17 Toreros jagen den Roten Bullen

Frederick MüllerMichael Berndt
24. Juli 201515:10
RB Leipzig geht als absoluter Topfavorit in die neue Saisongetty
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Die Saison 2015/2016 öffnet ihre Pforten. Für RB Leipzig ist der Aufstieg eine Pflichtaufgabe. Hinter Absteiger SC Freiburg tummeln sich die üblichen Verdächtigen, zu denen sich die Eisernen gerne gesellen wollen. Der 1. FC Nürnberg will vieles besser machen und die Umbruch-Teams aus Braunschweig und Paderborn suchen die Stabilität. Im Tabellenkeller kämpfen der FSV Frankfurt und die Chaos-Löwen um den Ligaverbleib. Der eine Aufsteiger versucht es wie Darmstadt, auf den anderen setzt keiner einen Pfifferling.

18. MSV Duisburg

Nach dem Zwangsabstieg 2013 sind die Zebras wieder im Unterhaus vertreten. Für einige MSV-Akteure stellt die 2. Liga Neuland dar. Das weiß auch Zlatko Janjic: "Wir müssen gerade unseren neuen Spielern, die zum ersten Mal in der 2. Liga sind, Zeit lassen. Der Druck ist höher, die Ansprüche sind größer. Das wird alles ein Lernprozess", so der Torjäger.

Auch von dem 17-Tore-Mann der letzten Saison wird viel abhängen. Unterstützung bekommt er von zwei Neuzugängen aus dem Rheinland: Dustin Bomheuer (Düsseldorf) und Thomas Bröker (Köln) spielten zusammen über 200 Zweitliga-Partien und sollen die Unerfahrenheit ausgleichen. Beide kamen ablösefrei und belasten den Duisburger Schuldenberg nur gering.

Finanziell hilft die Stadt, die die Stadionmiete für die erste Saison auf nur 900.000 Euro taxiert hat. Erst im zweiten Jahr wird es teurer. Sportlich wird es für den MSV eine schwere Nummer. Deswegen macht sich der Präsident keine Illusionen: "Für uns geht es nur um den Klassenerhalt. Mit Platz 15 wäre ich hochzufrieden", so Ingo Wald. Mit dem kleinsten Etat der Spielklasse ist dies keine schlechte Einschätzung.

17. 1860 München

Die imaginäre Überschrift über dem Trainingsgelände an der Grünwalder Straße lautet "Willkommen beim Chaos-Klub". In keiner Zweiliga-Mannschaft wird so viel über die Rahmenbedingungen im Präsidium gesprochen wie beim TSV. Sportchef Poschner kämpft gegen die Kritiker und wird degradiert, die Führungsriege tritt geschlossen zurück und Investor Ismaik installiert einen Vasallen als neuen Herrscher über "Münchens große Liebe".

Da Präsidien aber faktisch keine Punkte einfahren, lohnt sich der Blick aufs Sportliche. 1860 München schaffte mit viel Krampf und Kampf den Klassenerhalt gegen Holstein Kiel. Der Traditionsklub wankte, fiel aber nicht - und das war auch Verdienst von Torsten Fröhling, der weiter als Trainer arbeiten darf - Magath hin, Magath her.

Verstärkungen weist der Kader wenige auf, Abgänge ließen hingegen die Kassen klingeln. Top-Talent Julian Weigl wechselte für 2,5 Millionen zum BVB, auch Bobby Wood fütterte die Geldbörse. Bei all der Unordnung neues, vielversprechendes Personal zu überzeugen, mutierte zur Herkulesaufgabe. Eine Reinvestition zeichnet sich daher noch nicht ab. Immerhin kommt Mulic als guter Mann von der U23, Lacazette als viel versprechender Mittelfeldmann von PSG.

