Der ehemalige Kölner Fußballprofi Kevin Pezzoni hat sich erstmals zur Trennung vom FC geäußert und dabei schwere Vorwürfe gegen den Klub erhoben. "Ich wollte nie meinen Vertrag auflösen. Der Vorschlag wurde vom Verein an mich herangetragen", sagte der 23-Jährige der "Welt am Sonntag".
Kölns Manager Jörg Jakobs hatte behauptet, die Zusammenarbeit sei in "bestem gegenseitigem Einvernehmen" beendet worden.
"Ich hatte gehofft, dass die Verantwortlichen sich hinter mich stellen und versuchen, mich zu schützen", sagte Pezzoni. "Eigentlich sollte ein Verein dazu in der Lage sein, seine Spieler vor den Fans zu schützen. Das war in diesem Fall nicht so." Ihm sei es vorgekommen, als ob nur "auf eine günstige Gelegenheit gewartet wurde, um mich loszuwerden".
Ende August hatten Hooligans des 1. FC Köln Pezzoni vor dessen Haus aufgelauert und ihm offen Gewalt angedroht.
"Pass auf, wenn es dunkel wird"
"Das war einen Tag nach unserer 0:2-Niederlage in Aue. Ich war mit meiner Freundin in meiner Wohnung. Wir haben ferngesehen, es war zwischen acht und neun Uhr abends. Plötzlich habe ich von draußen Stimmen gehört: 'Pezzoni, du Wichser, komm raus, wir machen dich fertig.' Ich habe aus dem Fenster geschaut und habe fünf Männer gesehen, die vor dem Haus standen. Sie hatten die Mützen tief ins Gesicht gezogen, sodass ich ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Ich habe das Fenster zugemacht und mich zurückgezogen. Sie haben dann noch ein bisschen rumgepöbelt, aber es war auch relativ schnell wieder vorbei. Darum habe ich mir auch nicht so viele Gedanken gemacht", erzählt Pezzoni im Interview.
Und weiter: "Am nächsten Morgen habe ich an meinem Auto einen Zettel gefunden: 'Pass auf, wenn es dunkel wird'. Da war ich echt erschrocken. Ich habe davon unserem Trainer Holger Stanislawski erzählt und mit ihm darüber gesprochen, welche Ausmaße die Anfeindungen gegen mich mittlerweile angenommen haben."
1. FC Köln weist Vorwürfe als substanzlos zurück
Die Kölner wiesen die Anschuldigungen Pezzonis in einer am Samstagabend verbreiteten Erklärung zurück. Schon nach einem tätlichen Angriff auf Pezzoni am 20. Februar 2012, bei dem dieser einen Nasenbeinbruch erlitt, habe der Verein die Tat verurteilt und sich mit dem Spieler solidarisiert. Nachträglich hätte sich dann herausgestellt, dass die Attacke auf private Beziehungsumstände zurückzuführen gewesen sei, heißt es vonseiten des FC.
Zwischen dem 20. Februar und dem 28. August hat es nach Angaben des Klubs keine Attacken auf den Verteidiger gegeben. Der Verein hätte daher Pezzoni nicht in "besonderer Weise" schützen müssen. Im Zusammenhang mit dem Vorfall Ende August hätte sich bereits Trainer Holger Stanislawski entschieden gegen öffentliche Kritik an dem Abwehrspieler gewandt.
Zudem erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Claus Horstmann, nun: "Der 1. FC Köln hat alles getan, um Kevin Pezzoni in angemessener Weise zu unterstützen. Wir haben ihm jegliche Unterstützung gegeben und der Trainer hat ihm sein Vertrauen geschenkt. Die von ihm nun erhobenen Vorwürfe sind substanzlos."
FC: Vertragsauflösung im gegenseitigen Einvernehmen
Zugleich bekräftigte der Zweitligist, Pezzoni wäre auf den Verein zugekommen und die Vertragsauflösung sei im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt.
Horstmann betonte am Sonntag nochmals, dass man alles für Pezzoni getan habe. "Wir haben uns, immer wenn es nötig war, vor den Spieler gestellt. Wir haben das Thema öffentlich gemacht, sind gegen Facebook-Seiten vorgegangen", sagte Horstmann bei "Sky Sport News".
Außerdem stehe die Unterschrift von Pezzoni unter der Vertragsauflösung. "Jetzt im Nachhinein mit dem Finger auf den Klub zu zeigen, ist inakzeptabel." Angeblich zahlt der FC neben einer Abfindung auch Pezzonis Gehalt weiter, bis der einen neuen Verein gefunden hat.
Dem widerspricht Pezzoni: "Die Vereinsverantwortlichen haben sich wohl beraten und dann den Vorschlag unterbreitet, den Vertrag aufzulösen. Das war für mich ein schwerer Schlag. Für mich bedeutete das zum einen, plötzlich arbeitslos zu sein, und zum anderen, einen Verein zu verlassen, in dem ich fast fünf Jahre gespielt habe und der mir trotz allem ans Herz gewachsen ist."
Pezzoni meint, er habe der Vertragsauflösung unter dem Strich zugestimmt, denn: "Was hätte ich zu erwarten gehabt? Meine Situation wäre ja nicht besser geworden. Wer weiß, ob nach dem nächsten schlechten Spiel die Typen plötzlich in meiner Wohnung gestanden hätten statt nur davor."
Kevin Pezzoni im Steckbrief