Die Aufstiegs-Mission in Gefahr, das Verhältnis zu Sportdirektor Ralf Rangnick angespannt, der Name Thomas Tuchel ein ständiger Begleiter: Trainer Alexander Zorniger (47) hat beim ambitionierten Fußball-Zweitligisten RB Leipzig die Zeichen der Zeit erkannt und ist seiner Entlassung mit einem sofortigen Rücktritt am Mittwoch zuvorgekommen.
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Ganz freiwillig geschah das allerdings nicht: Der Klub hatte Zorniger nach dem bitteren 0:2 am vergangenen Wochenende bei Abstiegskandidat Erzgebirge Aue mitgeteilt, dass im Sommer ein anderer auf dem Cheftrainer-Stuhl sitzen werde.
Zorniger (Vertrag bis 2016) reagierte mit der gleichen Konsequenz, mit der er zuvor den finanzstarken Emporkömmling von der 4. bis in die 2. Liga geführt hatte: Er bestimmte den Zeitpunkt der Trennung selbst.
"Fehlte etwas das Herz und die Leidenschaft"
Aufgrund der Klubplanungen sei es besser, "jetzt sofort einen Cut zu machen", sagte Zorniger. Sportdirektor Rangnick zollte ihm dafür großen Respekt: "Ich rechne es Alexander sehr hoch an, dass er diese Entscheidung getroffen hat. Das macht nicht jeder."
Bei fünf Punkten Rückstand auf Relegationsrang drei soll nun vorerst U17-Trainer Achim Beierlorzer den Durchmarsch in die Bundesliga doch noch realisieren.
"Ich habe keine Sekunde gezögert, die Aufgabe anzunehmen", sagte Beierlorzer bei seiner Vorstellung. Der Gymnasiallehrer wolle wieder Emotionen wecken: "In den letzten Spielen fehlte etwas das Herz und die Leidenschaft."
"In der taktischen Ausrichtung verbessern"
Welche "große" Lösung der Brauseklub in der kommenden Saison anstrebt, das verriet Rangnick nicht: "Wir werden keine möglichen Trainernamen kommentieren."
Seit Monaten kursiert in der Messestadt das Gerücht, Thomas Tuchel könnte nach Vertragsende in Mainz im Sommer die "Bullen" übernehmen. Es war auch diese Spekulation, die Zornigers Position geschwächt hatte.
Da zudem die sportliche Krise (nur ein Sieg aus den letzten sechs Spielen) trotz der millionenteuren Wintertransfers anhielt, war die Luft für Zorniger dünn geworden. "Wir müssen uns in der Spielweise und in der taktischen Ausrichtung verbessern", hatte Rangnick nach dem Spiel in Aue gesagt und Zorniger damit indirekt ein miserables Arbeitszeugnis ausgestellt.
Zorniger: Gutes Verhältnis zur Mannschaft
Zwischen dem Sportdirektor und dem Trainer herrschte eine immer größer werdende Kluft. Vor allem in der öffentlichen Zielsetzung lagen beide Alphatiere weit auseinander. Während Rangnick um jeden Preis aufsteigen wollte ("Je früher desto besser"), verlangte Zorniger mehr Demut: "Ein weiteres Jahr zweite Liga würde dem Umfeld gut tun."
Der an sich sehr umgängliche Zorniger wurde zunehmend dünnhäutig, wenn ihm die Aufstiegsfrage gestellt wurde. "Wenn wir das Ziel erreichen sollten, wird mein Denkmal hier bestimmt nicht kleiner sein als das des Sportdirektors", hatte der frühere Co-Trainer des VfB Stuttgart zuletzt mit Sarkasmus geantwortet. Dieser Satz kam bei Rangnick überhaupt nicht gut an.
Zur Mannschaft hatte Zorniger dagegen bis zuletzt ein sehr gutes Verhältnis gepflegt, auch deshalb hielt Rangnick lange an seinem Aufstiegstrainer fest.
Dass es angesichts der internen Spannungen stets Gerüchte um mögliche Nachfolger gab, hatte Rangnick als "respektlos" empfunden. "Auch für Alex, wenn er alle paar Wochen lesen muss, dass angeblich Thomas Tuchel oder sonst wer bei uns ein Thema sein soll", sagte Rangnick kürzlich dem "Kicker". Ab jetzt darf aber fleißig spekuliert werden.
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