Die Saisonvorbereitung lief für 1860 schleppend: Einem Achtungserfolg gegen Basel folgten Niederlagen gegen Werder und Swansea. Um sportlich wieder zu überzeugen, muss der Sport auch wieder im Blickpunkt stehen. Gelingt das, hat der Kader genug Qualität für die 2. Liga, schließlich galt man letztes Jahr nicht zu unrecht als Aufstiegskandidat. Regiert jedoch weiter die Anarchie, ist bei den Löwen auch sportlich nichts mehr zu retten.

16. SV Sandhausen

Für die Jungs vom Hardtwald beginnt auch diese Saison mit einer schweren Hypothek. Drei Punkte zog ihnen die DFL aufgrund von Verstößen gegen die Lizenzbestimmungen vor dem Rundenstart ab. Schon im Frühjahr ereilte die Sandhausener das gleiche Schicksal.

Im Kader sieht es ebenfalls Mau aus: Mit Lukas Kübler (SC Freiburg) und Torhüter Manuel Riemann (VfL Bochum) verloren die Badener zwei Leistungsträger. Trainer Alois Schwartz konnte den Verlust wegen fehlender Mittel lediglich mit fünf Spielern aus der dritten Liga und der Regionalliga auffangen. Immerhin ist Top-Torjäger Aziz Bouhaddouz (zehn Tore) dem klammen SVS bisher treu geblieben.

Trotz schlechter Voraussetzungen steht fest: Alois Schwartz kann einen Underdog in eine Mittelfeldmannschaft verwandeln. Die letzten beiden Jahre (jeweils Rang 12) standen Pate dafür. Ein dritter Streich wäre aber aufs Neue sensationell. Die Möglichkeit ist gegeben. Das zeigen die gute Leistung in der Vorbereitungspartie gegen den SC Freiburg (2:1) und die gewohnt starke Abwehrleistung mit lediglich drei Gegentoren in acht Spielen. Dennoch wird das Abstiegsgespenst wie jedes Jahr in Sandhausen sein Unwesen treiben.

15. FSV Frankfurt

Knapp war es für die Frankfurter in der letzten Saison allemal, nur der Sieg im letzten Spiel gegen Fortuna Düsseldorf verhinderte den Gang in die Relegation. Deswegen leitete der FSV den Umbruch ein. "Retter" Tomas Oral bekam die Aufgabe, eine neue Mannschaft zu gestalten.

Führungskräfte wie Hanno Balitsch und Torhüter Patric Klandt verließen die Mainmetropole. Heinrich Schmidtgal und Kostenlos-Leihe Dani Schahin sollen das Erfahrungsloch stopfen. Insgesamt verpflichteten die Hessen 14 neue Spieler, zwölf mussten im Sommer gehen.

Tomas Oral achtete in diesem Jahr besonders auf den Charakter der Spieler. Diesen wird es auch brauchen, wenn der Klassenerhalt geschafft werden soll. Alles andere als ein Platz im letzten Tabellendrittel kann als Erfolg verbucht werden. Die klammen finanziellen Umstände und der Umbruch deuten darauf hin.

14. 1. FC Heidenheim

In Heidenheim wird man es wahrscheinlich nicht mehr hören können, aber: Die zweite Saison ist immer die schwierigste. Was in der Kreisliga gilt, gilt auch für die Kicker von der Ostalb in ihrer zweiten Zweitligasaison. Und den 1. FC Heidenheim könnte diese Ur-Weisheit des Fußballs hart treffen.

Die Aufstiegseuphorie ist Vergangenheit, ab sofort steht Alltag an. Es gilt, sich in der immer noch neuen Liga zu etablieren. Und sollten sich Vereine, die sich in der letzten Saison deutlich unter Wert verkauften und hinter dem FCH landeten, festigen, kann es schnell nach unten gehen. So mal mit Florian Niederlechner einer der Erfolgsgaranten den Verein verlassen hat: Mit seinen 25 Scorerpunkte ballerte sich der Stürmer in die erste Liga zum FSV Mainz 05. Die Neuzugänge Daniel Frahn und der 18-jährige Dominik Wiedemann sollen mit der Mischung von Routine und Talent den Abgang auffangen.

