Um einen guten ersten Eindruck zu machen, gibt es keine zweite Chance. Und so gesehen hat Fußball-Zweitligist 1860 München an diesem Montag ausnahmsweise einen sehr guten Tag. Genau genommen hat ihn Ian Ayre. Ayre, 53 Jahre alter Engländer, ist seit Montag Hauptgeschäftsführer der "Löwen". Dass er diesen Job übernehmen wird, war seit längerer Zeit bekannt. Auch, und das bleibt das Verblüffende, dass er vom FC Liverpool kommt.
An seinem ersten Tag hinterlässt Ayre, gesprochen "Ääär", einen prima Eindruck. Er trägt eine blau-weiß gestreifte Krawatte, und was er sagt, klingt gut: ausführliche Begrüßung auf Deutsch, eine kleine Stichelei gegen den ungeliebten Lokalrivalen FC Bayern ("Ich wusste gar nicht, dass es in München noch einen Fußballklub gibt"), dazu ein paar weitere unterhaltsame Sätze wie: "Jürgen Klopp gab mir ein paar Tipps, was das Biertrinken betrifft."
Vereinspräsident Peter Cassalette nennt den Coup, den Investor Hasan Ismaik da gelandet hat, "einen Meilenstein für eine positive Zukunft" der traditionell chaotischen Löwen, die unter Ismaik die Trainer und Geschäftsführer in atemraubender Geschwindigkeit ausgetauscht haben. Nun also ist seit Januar Trainer Vitor Pereira da, jetzt kommt Ayre hinzu. Beide sind Wunschkandidaten des Investors, an dessen Tropf der Traditionsverein hängt.
"Weiß, wie ein Arbeiterverein tickt"
Erstaunlich bleibt, dass ein Mann, der ein Liverpudlian ist, der bei den "Reds" zehn Jahre lang eine ziemlich wichtige Rolle gespielt hat, für zwei Jahre bei einem Verein wie dem TSV 1860 unterschreibt. "Ich habe eine neue Herausforderung gesucht. Ich teile die Vision von Hasan und Peter", sagt er. Und: Er sei ja an der Anfield Road aufgewachsen und wisse, wie ein Arbeiterverein mit Tradition so ticke. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung.
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Die Herausforderung, derer sich Ayre da stellt, ist beileibe nicht zu unterschätzen. "Natürlich", sagte der neue Löwen-Chef, "habe ich Jürgen Klopp um seinen Rat gefragt. Ich habe sehr viel Gutes über 1860 gehört. Es war alles sehr positiv." Ob er auch um das Schlechte und das Negative weiß? Die bisherigen Jahre unter Ismaik verliefen bisweilen tumultartig, die Entscheidungen des Investors erschienen sprunghaft, ein Plan war nicht zu erkennen.
Das soll nun alles anders werden. "Es ist das Ziel jedes Vereins, in die Bundesliga aufzusteigen", weiß Ayre, betont aber: "Wir wollen Schritt für Schritt vorankommen." Das gilt auch bei den Fragen nach dem neuen Stadion, das Ismaik unbedingt bauen will: "Hier spielen so viele Faktoren eine Rolle", schränkt Ayre ein und betont: "Mein Stil ist generell ein überdachtes Handeln." Wenn sich dieser (neue) Stil durchsetzt, hat 1860 München schon viel gewonnen.
Der TSV 1860 München im Überblick