shaqiri.

Aleksandar Mitrovic (26.) und Dusan Vlahovic (35.) drehten das Spiel anschließend für Serbien, woraufhin sich deren Trainer Dragan Stojkovic offenbar einen Eklat leistete. Wie TV-Aufnahmen angeblich beweisen, habe er "Ich f**** eure albanischen Mütter!" gerufen. Nach dem Spiel auf die Vorfälle angesprochen, sagte Stojkovic: "Manchmal entsteht eine Spannung, in der schlechte Worte fallen und es zu solchen Szenen kommt." Serbiens Führung hielt nur kurz, Breel Embolo (44.) und Remo Freuler (48.) drehten das Spiel zum 3:2-Endstand.

Manuel Akanji über den "ruhigen" Ronaldo

Der Sieg brachte die Schweiz wie schon bei der WM 2018 in Russland ins Achtelfinale, damals folgte das Aus gegen Schweden. Diesmal geht es gegen Portugal, Anpfiff ist am Dienstag um 20 Uhr. "Wir spielen gegen eine sehr gute Mannschaft. Wir wissen, dass wir in diesem Spiel eine top, top Leistung bringen müssen", sagte Akanji.

Angeführt wird Portugal weiterhin von Superstar Cristiano Ronaldo, der nach seinem Abschied von Manchester United aktuell vereinslos ist. "Auch wenn er jetzt schon älter ist, ist er eine unglaubliche Tormaschine", betonte Akanji, der ihn von Duellen bei früheren Länderspielen kennt. "Man darf ihm im Strafraum keinen Platz lassen. Wenn er zum Ball kommt, dann ist der Ball meistens drin. Man muss sehr eng bei ihm stehen." Auf dem Platz machte der 37-Jährige auf Akanji einen "ruhigen" Eindruck: "Er hat nie schlecht geredet."

Manuel Akanji über Kontakt mit Nico Schlotterbeck

Im Achtelfinale nicht mehr dabei ist unterdessen die deutsche Nationalmannschaft mit Akanjis ehemaligen Mitspielern von Borussia Dortmund Niklas Süle, Nico Schlotterbeck, Julian Brandt, Karim Adeyemi und Youssoufa Moukoko. Der 27-Jährige wechselte nach viereinhalb Jahren beim BVB im vergangenen Sommer für 17,5 Millionen Euro zu Manchester City.

Im Laufe des Turniers hatte Akanji vereinzelt Kontakt mit seinem Ex-Kollegen. "Ich habe Schlotti zum Geburtstag gratuliert", berichtete Akanji. "Er hat sich bedankt. Wir haben aber nicht groß über das Spiel geredet. Ich wollte nicht Salz in die Wunde streuen und fragen, wie es genau aussieht. Das muss man erstmal verarbeiten." Schlotterbeck wurde am Tag von Deutschlands letztem Gruppenspiel gegen Costa Rica 23 Jahre alt.

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