"Wir wollen nicht gegen den Abstieg kämpfen, sondern für den Klassenerhalt spielen", formuliert Trainer Frank Schmidt die Abstiegsangst um. Wenn man einen guten Start hinlegt und von dem einen oder anderen Wackler der Konkurrenz profitieren kann, steht dem nichts im Wege. Sollte es zu einer Abwärtsspirale kommen, kann es gefährlich werden.

13. FC St. Pauli

Für den Kiezklub gilt es, sich wieder zu stabilisieren. Die Vorsaison hat einige Nerven gekostet, ein Aderlass war nicht zu vermeiden. Arrivierte Spieler wie Göritz, Nöthe, Schachten und Kringe (Karriereende) laufen nicht mehr unter der Piratenflagge auf, dafür setzt Ewald Lienen auf drei Jugendspieler. Leihspieler Waldemar Sobota soll Goalgetter Lennart Thy mit mehr Vorlagen füttern. Extrem bitter: Arsenal-Neuzugang Ryo Miyaichi zog sich kurz vor Saisonstart einen Kreuzbandriss zu.

SPOXTrotz der vielen Abgänge erkennt der Trainer keinen Umbruch und blickt optimistisch in die neue Saison. "Die Stamm-Mannschaft haben wir bis auf zwei, drei Abgänge zusammengehalten. Wir haben gesehen, was alles möglich ist, wenn alle mit voller Leidenschaft und vollem Engagement fokussiert an einem gemeinsamen Ziel arbeiten", so Ewald Lienen im Gespräch mit der Neuen Westfälischen.

Die Konsolidierung unter den "Top 25 in Deutschland" sei das erklärte Ziel der Hamburger, sprich ein Platz in der ersten Tabellenhälfte. Um das bereits in der nächsten Saison zu erreichen, darf sich Pauli nicht mehr so viele leichte Gegentore nach Standards und individuellen Patzern erlauben. Mit der verlässlichen Unterstützung des neuen Millerntors im Rücken sollte aber ein Platz in sicheren Gefilden drin sein.

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12. SpVgg Greuther Fürth

Im Frankenland wird man in dieser Saison kleinere Brötchen backen. Nach einem Bundesliga-Ausflug und einem Stammplatz in den Top-Fünf der 2. Liga gab es mit Platz 14 zuletzt unbekannte Abstiegssorgen. Mit Stefan Ruthenbeck als neuen Übungsleiter hofft man auf eine Verbesserung. Letztes Jahr mit dem VfR Aalen abgestiegen, brennt der 43-Jährige auf einen Durchbruch als Trainer.

Leicht wird ihm dieser allerdings nicht gemacht. Kapitän Wolfgang Hesl und Antreiber Stephan Fürstner verdienen ihr Geld zukünftig in Bielefeld und Berlin. Dafür kamen Sebastian Mielitz ohne Spielpraxis (SC Freiburg) sowie Ruthenbecks Lieblingsschüler Jürgen Gjasula und Andreas Hofmann als Abstiegsmitbringsel.

Wo die Reise hingeht, ist unklar. Die Mannschaft verfügt weiter über ein stabiles Grundgerüst mit Routiniers wie Sukalo und Schröck und Talente wie Zulj und Weilandt. Die Testspiele gegen starke Gegner zeugen von Bipolarität. Nach einem fulminanten Auftritt gegen Athletic Bilbao (3:2) folgte beim Trainingslager in Österreich eine 1:5-Klatsche gegen Celta Vigo. Vor dem Abstieg muss der Spielvereinigung nicht bang werden, mit einer Platzierung im oberen Drittel wird es aber ebenfalls schwer.

