Probleme mit dem "Endprodukt"

Von Susanne Schranner
Peter Hyballa müht sich bislang umsonst: Aachen ist ohne Punkt Letzter der 2. Liga
© Getty

Alemannia Aachen hat einen kapitalen Fehlstart in die Saison hingelegt. Ohne Punkt und mit nur einem eigenen Treffer ist die Mannschaft von Trainer Peter Hyballa Tabellenletzter in der 2. Bundesliga. Im Pokal schied man auch schon aus. Das große Problem ist offenbar, dass Theorie und Praxis einfach nicht zusammenpassen wollen.

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So hatte man sich das in Aachen nicht vorgestellt. Nach drei Spieltagen in der 2. Liga steht die Alemannia mit null Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Bei einigen gelten die Schwarz-Gelben nach diesem Fehlstart in die neue Saison bereits als Abstiegskandidat und der Trainer als angezählt.

Peter Hyballa will von solcher Schwarzmalerei freilich nichts wissen, denn er sieht sein Team auf einem guten Weg: "Man kann nicht sagen, dass in den vergangenen Wochen alles schlecht war. Wir haben sehr vieles richtig gemacht. Nur das Endprodukt stimmt nicht."

Als Endprodukt standen in letzter Zeit lediglich enttäuschte Gesichter und eine Niederlage nach der anderen.

Chancenverwertung als großes Manko

Doch nicht nur die Tatsache, dass man keine Punkte in der Liga holt und aus dem DFB-Pokal ausgeschieden ist, treibt den Alemannen momentan Sorgenfalten auf die Stirn. Denn die Chance auf einen Sieg war mehr als nur einmal gegeben.

In den letzten beiden Partien gegen St. Pauli und im Pokal beim Karlsruher SC (jeweils 1:3) ging man jedes Mal sogar früh in Führung, hatte danach zahlreiche gute Möglichkeiten, ein weiteres Tor zu erzielen. Die Chancenverwertung allerdings bleibt einer der größten Mängel im Spiel der jungen Hyballa-Elf. Nur zwei Treffer in vier Pflichtspielen sprechen eine deutliche Sprache.

Dementsprechend konsterniert zeigte sich Stürmer Marco Stiepermann nach der jüngsten Pleite in Hamburg: "Da fehlen einem die Worte. Wir tun alles, wir kriegen unsere Chancen." Doch auch er schaffte es trotz einer bemühten Leistung nicht, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen.

Viele Top-Spieler wurden abgegeben

Stiepermann ist einer dieser neuen Spieler, die für die Tore sorgen sollen. Schließlich hat man mit Zoltan Stieber (FSV Mainz 05), Marco Höger (Schalke 04) und Tolgay Arslan (Hamburger SV) drei der wichtigsten Scorer der Vorjahreself abgegeben.

Erfolgreichster Torschütze der letzten Saison war bei den Aachenern allerdings Kapitän Benjamin Auer. Mit 20 Toren und 3 Vorlagen war er an fast 40 Prozent aller Treffer direkt beteiligt. Bisher ist aber auch der Stürmer weit von seiner besten Form entfernt. Beim Ligaspiel gegen St. Pauli musste er deshalb zunächst auf der Bank Platz nehmen.

Die mangelhafte Ausbeute vor dem Tor ist jedoch nicht das einzige Problem, das Aachen im Moment hat. Vielmehr schafft es die Mannschaft trotz positiver Ansätze nicht, über die vollen 90 Minuten zu überzeugen.

Wackelige Defensive

Im Pokalspiel in Karlsruhe begann die Mannschaft von Peter Hyballa gut und erzielte nach sieben Minuten bereits das 1:0, danach allerdings ließ sich das Team viel zu stark in die eigene Hälfte drängen und kassierte folgerichtig den Ausgleich.

Als in der zweiten Halbzeit die Entlastung da war und Aachen oftmals gefährlich vor dem Tor des KSC auftauchte, begann hinten das Wackeln, weil das Umschaltverhalten von Offensive auf Defensive nicht klappte.

Auch gegen St. Pauli verspielten die Alemannen die frühe Führung nach einer dominanten Anfangsphase. Diesmal war dies auch individuellen Fehlern geschuldet. Beim Ausgleich war es Mario Erb, der seinem Gegenspieler das Tor durch einen Fehler bei der Ballannahme mustergültig vorbereitete und auch beim dritten St. Pauli-Treffer in der Nachspielzeit offenbarte Aachens Hintermannschaft erneut deutliche Schwächen im Stellungsspiel.

Verletzungsbedingt keine Alternativen

Dass Hyballa bei der Aufstellung seiner Viererkette wenig gewinnbringende Alternativen hat, macht die Situation noch unangenehmer. Sechs Verletzte muss der Trainer beklagen, unter anderem auch Neuzugang Kim Falkenberg, der die rechte Abwehrseite beackern sollte.

Vertreten wird er vom jungen Erb, der in der Vorbereitung jedoch eigentlich in der Innenverteidigung überzeugte und dort eingeplant war. Andere Neuzugänge wie Stifler oder Mittelfeldmann Hadouir müssen sich erst noch beweisen. Nächste Gelegenheit hierzu ist ein Testspiel gegen AS Eupen am Dienstagabend.

Hyballa: Vom Hoffnungsträger zum Buhmann?

Doch nicht nur die Spieler werden für den verkorksten Saisonstart verantwortlich gemacht. Auch Trainer Hyballa gerät nach der vierten verlorenen Begegnung zunehmend in die Kritik.

Dabei wurde er in der vergangenen Spielzeit noch hoch gelobt für das, was er mit wenig Geld aus der jungen Mannschaft machte. Spätestens nachdem man im Pokal den damaligen Bundesliga-Tabellenführer Mainz 05 mit 2:1 aus dem Wettbewerb geworfen hatte, galt er als der neue Aachener Heilsbringer. Er war genau so, wie man sich die neue Generation Trainer vorstellt: jung, ehrgeizig, leidenschaftlich.

Hyballa selbst hat sich nicht geändert. Die öffentliche Wahrnehmung des Alemannia-Trainers allerdings schon. Über einen Trainerwechsel will Sportdirektor Erik Meijer trotzdem nicht nachenken. Gegenüber der "Bild"-Zeitung beteuerte dieser, dass man weiter mit Hyballa plane: "Er wird den eingeschlagenen Weg mit der Mannschaft weitergehen."

Bleibt die Frage, wann sich dieser eingeschlagene Weg letztendlich auch positiv auf dem Punktekonto bemerkbar macht.

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