"Beim VfB pfiff mich niemand aus"

Tamas Hajnal spielte in der Bundesliga für Schalke, Karlsruhe, Dortmund und Stuttgart
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Tamas Hajnal hat 149 Bundesligapartien und 59 Länderspiele für Ungarn auf dem Buckel. Derzeit spielt der 33-Jährige für den FC Ingolstadt in der 2. Liga. Im Interview spricht Hajnal über seine Anfänge in Deutschland beim FC Schalke 04, sein Verhältnis zu BVB-Trainer Jürgen Klopp und den vermeintlichen Fan-Ärger beim VfB Stuttgart.

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SPOX: Herr Hajnal, Sie sind im Alter von 16 Jahren aus Ungarn nach Deutschland zum FC Schalke 04 gekommen. Wie schwer fiel es Ihnen damals, Ihre Heimat zu verlassen?

Hajnal: Darüber habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. In meinem Kopf waren vor allem die Erfolge präsent: Deutschland wurde 1996 Europameister, Borussia Dortmund gewann ein Jahr später die Champions League und Schalke den UEFA-Cup. Als ich dann die Möglichkeit hatte, zu einem dieser großen Vereine zu wechseln - wenn auch nur in die Jugend -, wollte ich diese Chance unbedingt nutzen. In Ungarn spielte ich ja bereits in der ersten Liga.

SPOX: Wie wichtig war es, Ungarn zu verlassen, um im Profifußball wirklich Fuß fassen zu können?

Hajnal: Das stand nicht unbedingt im Mittelpunkt, dafür war das Profigeschäft für mich noch zu weit weg. Ausschlaggebend war auch die Mentalität in Deutschland. Sie wird in Ungarn sehr bewundert und ich wollte das unbedingt kennenlernen.

SPOX: Welche Form der Unterstützung erhielten Sie nach dem Wechsel?

Hajnal: Meine Familie hat mir natürlich immer sehr geholfen. Allerdings bin ich bereits als Zwölfjähriger nach Budapest gezogen und habe zwei Jahre bei Gastfamilien gelebt. Danach ging es in ein Internat. Ich bin also relativ früh erwachsen geworden. Natürlich gab es auch schwierige Phasen, doch nach dem Wechsel nach Deutschland war die Unterstützung auf Schalke ebenfalls sehr gut.

SPOX: Wie lief es anfangs mit der Sprache?

Hajnal: Ich hatte bereits in der Grundschule Deutschunterricht, der war aber nicht besonders effektiv und ich musste nachbessern. Das war etwas umständlicher, da es damals noch nicht die klassischen Fußballinternate in Deutschland gab wie heutzutage. Schalke hat uns eine Deutschlehrerin an die Seite gestellt, mit ihr habe ich dreimal in der Woche gelernt.

SPOX: Sie waren insgesamt sieben Jahre in Gelsenkirchen, der Sprung zu den Profis blieb Ihnen jedoch verwehrt. Waren damals die Vorbehalte, junge Spieler ins kalte Wasser zu werfen, das Problem?

Hajnal: Definitiv. Die Zeit war einfach eine vollkommen andere. Man galt mit 22 noch als Talent, heute wäre das undenkbar. Auch bei mir war es so: Mir wurde stets gepredigt, ich hätte noch Zeit.

SPOX: Und Sie hatten starke Konkurrenz.

Hajnal: Ich kam am Schalker Idol Marc Wilmots, der mich im weiteren Verlauf meiner Karriere sehr unterstützt und unter anderem als mein Berater fungiert hat, sowie an Andreas Möller nicht vorbei. Mir gelang der Durchbruch erst nach einem Umweg.

SPOX: Dieser führte Sie nach Belgien. Auf Schalke war dadurch Schluss.

Hajnal: Ich habe natürlich immer gehofft, dass es dort noch klappt. Irgendwann wollte ich nicht länger warten. Marc Wilmots hat sich dann glücklicherweise an mich erinnert und holte mich zu St. Truiden.

SPOX: Klang das für Sie im ersten Moment nicht wie ein Rückschritt?

Hajnal: Nein, die belgische Liga war eine sehr gute Schule. Ich habe mich dort nachhaltig für die Nationalmannschaft empfehlen können. Dieser Schritt hat mir körperlich und sportlich bei meiner Rückkehr nach Deutschland sehr weitergeholfen.

SPOX: Bei Ihrem zweiten Anlauf in Deutschland lief es von Beginn an sehr gut für Sie. Beim 1. FC Kaiserslautern und anschließend beim Karlsruher SC blieben Sie aber trotzdem nur ein Jahr. Warum?

Hajnal: Es gab jeweils den Versuch, mich längerfristig zu binden. Am Ende sind wir aber einfach nicht übereingekommen. Es war nie meine Absicht, nur so kurz zu bleiben. Ich habe meine Karriere immer Schritt für Schritt gesehen. Mein Ziel war es bei allen Teams, mich sportlich weiter zu entwickeln. Der Wechsel nach Dortmund war dann ein logischer Schritt.

SPOX: Interessant am Transfer zum BVB war, dass Thomas Doll ihn eingefädelt hat. Bei Ihrer Ankunft war jedoch Jürgen Klopp Trainer. War dies für Sie problematisch?

Hajnal: Nein. Doll wollte mich zwar unbedingt haben, aber es waren ja auch Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke involviert und von mir überzeugt. Ich hätte gerne unter Doll trainiert, aber ich war auch gespannt auf Klopp.

Seite 1: Hajnal über seinen Start in Deutschland und den Zwischenschritt Belgien

Seite 2: Hajnal über sein Verhältnis zu Klopp und den Fan-Ärger beim VfB

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