11. SC Paderborn

Auch für den SC Paderborn gilt es, den Umbruch nach dem direkten Abstieg aus dem Oberhaus so gut wie möglich aufzufangen. Anders als beim SC Freiburg geht der Blick in Ostwestfalen aber eher Richtung Mittelfeld und Stabilisierung der Lage. Zumindest zunächst einmal. Denn dank der ersten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte sitzt der SCP finanziell und strukturell fest im Sattel und kann auf die Zukunft bauen.

Kurzfristig gesehen, ist der Verlust der Leistungsträger aber zu groß, um direkt wieder oben angreifen zu können. Auch Neu-Trainer und Breitenreiter-Nachfolger Markus Gellhaus muss sich in seiner ersten Position als Chefcoach erst einmal beweisen. "Grundsätzlich möchten wir immer eine aktive Haltung einnehmen und attraktiven und offensiven Fußball bieten", verspricht er im Vorhinein.

Wenn ihm das gelingt und sich dadurch der durchgemischte Kader zu einer geschlossen Mannschaft rund um die Gallionsfiguren Uwe Hünemeier und Lukas Kruse formt, werden sich die Nullsiebener in sicheren Gefilden befinden und die Abstiegssaison kann als Einleitung für den Angriff auf den erneuten Aufstieg fungieren.

10. VfL Bochum

Die fetten Jahre fangen an, könnte es beim VfL Bochum heißen. Der Ruhrpott erhielt erstmals seit vier Jahren die Lizenz ohne Auflagen, Christian Hochstätters Sparkurs bleibt dennoch erhalten. Das zeigen die Transfers: Nando Raffael, Tim Hoogland und Tobias Weis, drei erfahrene Bundesliga-Profis, kamen allesamt ablösefrei an die Castropper Straße.

Neben den namhaften Transfers kommt Jan Simunek nach langer Verletzungspause zurück. Vor allem er soll dafür Sorgen, dass die Schießbude der Liga (53 Gegentore) an Stabilität gewinnt. Vorne wurde Michael Gregoritsch nun doch an den HSV abgegeben, der Vertrag mit Stanislav Sestak wurde aufgelöst. Immerhin ist Simon Terodde noch an Bord. Er soll Unterstützung von Arvydas Novikovas aus Aue erhalten, um den offensiven Spielstil von Trainer Gertjan Verbeek fortzuführen.

In der Vorbereitung schossen sich die Bochumer dann auch gleich ordentlich warm, bei der Saisoneröffnung gab es einen Sieg gegen Tuchel und den BVB. Bleibt der VfL von Verletzungen verschont und bekommt er seine Defensive in den Griff, steht dem Ruhrpott eine ruhige Saison bevor - mehr aber auch nicht.

9. Eintracht Braunschweig SPOX

Braunschweig ist sowas wie die Wundertüte der zweiten Liga. Eine Einschätzung der wahren Stärke ist bei 14 Zugängen und 13 Abgängen quasi unmöglich. Das Ziel der Löwen sollte daher das gleiche sein wie in der Abstiegssaison: Die Stabilisierung in der zweiten Liga soll gewährleistet sein und nach oben ist alles offen.

Prominentester Neuzugang ist Adam Matuschyk, der viel Bundesligaerfahrung aus Köln mitbringt und gemeinsam mit Patrick Schönfeld, der aus Aue kommt, das Mittelfeld festigen und mehr Druck aus der zweiten Reihe kreieren soll. Vorne soll Mads Hvilsom mit seinem dänischen Companion Emil Berggreen von der neuen Schaltzentrale profitieren. Testspielsiege gegen Rubin Kasan und Donezk haben gezeigt, dass diese Idee funktionieren kann.

"Wir verstehen die 2. Bundesliga als große und anspruchsvolle Herausforderung", sieht sich Thorsten Lieberknecht in Liga zwei gut aufgehoben, die für ihn die stärkste der vergangenen Jahre ist. Daher befindet er sich mit seiner Eintracht in einer guten Position: Niemand erwartet im Norden Wunderdinge, beschweren würde sich aber auch keiner, sollte der Blick nach oben gehen.

8. Fortuna Düsseldorf

Rachid Azzouzi hat in seinem ersten Sommer als Sportdirektor der Fortuna ganze Arbeit geleistet und eine schlagkräftige Truppe auf die Beine gestellt. Karim Haggui und Didier Ya Konan bringen geballte Bundesliga-Erfahrung mit, Julian Koch ist sofort eine Verstärkung, gleiches gilt für Christian Strohdiek in der Abwehrzentrale und vorne kann Sercan Sararer wirbeln.

Das Problem: Viele der Neuen, die allesamt das Potenzial zum Leistungsträger mitbringen, den die Fortunen speziell nach dem Abschied ihres emotionalen Leaders "Lumpi" Lambertz benötigen, haben lange nicht gespielt oder sind verletzungsanfällig. Speziell die beiden Altmeister Haggui und Ya Konan müssen erst einmal beweisen, dass sie das Fußballspielen nicht verlernt haben. Dementsprechend schwer ist es, die Rheinländer einzuordnen. Zudem wurden die letzten drei Vorbereitungsspiele allesamt verloren.

Auf der anderen Seite ist aber auch klar: Sollten beide zu alter Stärke finden, stellt Düsseldorf einen guten Kader, dem wesentlich mehr zuzutrauen ist, als der zehnte Platz der Vorsaison.

7. Arminia Bielefeld

Beispiel Darmstadt? Viele trauen der Arminia um Trainer-Fuchs Norbert Meier einen ähnlichen Durchmarsch zu, wie er den Lilien letztes Jahr gelungen ist. Auch weil Meier es geschafft hat, seinen Kader zusammenzuhalten: Top-Spieler wie Fabian Klos, Manuel Junglas und Florian Dick hielten der Arminia die Treue. Dazu wurden namhafte Neuzugänge geholt - und das zum Nulltarif.

Wolfgang Hesl, Björn Jopek und das Pauli-Duo Christopher Nöthe und Michael Görlitz kommen allesamt ablösefrei auf die Alm und werden das Niveau spielerisch und taktisch deutlich anheben. Mit dieser Mannschaft ist das Ziel des Klubs, ein stabiler Zweitligist zu sein, realistisch.

Ob mehr drin ist, hängt auch davon ab, wie die Ostwestfalen aus den Startlöchern kommen. Gelingt es ihnen, die Aufstiegs-Euphorie, die durch einen Testspielsieg gegen den HSV noch einen zusätzlichen Schub bekam, aufrecht zu erhalten, könnte die Arminia das Überraschungsteam der Liga werden.

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6. 1. FC Kaiserslautern

Dem 1. FC Kaiserslautern läuft die Zeit für die Rückkehr in die Bundesliga davon. Bereits zum dritten Mal in Folge scheiterten die roten Teufel in den letzten Zügen des Aufstiegsrennens. Damit verbunden ist der Eindruck, dass ambitionierte Spieler nicht mehr recht daran glauben, mit dem FCK den großen Sprung zu schaffen. Umso größer wird jedes Jahr der Aderlass: Tobias Sippel, Willi Orban und Dominique Heintz hinterlassen Lücken in der Defensive, sämtliche Leihspieler wie Amin Younes oder Kerem Demirbay sind zu ihren Vereinen zurückgekehrt.

Kosta Runjaic muss also einmal mehr ein neues Team bilden, hat dafür aber nicht mehr die Spieler von der Qualität der letzten Jahre zur Verfügung. Viel wird davon abhängen, ob Rückkehrer Daniel Halfar den stockenden Angriff wieder ans Laufen bekommt. "Natürlich können wir uns nicht mal eben einen etablierten Goalgetter kaufen", erkennt Runjaic das Problem und macht keinen Hehl daraus, dass "unsere Kaderplanung noch nicht abgeschlossen ist."

Der unsicheren Personalsituation zum Trotz war die Vorbereitung gut: Von acht Spielen konnten sieben gewonnen werden. "Grundsätzlich wollen wir jedes Spiel gewinnen", gibt Runjaic eine vorsichtige Marschroute vor. Geschehen auf dem Transfermarkt aber keine Wunder mehr, geht Lautern das erste Mal seit ihrem Abstieg nicht als Top-Kandidat um den Aufstieg in die neue Saison.

5. Karlsruher SC

Knapper als der KSC hätte man nicht scheitern können. Letztendlich war es eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters im Relegationsspiel gegen den HSV, die den Aufstieg in die erste Liga verhinderte. Und trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - konnte beinahe der komplette Kader zusammen gehalten werden, einzig Reinhold Yabo zog es nach Salzburg.

Mir Erwin Hoffer konnte ein neuer, erfahrener Stürmer gewonnen werden, der das von Trainer Markus Kauczinski favorisierte 4-4-2 ermöglicht. Hoffer soll als Ergänzung zu Top-Torjäger Rouwen Hennings vorne für Wirbel sorgen, mit Pascal Köpke steht ein junger Back-Up bereit, der in der dritten Liga bewiesen hat, dass er weiß, wo das Tor steht.

Die individuelle Klasse des KSC wird der der zahlreichen Konkurrenten um den Aufstieg jedoch trotz der Verstärkungen nicht das Wasser reichen können. Aber das macht nichts, denn mit Kauczinski hat man einen seelenruhigen Trainer an der Seitenlinie, der es Jahr für Jahr schafft, das Maximum aus seiner Mannschaft zu holen. Gelingt ihm das auf Neue, kann der KSC einige ambitioniertere Klubs wieder gehörig ärgern.

4. Union Berlin

Die Eisernen sind im Angriffsmodus: Nach einer wenig konstanten Vorsaison, die dennoch im siebten Rang mündete, will man sich endlich aus dem Mittelfeld verabschieden und den Blick nach oben richten. "Wir wollen das Ergebnis der vorigen Saison verbessern. Das bedeutet, dass wir die Plätze eins bis sechs ins Visier nehmen", gibt Trainer Norbert Düwel vor seiner zweiten Saison die Marschrichtung vor.

Für das Projekt Aufstieg wurde fleißig umgestellt und einige gestandene Zweitligaprofis konnten überzeugt werden, den Weg mitzugehen. Benjamin Kessel, Stephan Fürstner, Dennis Daube und Daniel Nikci wurden allesamt von direkten Konkurrenten abgeworben. Im Sturm soll US-Nationalspieler Bobby Wood gemeinsam mit Collin Quaner den Abgang von Sebastian Polter wettmachen, der via Mainz nach London zu den Queens Park Rangers gewechselt ist.

An Qualität mangelt es in Berlin-Köpenick nicht, auch die Testspielsiege gegen Crystal Palace und Hapoel Tel Aviv lassen aufhorchen. Wenn man gut aus den Startlöchern kommt und sich dadurch früh eine funktionierende Elf zusammenschweißt, kann Union Berlin lange oben mitmischen.

3. 1. FC Nürnberg

In Nürnberg ist man letztes Jahr hart auf dem Boden der Tatsachen angekommen: Individuelle Klasse ist in der zweiten Liga nicht alles, vielmehr sind mannschaftliche Geschlossenheit und Charakter ausschlaggebend. Dieses Unwissen ließ die Cluberer in einer Saison, in der der direkte Wiederaufstieg angepeilt wurde, auf einen enttäuschenden neunten Platz einlaufen.

Gut für die Franken: Der Kader konnte zusammengehalten werden und wurde punktuell verstärkt. Der Club hat also die Chance, seine Lehren aus der letzten Saison zu ziehen und seine wahre Qualität zu zeigen. Dabei helfen wird unter anderem Hanno Behrens, der vom Aufsteiger Darmstadt kommt und im Mittelfeld vorne weg gehen soll. Ikone Javier Pinola genügte nicht mehr den sportlichen Ansprüchen von Trainer Rene Weiler und wird durch Laszlo Sepsi ersetzt, gleiches gilt für Raphael Schäfer, dessen Nummer 1 Thorsten Kirschbaum übernimmt.

"Wir möchten bis zum Schluss in Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen bleiben", formuliert Club-Vorstand Martin Bader die Saisonziele diesmal behutsamer. Betrachtet man die nochmal verstärkte Qualität im Kader, sollte das kein Problem sein. Ein weiteres Jahr im tristen Mittelfeld kann der Club sich jedoch nicht erlauben. Denn auch Bader weiß: "Der 1. FC Nürnberg darf das Ziel Bundesliga nicht aus den Augen verlieren." Der Kracher gleich am ersten Spieltag gegen den SC Freiburg wird zeigen, in welche Richtung es geht.

2. SC Freiburg

Alles auf Anfang im Breisgau: Nach sechs Jahren Erstklassigkeit steht der bittere Gang in die zweite Liga und damit der Neustart an. Mit dem Abstieg verbunden ist der Verlust von zahlreichen Leistungsträgern. Insbesondere in der Offensive fehlt es ohne Motor Jonathan Schmid und Knipser Admir Mehmedi an Durchschlagskraft. Umso wichtiger, dass Torgarant Nils Petersen zur Überraschung aller fest verpflichtet werden konnte. "Ich habe beschlossen, einfach das zu machen, worauf ich Bock habe", erklärt der Stürmer seine Entscheidung gegen die Bundesliga spartanisch.

Trotz der Abgänge: Der Sport-Klub hat ein stabiles Gerüst und dazu traditionell junge und hungrige Spieler in der Hinterhand - und mit Christian Streich einen der besten Trainer in Deutschland. Auch in der zweiten Liga wird an seinem Stuhl nicht gewackelt werden, sollte es mal nicht laufen. Und wenn die neu formierte Angriffsmaschinerie ins Laufen kommt, ist Freiburg einer der Top-Kandidaten, wenn es um den Aufstieg geht.

1. RB Leipzig

Die Sachsen sind der vielleicht größte Favorit, den es jemals in der 2. Bundesliga gegeben hat. 22 Millionen Euro investierten die Roten Bullen in den Kader - so viel wie niemand zuvor. Für die Abwehr kamen U21-Nationalspieler Willi Orban (1. FC Kaiserslautern) und das türkische Supertalent Atinc Nukan (Besiktas). Im Mittelfeld kamen mit Marcel Sabitzer und Massimo Bruno zwei junge Spitzenkräfte aus Salzburg. Das RB-Herzstück findet sich in der Verpflichtung von Davie Selke wieder. Der Bremer, den sich Leipzig acht Millionen Euro kosten ließ, schoss letzte Saison neun Bundesliga-Tore.

Rangnck-Interview "Ich bin sicher kein Alleinherrscher"

Top-Leute gibt es bei RB Leipzig nicht nur im Kader, sondern auch auf der Bank. Ralf Rangnick mimt zumindest für diese Saison die Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor. Die Marschroute ist klar: "Wir sind die Piratentruppe. Wir sind zum Entern hier", so Rangnick gegenüber dem Kicker. Rangnick kennt eine vergleichbare Situation bereits aus seiner Zeit bei 1899 Hoffenheim. Im Kraichgau öffnete damals Dietmar Hopp die Schatulle und der Aufstieg gelang.

Wer jetzt denkt, die Leipziger müssen sich wegen vieler Neubesetzungen noch finden, irrt: Sieben Testspiele, sieben Siege. Darunter Erfolge gegen Rubin Kasan (1:0) und den FC Southampton (5:4). Am Samstag start RB gegen den FSV Frankfurt. Alles andere als ein Dreier würde für Erstaunen sorgen. Alle Spieler sind fit, die Mannschaft ist auf jeder Position doppelt besetzt und bereit für die Mission Pflicht-Aufstieg.

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